24.03.2021

Auch Zucht­fisch aus Aqua­kulturen trägt zur welt­weiten Über­fischung bei!

Jeder sechste gefangene Wildfisch wird als Futtermittel für Aquakulturen verwendet, wie ein aktueller Bericht des AK-Konsumentenschutzes Oberösterreich und der niederländischen Stiftung Changing Markets zeigt. Damit ist klar: Aquakulturen tragen zur weltweiten Überfischung bei. Dennoch nehmen Fischprodukte aus Aquakulturen nicht nur global, sondern auch in Österreich rasant zu. Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich befragte deshalb Österreichs Supermärkte, wie sie nicht nachhaltige Produkte ausschließen wollen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Hierzulande fehlt es im Lebensmittelhandel am Bewusstsein für die Problematik. Österreichs Einzel- und Großhändler schneiden mit ihrer Einkaufspolitik im europäischen Vergleich besonders schlecht ab.

Aqua­kulturen von Wild­fisch ab­hängig

Obwohl den Österreicher:innen Regionalität von Lebensmitteln besonders wichtig ist, wird Fisch zu 94 Prozent aus dem Ausland importiert. Immer mehr der knapp 8 Kilogramm Fisch, die in Österreich jährlich pro Kopf verspeist werden, stammen aus Aquakulturen. Das Problem dabei: Die globale Aquakulturindustrie ist von großen Mengen Fischmehl und -öl abhängig, die als Teil des Fischfutters die industrielle Fischproduktion aufrechterhalten. Ein Drittel der weltweiten Fischbestände gilt bereits als überfischt – Aquakulturen tragen erheblich zur Überfischung bei.




Konsumenten können nach­haltigen Fisch nicht er­kennen

Konsument:innen können nicht erkennen, ob sie mit ihrem Einkauf zur Überfischung der Meere beitragen, wenn sie beispielsweise zu Lachs oder Garnelen aus Fischzucht - sogenannter Aquakultur - greifen. Der Handel macht es derzeit fast unmöglich, auf einem Produkt aus Aquakultur zu erkennen, ob Wildfisch im Futtermittel enthalten ist, oder nicht. 

Wenig Engagement von Super­märkten

Insgesamt besteht bei Supermarktketten in Österreich noch deutliches Verbesserungspotential hinsichtlich Transparenz und Einkaufspolitik. Groß- und Einzelhändler befassen sich hierzulande nur unzureichend mit der Problematik von Wildfisch als Futtermittel in ihren Aquakultur-Lieferketten. 

Die Rangliste bei Transparenz und Nachhaltigkeit von Aquakulturprodukten wird in Österreich von Lidl angeführt, das als einziges Unternehmen Informationen zur Fischverwertungsrate ihrer Produkte preisgab. Im Bewertungssystem erreicht Lidl ein Drittel der maximalen Punktezahl. 

Schlusslicht mit den geringsten Nachhaltigkeitsbemühungen ist der Großhändler METRO.

Es geht aber auch besser: In Deutschland erreichte Kaufland 44 Prozent im Bewertungssystem, Großbritanniens größter Supermarkt Tesco erreichte sogar 60 Prozent der Maximalpunktezahl. 


Dargestellt ist der prozentuale Anteil der erfüllten Indikatoren in den Bereichen Unternehmenspolitik, Lieferketten-Transparenz, Produktvermarktung.

Keine Güte­siegel für nach­haltige Aqua­kultur

Österreichische Supermärkte verlassen sich bei Ihrer Einkaufspolitik auf Gütesiegel als Beleg für nachhaltige Fischerei und Aquakultur. Ein näherer Blick auf diese Standards zeigt aber, dass diese die Verwendung von Wildfang als Zuchtfischfutter dulden und auch durch kein einziges Kriterium das Fischwohl bewerten. Dabei wäre es im Sinne tatsächlicher Nachhaltigkeit besonders wichtig, dass das Engagement von Supermarktketten hier nicht endet. Mit ihrer Kaufkraft hätten sie das Potential Änderungen in der Lieferkette herbeizuführen. 

AK-Konsumentenschützer:innen und Changing Markets fordern daher folgende Verbesserungen:

  • Supermärkte müssen sich dazu verpflichten, die Nutzung von Fischmehl und -öl aus Wildfisch in ihren Aquakultur-Lieferketten zu beenden.

  • Produkte aus Aquakulturen müssen im Handel klar gekennzeichnet werden und auf der Verpackung Informationen über die Herkunft (Zuchtstätte), die Art und die Herkunft des Fischfutters sowie der Lieferanten zu finden sein. Bisherige Gütesiegel reichen hier nicht aus.
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