Auto­finanzierung durch Leasing oder Kredit - was ist günstiger? 

Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich hat im April 2023 Leasing- und Kreditangebote zur Autofinanzierung eingeholt. Um den aktuellen Entwicklungen Rechnung zu tragen, haben wir erstmals auch um Angebote für ein E-Auto ersucht.

Das Ergebnis kurz zusammen­gefasst: Aufgrund des massiven Zinsanstieges im vergangenen Jahr sind sowohl Leasing- als auch Kreditfinanzierungen im Vergleich zu unserer letzten Erhebung vor 2 Jahren wesentlich teurer geworden. Fixzinsangebote sind eine Seltenheit.

Übersicht: Kreditangebote (0,2 MB)

Übersicht: Leasingangebote (0,2 MB)

So haben wir er­hoben

An der Erhebung haben sich die BAWAG, Hypo OÖ, Oberbank, Porsche Bank, Raiffeisenlandesbank OÖ, Santander Consumer Bank, Sparkasse OÖ und die VKB-Bank beteiligt.

Wir ersuchten um Übermittlung von Kredit- und Leasingangeboten zur Finanzierung eines VW Polo 59 kW (Barzahlungspreis: 20.000 Euro, vorhandene Eigenmittel: 4.000 Euro; Laufzeit: 5 Jahre, normale Bonität) sowie eines VW ID.3 Pro Life 150 kW (Barzahlungspreis: 40.000 Euro, vorhandene Eigenmittel: 8.000 Euro; Laufzeit: 5 Jahre, normale Bonität).

Die Porsche Bank räumt aktuell einen Finanzierungsbonus in Höhe von 500 Euro (VW Polo) beziehungsweise 1.000 Euro (VW ID.3) ein. Um die Vergleichbarkeit mit den anderen Anbietern zu gewährleisten sind diese Boni jedoch nicht in den Berechnungen berücksichtigt worden.

Konditionen­ver­gleich – Ranking

Wir haben die Konditionen der Leasing- und Kreditangebote primär anhand des Gesamtbetrages (= Summe der zu leistenden Zahlungen) verglichen. Beim Leasing unter der Annahme, dass ein Ankauf des Fahrzeuges am Ende der Vertragslaufzeit erfolgt; beim Kredit unter Einrechnung der Eigenmittel zur besseren Vergleichbarkeit der Finanzierungsvarianten. Zudem blieben etwaige Zusatzkosten (etwa Prämien für den Abschluss einer Kaskoversicherung) unberücksichtigt.

Ranking Zusammenfassung (0,2 MB)

„Klassisches KFZ“ (VW Polo) - das Er­gebnis

Die Santander Consumer Bank hat beim Kredit die Nase vorne. Beim Leasing hat uns die Oberbank das günstigste Angebot übermittelt.

Während beim Leasing die Angebote relativ dicht beieinander liegen, gibt es bei den Kreditangeboten erhebliche Unterschiede oder Einsparungspotenziale. Beim Leasing beträgt die Spanne zwischen günstigstem Angebot und teuerstem Angebot rund 1.476 Euro, beim Kredit hingegen 2.865 Euro.  

 LeasingGesamtbetrag
1Oberbank22.792 Euro
2Santander23.085 Euro
3BAWAG23.438 Euro
4Sparkasse OÖ23.468 Euro
5Hypo OÖ23.604 Euro
6Porsche Bank23.856 Euro
7RLB OÖ23.883 Euro
8
VKB-Bank
24.267 Euro
Durchschnitt23.549 Euro
Median23.536 Euro
max. Unterschied Gesamtbetrag1.476 Euro


KreditGesamtbetrag
1Santander22.366 Euro
2Porsche Bank22.632 Euro
3BAWAG22.733 Euro
4Hypo OÖ23.247 Euro
5Bank Austria23.377 Euro
6Sparkasse OÖ23.467 Euro
7VKB-Bank24.248 Euro
8Oberbank25.032 Euro
9RLB OÖ (Angebot 1)25.231 Euro
Durchschnitt23.593 Euro
Median23.377 Euro
max. Unterschied Gesamtbetrag2.865 Euro

Vor 2 Jahren hat beim Leasing der durchschnittliche Gesamtbetrag 21.680 Euro betragen; beim Kredit 22.029 Euro. Die Werte der aktuellen Erhebung zeigen, dass Leasing im Schnitt um knapp 1.870 Euro teurer geworden ist, während sich Kredite im Mittel „nur“ um rund 1.565 Euro verteuert haben.

Zurückzuführen ist diese markante Erhöhung primär auf den erheblichen Anstieg der Marktzinsen in den vergangenen 12 Monaten.

„E-Auto“ (VW ID.3) - das Er­gebnis

Das günstigste Leasing-Angebot wurde uns von der Raiffeisenlandesbank OÖ übermittelt. Bei den Krediten kam das beste Angebot (erneut) von der Santander Consumer Bank. Die Kreditangebote sind bis inklusive Platz 5 unserer Rangliste allesamt (deutlich) vorteilhafter als die Leasing-Angebote.

Aufgrund sehr hoher Nebengebühren sind die Kreditangebote der Oberbank und der RLB OÖ weit abgeschlagen auf den beiden letzten Plätzen zu finden.

Erhebliches Einsparungspotenzial gibt es wiederum vor allem bei Kreditangeboten. Beim Leasing beträgt die Spanne zwischen günstigstem Angebot und teuersten Angebot rund 1.765 Euro, beim Kredit hingegen 5.333 Euro. 

 LeasingGesamtbetrag
1RLB OÖ45.872 Euro
2Oberbank46.156 Euro
3Hypo OÖ46.611 Euro
4Santander46.812 Euro
5Sparkasse OÖ46.964 Euro
6Porsche Bank47.345 Euro
7BAWAG47.389 Euro
8VKB-Bank47.637 Euro


Durchschnitt46.848 Euro
Median46.888 Euro
max. Unterschied Gesamtbetrag1.765 Euro


 KreditGesamtbetrag
1Santander44.558 Euro
2BAWAG44.853 Euro
3Porsche Bank45.265 Euro
4Hypo OÖ46.049 Euro
5Sparkasse OÖ46.456 Euro
6Bank Austria46.755 Euro
7VKB-Bank47.990 Euro
8Oberbank49.744 Euro
9RLB OÖ (Angebot 1)49.891 Euro


Durchschnitt46.840 Euro
Median46.456 Euro
max. Unterschied Gesamtbetrag5.333 Euro

Wesentliches Motiv für den in der Praxis beobachtbaren Trend zum Leasing dürfte die Höhe der monatlichen Belastung sein. Während in unserer Erhebung die durchschnittliche Leasingrate rund 214 Euro (VW Polo) beziehungsweise rund 408 Euro (VW ID.3) beträgt, beläuft sich beim Kredit die durchschnittliche Kreditrate auf rund 320 Euro (VW Polo) beziehungsweise auf rund 639 Euro (VW ID.3).

Der Grund für die doch erhebliche Differenz liegt darin, dass beim Leasing (im Gegensatz zum Kredit) nicht der volle Kaufpreis finanziert wird, sondern der vereinbarte Restwert in den Leasingraten unberücksichtigt bleibt (zur „Restwertproblematik“ siehe weiter unten).

Kredit - darauf sollten Sie achten

  • Die RLB OÖ verlangt den Abschluss einer „KreditTopSchutzVersicherung“. Die dafür (einmalig) zu entrichtenden Versicherungsprämien belaufen sich auf 1.060,23 Euro (VW Polo) oder 2.102,39 Euro (VW ID.3).

    Update: Nach Veröffentlichung unserer Erhebung hat uns die RLB OÖ mitgeteilt, dass der Abschluss der „KreditTopSchutzversicherung“ irrtümlich als verpflichtend dargestellt wurde. Wir haben unsere Vergleichstabellen angepasst und zur Illustration der Auswirkungen beide Varianten in unsere Übersicht mitaufgenommen. Bei Angebot 1 wurde die Versicherungsprämie miteinbezogen; bei Angebot 2 blieb sie unberücksichtigt. 
     
  • Die RLB OÖ ist auch der einzige Anbieter, der ein Entgelt (nämlich 90 Euro) für Anfragen beim Kreditschutzverband (KSV) in Rechnung stellt.

  • Einmalige Bearbeitungsgebühren verrechnen „nur“ BAWAG, Oberbank, Porsche Bank und RLB OÖ.
     
  • Mit Abstand die höchste Bearbeitungsgebühr fällt bei der Oberbank an. Beim VW Polo macht sie 800 Euro, beim VW ID.3 sogar 1.600 Euro aus (das sind jeweils 4 Prozent des jeweiligen Barzahlungspreises). Hinzu kommt, dass die Oberbank monatlich neben einer (vergleichsweise moderaten) Kontoführungsgebühr von 5,34 Euro auch noch eine Gestionsprovision von 13,11 Euro (VW Polo) bzw. 26,22 Euro (VW ID.3) verrechnet.

Lediglich 2 von 9 Anbietern (Porsche Bank und Sparkasse OÖ) übermittelten uns Kreditangebote mit fixen Zinsen. Bei den Kreditangeboten mit variablen Zinssätzen ist der Bezugswert für Zinsanpassungen überwiegend der 3-Monats-Euribor (die UniCredit Bank Austria und die VKB-Bank beziehen sich hingegen auf den 6-Monats-Euribor). 

In der nachstehenden Auflistung der monatlichen Durchschnittswerte von 3-Monats-Euribor und 6-Monats-Euribor ist der massive Zinsanstieg in den vergangenen Monaten gut ablesbar.

Datum3-Monats-Euribor6-Monats-Euribor
Apr. 2022-0,448-0,311
Mai. 2022-0,386-0,144
Jun. 2022-0,2390,162
Jul. 20220,0370,466
Aug. 20220,3950,837
Sep. 20221,0111,596
Okt. 20221,4281,997
Nov. 20221,8252,321
Dez. 20222,0632,560
Jan. 20232,3452,858
Feb. 20232,6403,135
Mrz. 2023 2,9113,267
Apr. 20233,1793,516

Leasing - das sind die Einzel­heiten

Zu beachten ist, dass in der Praxis beim Leasing häufig auch der Abschluss einer Kaskoversicherung verlangt wird.

Nur die Sparkasse OÖ und die VKB-Bank haben (repräsentative) Annahmen für die Kosten einer Kaskoversicherung getroffen. Ist der Abschluss einer Kaskoversicherung verpflichtend, so sind die Kosten dafür auch bei der Berechnung des effektiven Jahreszinssatzes beziehungsweise des Gesamtbetrages (= Summe der insgesamt zu leistenden Zahlungen) zu berücksichtigen, um der Verbraucherin/dem Verbraucher die tatsächliche Kostenbelastung deutlich vor Augen zu führen.

ACHTUNG

Kein Recht auf Erwerb des Fahrzeuges am Ende der Vertragslaufzeit!

Bei allen übermittelten Leasingangeboten handelt es sich um Verträge gemäß Verbraucherkreditgesetz (VKrG). Das bedeutet, dass die Leasingnehmerin/der Leasingnehmer zwar am Ende der Laufzeit für einen bestimmten Wert des Fahrzeuges (Restwert) einzustehen hat, sie/er jedoch kein vertraglich eingeräumtes Recht zum Erwerb des Fahrzeuges hat (VKrG § 26 Abs 1 Z 4 ).

Im Regelfall wird der Leasingnehmerin/dem Leasingnehmer zwar laut Angaben der Leasinganbieter auf Wunsch das Fahrzeug sehr wohl verkauft – einen rechtlichen Anspruch auf Erwerb hat sie/er aber nicht. Laut Vertrag ist das Fahrzeug am Ende der Laufzeit an die Eigentümerin/den Eigentümer (Leasinggesellschaft) zurückzustellen.

Diese spezielle Vertragskonstruktion spielt insbesondere auch dann eine Rolle, wenn die Verbraucherin/der Verbraucher das Leasingfahrzeug vorzeitig (vor regulärem Ablauf des Leasingvertrages) erwerben möchte. Da vertraglich keine Kaufoption eingeräumt wurde, muss die Leasinggesellschaft als Eigentümerin des Fahrzeuges der Konsumentin/dem Konsument das Fahrzeug auch nicht verkaufen.
In der Regel wird die Leasinggesellschaft dazu zwar bereit sein, allerdings lässt sie sich unserer Erfahrung nach diese Verkaufsbereitschaft mitunter relativ teuer abgelten.

Für Leasing als Finanzierungsform sollten sich Konsument:innen somit entscheiden, wenn sie primär an der reinen Nutzung des Fahrzeuges interessiert sind. Steht hingegen der Erwerb von Eigentum im Vordergrund, so ist der Kredit die grundsätzlich passendere Finanzierungsform.

Zu beachten ist ferner, dass es bei den in der Praxis üblichen Verbraucherleasingverträgen kein Rücktrittsrecht gibt. Bei einer Kreditfinanzierung räumt das Verbraucherkreditgesetz hingegen ein 14-tägiges Rücktrittsrecht ein.

Handelt es sich um ein verbundenes Geschäft (vermittelt zum Beispiel der Autohändler auch den Kredit), dann könnte auch noch binnen einer Woche nach Erklärung des Rücktritts vom Kreditvertrag vom Grundgeschäft (Autokauf) zurückgetreten werden. Diese Möglichkeit, sich gegebenenfalls von den vielleicht überhastet abgeschlossenen Verträgen (Kaufvertrag Auto und/oder Finanzierungsvertrag) lösen zu können, ist gesetzlich nur bei Kreditverträgen, nicht aber beim Leasing vorgesehen.

Rest­wert - große Unter­schiede zwischen den Banken

Bemerkenswert sind nach wie vor die beträchtlichen und wenig sachgerecht erscheinenden Differenzen bezüglich der Annahmen zu den Restwerten.

Während die Raiffeisenlandesbank OÖ den voraussichtlichen Wert beider Fahrzeuge nach 5 Jahren mit 18 Prozent des jeweiligen Kaufpreises ansetzt, geht die Porsche Bank beim VW Polo von einem Restwert in Höhe von 44 Prozent des Kaufpreises aus. Beim E-Auto (VW ID.3) kalkuliert die Oberbank sogar einen Restwert von 48,8 Prozent des Kaufpreises. Diese erhebliche Diskrepanz ist einigermaßen überraschend. 

Hoher Rest­wert, geringe Leasing­rate

Ein sehr hoher Restwert führt kalkulatorisch im Regelfall zu einer relativ niedrigen monatlichen Leasingrate.

So ist die Leasingrate für den VW Polo bei der Porsche Bank, die ihrer Kalkulation den höchsten Restwert zugrunde legt, mit 178 Euro auch die niedrigste im Vergleich. Gemessen an der Summe der insgesamt zu leistenden Zahlungen (Gesamtbetrag) rangiert dieses Angebot mit 23.856 Euro in unserem Ranking jedoch „nur“ an sechster Stelle. Eine niedrige Leasingrate bedeutet daher nicht automatisch, dass es sich auch um das beste Angebot handelt!

Bei allen Anbietern haften die Konsument:innen für einen bestimmten Wert des Fahrzeuges am Ende der Laufzeit (Restwert). Das bedeutet etwa im Falle der Rückstellung des Fahrzeuges bei Laufzeitende, dass eine mitunter empfindliche Nachzahlung blühen kann: Nämlich dann, wenn der Marktwert des zurückgegebenen Fahrzeuges (etwa 5.000 Euro) unter dem vereinbarten Restwert (beispielsweise 7.000 Euro) liegt. In diesem Fall müsste die Konsumentin/der Konsument für die Differenz (im Beispiel: 2.000 Euro) aufkommen.

Fazit der AK-Konsumenten­schützer

  • Aktuell sind Autokredite günstiger zu haben als Leasingfinanzierungen. Zu berücksichtigen sind häufig noch zusätzlich anfallende Nebenkosten (zum Beispiel Kaskoversicherung bei Leasing).

  • Bei Leasing steht die Nutzung, nicht der Erwerb des Fahrzeuges im Vordergrund. Keine einzige (!) Leasinggesellschaft räumt der Leasingnehmerin/dem Leasingnehmer vertraglich ein Recht zum Ankauf des Fahrzeuges während oder am Ende der Laufzeit ein!

  • Achten Sie auf Vereinbarung eines realistischen Restwertes und lassen Sie sich nicht von relativ niedrigen Leasingraten blenden. Vergleichen Sie insbesondere Gesamtbetrag und effektiven Jahreszinssatz.     

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