Fast Fashion: Warum finden sich unsere Alt­­kleider in Afrika wieder?

Nur wenigen Konsument:innen ist bewusst, dass die Modeindustrie nach der Ölindustrie der zweitgrößte Umweltverschmutzer ist. Sie verursacht weltweit mehr CO2-Emissionen als Luftfahrt und Schifffahrt zusammen.

Auch in Österreich gehen Schätzungen davon aus, dass jährlich pro Kopf 19 Kilogramm Textilien gekauft und rund 11 Kilo entsorgt werden. Nur 17 Prozent davon werden laut Umweltbundesamt wiederverwendet und recycelt. Und der Rest?

Faktensammlung einer wirk­lich schmutzigen Industrie

Die Textilindustrie verursacht laut der europäischen Umweltagentur 10 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes. Die Produktion eines einzigen T-Shirts verbraucht 2.700 Liter Wasser. Diese Menge trinkt eine Person im 2,5 Jahren.

Gleichzeitig verursacht die Modeindustrie durch die Färbung und Veredelung von Textilien schätzungsweise rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung. Damit nicht genug: Sie spült dabei auch 200.000 Tonnen Mikroplastik in die Meere und verursacht 92 Millionen Tonnen Abfall – ein Großteil davon verschmutzt Landschaften oder wird ungefiltert verbrannt.

Damit wirkt sich Fast Fashion, also die Kurzlebigkeit im Kleiderschrank, verheerend auf die weltweite Klimakrise aus. Zudem findet die Herstellung unter menschenunwürdigen Bedingungen statt. Und dabei arbeiten weltweit rund 75 Millionen Menschen (ohne Baumwollanbau und Einzelhandel) in dieser Industrie - 85 Prozent davon sind (meist junge) Frauen.

Leben, als würde es kein Morgen geben

Mode ist heute verschwenderischer und umweltschädlicher denn je. Ständig wechselnde Trends zu Billigpreisen haben zu einem immer schneller werdenden Zyklus des Anschaffens und Wegwerfens geführt.

Bis zu 24 Kollektionen bieten Marktführer wie Zara und H&M jedes Jahr an. Wir kaufen heute mehr als doppelt so viel Kleidung wie noch vor 15 Jahren – und tragen sie nur halb so lange. Um unglaubliche 60 Prozent ist die Anzahl der weltweit gekauften Kleidungsstücke zwischen 2000 und 2014 gestiegen. Jährlich werden 108 Millionen Tonnen nicht erneuerbarer Rohstoffe für die Herstellung von Kleidung ver(sch)wendet.

Mythos Recycling

Laut Umweltbundesamt landen in Österreich rund 220.000 Tonnen Textilabfälle im Müll. Nur 17 Prozent davon werden wiederverwendet und recycelt, 77 Prozent werden „energetisch verwertet“, also verbrannt.

Schätzungen gehen davon aus, dass in Österreich jährlich pro Kopf 19 Kilogramm Textilien gekauft werden, was 1 Kleidungsstück pro Woche entspricht. Davon werden rund 11 Kilo jährlich wieder entsorgt.

Altkleider­spenden am afrikanischen Second Hand-Markt?

Die schiere Masse unseres Kleidungskonsums ist zu einem Problem geworden. Kleidung, die hierzulande nicht mehr genutzt wird, landet in einem Altkleidercontainer und beginnt ein zweites Leben. Aber wohin genau diese Textilien verfrachtet werden, bleibt oft im Verborgenen. Denn die Wahrnehmung von Altkleiderspenden als Geschenke für Menschen in Not entspricht nicht ganz der Realität.

1,7 Millionen Tonnen Textilien werden pro Jahr aus der EU exportiert, belegt die EU-Umweltagentur. Der Großteil geht nach Afrika, zum Beispiel nach Kenia, Ghana oder Mosambik. Hier kommen wöchentlich Millionen Kleidungsstücke an. Davon landen gleich 40 Prozent im Müll, weil ihre Qualität nicht gut genug ist.

Und der Anteil qualitativ schlechter Kleidung wird wegen Fast Fashion immer größer. Die Müllhalden quellen über. Viele Menschen arbeiten und leben auf und von diesen giftigen Deponien.

Tipps für den Weg zum nachhaltigen Kleiderschrank

1. WENIGER KAUFEN: Am nachhaltigsten ist natürlich der Nicht-Kauf. Überlegen Sie beim nächsten Kauf, ob Sie das Stück wirklich brauchen. Und schauen Sie mal in Ihren Kleiderschrank und entdecken Sie alte Teile neu.

2. KLEIDUNG REPARIEREN (lassen): Ein Loch ist kein Grund für die Entsorgung im Mülleimer. Wer seine Kleidung nicht gerne selbst repariert, kann dies in einer Schneiderei machen lassen. Manche Shops bieten kostenlos oder gegen eine kleine Gebühr an, Kleidung zu reparieren.

3. KLEIDUNG NEU KOMBINIEREN: Minimalismus ist seit Marie Kondo im Trend. Und viele Leute haben erfolgreich das gleiche Set an Kleidern ein Jahr lang getragen (ohne dass die Kollegen es gemerkt hätten, weil sie es immer anders kombiniert haben). Stichwort: Capsule Wardrobe.

4. KLEIDUNG TAUSCHEN: Auch dadurch lässt sich eine Veränderung im Kleiderschrank erzielen. Kleidertausch-Partys kann man auch im eigenen Umfeld selbst organisieren. Sie bringen Menschen zusammen.

5. LEIHEN IST DER NEUE TREND: Kaufen Sie auch manchmal Stücke, die dann ungetragen im Kleiderschrank hängen bleiben? Es gibt immer mehr Shops und Plattformen, die Kleidung vermieten, auch Kinderkleidung.

6. SECOND HAND KAUFEN: Je länger wir Kleidung nutzen, umso nachhaltiger ist es. Wird eine Jeans 9 Monate länger getragen, bevor sie entsorgt wird, reduziert dies die negativen Auswirkungen der Jeans-Produktion um 30 Prozent.

7. KLEIDUNG WEITERGEBEN: Was einem selbst nicht mehr gefällt, gefällt möglicherweise jemand anderem. Deshalb: Mut zum Ausmisten und Verschenken!

8. LIEBLINGSTEILE KAUFEN: Alle haben ihr eigenes Lieblingsteil. Wer Lieblingsteile hat, braucht viel weniger Kleidung.

9. NEU KAUFEN – ABER NACHHALTIG: Falls neu gekauft wird, dann bitte nachhaltig.


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