15.07.2021

Löhne, Sonder­zahlungen und Diäten nicht bezahlt: AK Schärding erkämpft hohe Nach­zahlungen für 6 Leih­arbeiter

Binnen weniger Tage kamen im Dezember 2019 8 Leiharbeiter in die AK Schärding, weil ihnen von ihrem Arbeitgeber die Diäten vorenthalten worden waren. Im Laufe der Beratungen stellte sich heraus, dass die Leasingfirma den Mitarbeitern auch Lohn- und Sonderzahlungen, das Entgelt für geleistete Überstunden und - in einem Fall - die Entgeltfortzahlung schuldig geblieben war. Die AK Schärding zog für alle vor Gericht und erkämpfte in 6 Fällen hohe Nachzahlungen. 2 Fälle laufen noch. „Kein Einzelfall“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer, „Leiharbeitskräfte werden oft immer noch wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt.“

Geld vorenthalten, bei AK Hilfe bekommen

Die insgesamt 8 Arbeitnehmer waren mehrere Jahre von einer Leasingfirma mit Sitz in Lenzing (Bezirk Vöcklabruck) an ein Unternehmen im Bezirk Schärding überlassen und wurden dort für Schweißer- und Schlosserarbeiten eingesetzt. Laut Überlassungsmitteilung stand ihnen ein Taggeld von 12 Euro pro Arbeitstag und ein Nächtigungsgeld von 350 Euro pro vollem Arbeitsmonat zu. Diese Aufwandsentschädigungen wurden ihnen ab Mitte 2019 vorenthalten. Deshalb kamen die Männer zur Beratung in die AK-Bezirksstelle Schärding - allesamt mit dem gleichen Problem der nicht bezahlten Diäten, einer hatte inzwischen gekündigt, einer war im Krankenstand entlassen worden.

Ansprüche waren größer als gedacht

„In den Beratungs­gesprächen stellte sich heraus, dass auch andere Ansprüche offengeblieben waren, wie etwa Lohn­zahlungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Überstunden­entgelt“, sagt AK-Bezirks­stellenleiter Mag. Wolfgang Schwarz. Beim Beschäftigten, der gekündigt hatte, ging es zudem um eine Kündigungs­entschädigung, bei jenem, der unberechtigt entlassen worden war, um die Entgelt­fortzahlung im Krankenstand und ebenfalls eine Kündigungs­entschädigung.

Klage bei Gericht eingebracht

Die AK Schärding brachte für alle 8 Männer Klagen beim Arbeits- und Sozialgericht ein. 6 Fälle konnten inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden - mit einem Gesamterfolg von mehr als 53.000 Euro. In Summe konnte die AK Schärding im ersten Halbjahr übrigens fast 500.000 Euro an arbeits­rechtlichen Ansprüchen erkämpfen. Noch nicht eingerechnet sind hier die offenen Ansprüche der beiden Männer, deren Verfahren noch nicht abgeschlossen sind. Bei ihnen geht es insgesamt um rund 16.000 Euro.

Leiharbeiter immer noch benachteiligt

Für AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer sind diese Fälle bezeichnend: „Die Leiharbeits­branche ist zwar in Österreich kollektiv­vertraglich so gut geregelt wie sonst nirgendwo auf der Welt, aber wir sehen in unserer Beratungs- und Vertretungs­praxis, dass Leiharbeiter in vielen Bereichen immer noch wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt werden. Sie werden als flexible Verschub­masse geheuert, oftmals nicht ordnungs­gemäß bezahlt und bei der geringsten Krise wieder gefeuert. Dabei vergessen die Arbeitskräfte­überlasser wohl allzu oft, dass es auch bei Leiharbeits­kräften um den Arbeitsplatz, um die Existenz und um Familien, die ernährt werden müssen, geht“, sagt Kalliauer.

Leiharbeitskräfte werden oft immer noch wie Beschäftigte zweiter Klasse behandelt. Das ist leider kein Einzelfall.

Dr. Johann Kalliauer

AK-Präsident

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