29.04.2021

AK-Jugend­netz­werk Gmunden im angeregten Aus­tausch über Motivations­losig­keit, Frust und Wider­stand von Jugendlichen

Warum verspüren so viele junge Menschen Antriebslosigkeit, Perspektivenlosigkeit, Widerstand und „Null Bock“? Wie hat das erste Jahr der Pandemie diese Problematik verstärkt? Wodurch kann die Motivation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder geweckt werden und wie können sie dabei unterstützt werden, sich für etwas zu begeistern, sodass der Übergang zwischen Schule und Beruf beziehungsweise der Einstieg in den Arbeitsmarkt besser gelingen kann? Die Arbeiterkammer hat sich dazu mit rund 40 Teilnehmern/-innen beim Online-JugendNetzwerkDialog des Jugendnetzwerks Gmunden ausgetauscht.

Corona-Pandemie belastet die Psyche

In der Arbeit mit Jugendlichen erleben die Netzwerkpartner/-innen immer wieder Stimmungsschwankungen, Frustration und Widerstand. Nach einem Jahr der Pandemie hat sich die Problematik zusätzlich verschlechtert. In einer Blitz-Umfrage beim Online-JugendNetzwerkDialog des Jugendnetzwerks Gmunden gaben die Teilnehmer/-innen an, dass sie seit Beginn der Pandemie bei den Jugendlichen negative Entwicklungen wie Motivationslosigkeit und soziale Isolation (sehr oft genannt), Angstsymptome und Schlafstörungen (oft genannt), sowie Aggressionen (mehrfach genannt) und sogar Suizidgedanken (in einigen Fällen) beobachtet haben. 

Die Corona-Krise erschwert Jugendlichen den Berufseinstieg, viele Jobs und Lehrstellen sind weggefallen. Jugendliche sind nach vielen Absagen frustriert und verlieren die Motivation. Zusätzlich stellen mangelnde Sozialkontakte und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten eine enorme psychische Belastung dar. Länger dauernde Isolation führt zum Einbruch der Motivation und zum Gefühl der Sinnlosigkeit. 

Positives auf­zeigen

Fachlicher Input zum Thema kam von Bettina Neumayer, Psychologin im Jugendwohnhaus blue.box in Hörsching. Ihre Kernaussage: Die Motivation der Jugendlichen für eine bestimmte Handlung hänge von der Erwartung und vom Anreiz ab. „Wichtig ist es, den jungen Menschen positive Sichtweisen aufzuzeigen, ihnen zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken, und Ziele mit ihnen zu vereinbaren. Je klarer die Ziele formuliert sind, je klarer der oder dem Betroffenen ist, wie wichtig ihr oder ihm das Ziel ist, und je kompatibler das Ziel mit dem Motivsystem ist, desto stärker ist die Veränderungsmotivation“, sagt Bettina Neumayer. 

Besonders wichtig seien Zuwendung, Empathie, Hilfe zur Selbsthilfe, Wertschätzung und eine intensive persönliche Beziehung zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese habe aufgrund der Lockdowns in den letzten Monaten allerdings vielfach gelitten, berichteten einige Netzwerkpartner/-innen.

Junge brauchen kosten­lose Hilfe

Die AK fordert mehr kostenlose psychotherapeutische Angebote für junge Menschen, den Ausbau sozialraumorientierter Jugendarbeit und niederschwelliger Ausbildungs- und Beschäftigungsformen. Neben der Ausbildungspflicht für alle jungen Menschen bis 18 Jahre braucht es eine Ausbildungsgarantie für junge Erwachsene bis 24 Jahre.

„In der Corona-Krise ist die Jugendarbeitslosigkeit massiv gestiegen und ihre entschlossene Bekämpfung ist eine gemeinsame Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte, die hohe Priorität hat. Gerade Jugendliche, die sich schwertun, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, müssen dabei besonders gefördert werden. AMS-Schulungen und die überbetriebliche Lehre müssen ausgebaut werden. Die Kürzungen in ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen und bei der Ausbildungsbeihilfe in der überbetrieblichen Lehrausbildung müssen wieder zurückgenommen werden. Und es muss im Herbst ausreichend Ausbildungsplätze geben“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

In der Corona-Krise ist die Jugend­arbeitslosig­keit massiv ge­stiegen und ihre ent­schlossene Be­kämpfung ist eine gemeinsame Aufgabe, die hohe Priorität hat. Gerade Jugendliche, die sich schwertun, in der Arbeits­welt Fuß zu fassen, müssen dabei besonders ge­fördert werden. 

Dr. Johann Kalliauer

AK Präsident

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