20.11.2019

Die Leistungsbilanz der Beschäftigten aus dem Bezirk Kirchdorf

Egal ob auf der Baustelle, im Forschungslabor, im Kindergarten, an der Supermarktkassa oder im Lohnbüro. Und darüber hinaus beim Roten Kreuz, bei der Bergrettung und bei der Feuerwehr - überall dort arbeiten die wahren Leistungsträger/-innen, nämlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ohne sie stünde im Bezirk Kirchdorf und im gesamten Bundesland alles still. Die Arbeiterkammer Oberösterreich holt daher ihre Leistungen vor den Vorhang - mit der neuesten Leistungsbilanz der Beschäftigten aus dem Bezirk Kirchdorf.

Im Jahresdurchschnitt 2018 waren im Bezirk Kirchdorf 24.070 Menschen unselbständig beschäftigt - um 1,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor und um 9,5 Prozent mehr als vor 10 Jahren. Von diesem Zuwachs haben Frauen in viel höherem Ausmaß profitiert als Männer.

Die Erwerbsquote liegt im Bezirk Kirchdorf mit 80 Prozent über dem Landesdurchschnitt - das ist die dritthöchste im oberösterreichischen Bezirksvergleich. Mehr als drei Viertel aller Frauen und 83 Prozent der Männer aus dem Bezirk sind erwerbstätig. Knapp ein Drittel aller Beschäftigten hat einen Teilzeitjob - 56 Prozent der Frauen und etwas weniger als 12 Prozent der Männer.

Gesundheitsberufe weiblich, Bau und Produktion männlich

Mehr als ein Drittel der Beschäftigten ist in Kleinstbetrieben mit weniger als 10 Mitarbeitern/-innen tätig. In Großbetrieben mit mehr als 100 Beschäftigten arbeiten rund 28 Prozent der in Kirchdorf berufstätigen Arbeitnehmer/-innen. Die größten Firmen im Bezirk sind:

  • die Firma Fronius International mit Hauptsitz in Pettenbach,
  • die Firma TCG Unitech in Kirchdorf, Micheldorf und Rohr im Kremstal,
  • die Firma Greiner in Kremsmünster,
  • die Firma Bernegger in Molln und
  • das Klinikum Kirchdorf.

Im Bezirk konzentriert sich ein Drittel der Arbeitsplätze auf die Gemeinden Kirchdorf und Kremsmünster. Die Stadt Kirchdorf zählt zu den ganz wenigen Orten in Oberösterreich, die mehr Arbeitsplätze als Einwohner/-innen aufweisen. Während es im Norden des Bezirks etliche große Industriebetriebe gibt, ist im Süden der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Den höchsten Frauenanteil gibt es es mit 80 Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen. Von den Beschäftigten am Bau sind fast 85 Prozent Männer. Die mit Abstand größte Einzelbranche ist die Herstellung von Waren - auch hier arbeiten vorwiegend Männer.

Arbeitslose suchen intensiv nach Jobs

Im vergangenen Jahr waren im Bezirk Kirchdorf durchschnittlich 1.036 Personen arbeitslos, 321 befanden sich in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice und 23 Jugendliche suchten eine Lehrstelle. Die registrierte Arbeitslosigkeit lag bei 4,1 Prozent und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 5 Prozent. Fast drei Viertel der Arbeitsuchenden aus dem Bezirk Kirchdorf haben innerhalb von 3 Monaten eine neue Beschäftigung gefunden.

Viele Kirchdorfer fahren weit zur Arbeit

Drei Viertel der unselbständig Beschäftigten aus dem Bezirk Kirchdorf müssen aus ihrer Heimatgemeinde auspendeln, um zur Arbeit zu gelangen - Tendenz weiter steigend. Der Anteil der Bezirksauspendler/-innen - insbesondere nach Linz und Wels - liegt bei rund 36 Prozent.

Viele Beschäftigte aus dem Bezirk Kirchdorf legen weite Wegstrecken zurück, um in die Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten aus dem Bezirk pendelt jeden Tag mehr als 40 Kilometer und knapp 12 Prozent fahren sogar mehr als 100 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz und zurück nach Hause. Für sie kostet die berufliche Mobilität viel Geld und wertvolle Zeit.

Kirchdorfer Beschäftigte sind produktiv

Im vergangenen Jahr ist es der Arbeiterkammer gelungen, die veröffentlichten Jahresabschlüsse beinahe aller oberösterreichischen Mittel- und Großbetriebe (mit Ausnahme von Banken, Versicherungen und Non-Profit-Unternehmen) mit mehr als 49 Beschäftigten zu analysieren. Im Bezirk Kirchdorf sind das 37 Unternehmen mit rund 10.300 Beschäftigten.

Was sie im Bilanzjahr 2017 vollbracht haben, kann sich sehen lassen: Die Pro-Kopf-Wertschöpfung (also jener Betrag, der pro Kopf erwirtschaftet wird) lag bei knapp 80.000 Euro. Zieht man davon die durchschnittlichen Personalkosten ab, bleiben den Unternehmen jährlich immer noch rund 22.500 Euro pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter.

 Mitarbeiter sind erfinderisch

Aber die Beschäftigten sind nicht nur produktiv, sondern auch innovativ und erfinderisch. Sei es direkt bei der Arbeit, wo viele Beschäftigte mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen aus dem täglichen Arbeitsprozess neue Ideen entwickeln, sei es im Hochschulsektor oder in den Forschungsabteilungen der Betriebe. Im vergangenen Jahr wurden beim Österreichischen Patentamt rund 2.400 Erfindungen aus ganz Österreich angemeldet, weltweit sogar mehr als 11.000 aus Österreich stammende Patente. Im Bundesländervergleich liegt Oberösterreich hier traditionell auf Platz 1. Im Bezirk Kirchdorf wurden im Vorjahr 9 Erfindungen angemeldet.

Es sind aber nicht nur diese Spitzenleistungen, die unsere Arbeitnehmer/-innen zu den wahren Leistungsträgern der Gesellschaft machen. Es ist auch ihr täglicher Arbeitseinsatz, ihre Bereitschaft zur Mehrleistung, wenn es der Arbeitsaufwand erfordert, ihre Bereitschaft zur (beruflichen) Weiterbildung, ihr ehrenamtliches Engagement, ihr familiärer Einsatz in der Kinderbetreuung und Altenpflege.

Um die Arbeitsleistung der Beschäftigten zu beziffern, seien nur 2 weitere Zahlen erwähnt: Mehr als 1 Milliarde beruflicher Arbeitsstunden werden laut Statistik Austria jährlich in Oberösterreich geleistet, davon sind knapp 39 Millionen Überstunden oder Mehrarbeitsstunden - diese Daten können allerdings nicht nach Bezirken aufgeschlüsselt werden.

Überdurchschnittliche Einkommen im Bezirk Kirchdorf

Kirchdorf ist der oberösterreichische Bezirk mit dem geringsten Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Dennoch verdienen Frauen um fast ein Drittel weniger als Männer. Auch im Bezirk Kirchdorf bekommen viele Arbeitnehmer/-innen für ihre herausragenden Leistungen nach wie vor keine gerechte Gegenleistung ausbezahlt.

Am besten steigen die männlichen Angestellten mit mittleren Bruttogehältern von 3.743 Euro aus. Arbeiterinnen bekommen 1.803 Euro und Frauen generell 1.899 Euro brutto pro Monat. Das sind jeweils die höchsten Fraueneinkommen im gesamten Bundesland. Quer über alle Beschäftigungsformen, Branchen und Berufe hinweg bekommen die Beschäftigten im Bezirk Kirchdorf mittlere Bruttoeinkommen von 2.458 Euro monatlich. Das reicht für den zweiten Rang im Bezirksvergleich (hinter Steyr-Stadt) und liegt um 108 Euro über dem Oberösterreich-Median.

Die Beschäftigten sind die größten Steuerzahler

Die oberösterreichischen Beschäftigten sind nicht nur an ihren Arbeitsplätzen die wichtigsten Leistungsträger/-innen - sie finanzieren auch zum größten Teil den Staat und das Gemeinwesen. Fast sieben Milliarden Euro haben sie im Jahr 2017 an Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen geleistet. Berücksichtigt man auch die Konsumsteuern, tragen die Beschäftigten in unserem Bundesland wesentlich mehr zur Finanzierung der staatlichen Leistungen bei, als die Gewinnsteuern aller Unternehmen in ganz Österreich ausmachen.

Die knapp 29.000 im Bezirk Kirchdorf wohnenden Beschäftigten (einschließlich der öffentlich Bediensteten und Beamten/-innen) haben im Jahr 2017 insgesamt rund 250 Millionen Euro Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge (die sogenannten Arbeitnehmerbeiträge) gezahlt. Das sind rund 8.700 Euro pro Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer.

Fazit und Forderungen

Die Beschäftigten aus dem Bezirk Kirchdorf sind die mit Abstand wichtigsten Leistungsträger/-innen im Bezirk. Dafür haben sie es verdient, anständig behandelt zu werden. Aber die Realität spricht oft eine andere Sprache: Arbeitsrechtsverstöße, Kündigungen im Krankenstand, unbezahlte Überstunden, Arbeiten auf Abruf, um nur einige Respektlosigkeiten zu nennen. Wo immer es geht, verhilft die Arbeiterkammer ihren Mitgliedern zu mehr Gerechtigkeit.

Den mobilen, flexiblen, produktiven, innovativen und fleißigen Beschäftigten haben es die Unternehmen zu verdanken, dass sie gut verdienen. Österreichweit ist die Produktivität in den vergangenen 20 Jahren doppelt so stark gestiegen wie die von den Unternehmen bezahlten Arbeitskosten. Das heißt: Die Früchte der Arbeit sind sehr ungleich verteilt, weil die Eigentümer/-innen der Unternehmen überproportional von den Leistungen der Beschäftigten profitieren.

Angriffe auf den Sozialstaat, wie sie in regelmäßigen Abständen von neoliberalen Unternehmensvertretern/-innen und konservativen Politikern/-innen vorgetragen werden, sind nicht akzeptabel. Denn die Beschäftigten zahlen sich mit ihrer Steuerleistung die Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder in der Pension ohnehin selbst. Sie zahlen auch die Kindergärten, die Pflegeheime, die staatlichen Museen – alles Einrichtungen, die nicht nur von den Beschäftigten genutzt, aber vorwiegend von ihnen finanziert werden.

Die AK fordert daher:

  • kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf Basis der hohen Produktivität sowie eine Anhebung der KV-Löhne und Gehälter auf mindestens 1.700 Euro,

  • die Rücknahme der gesetzlichen Arbeitszeitverlängerung, die Kürzung der Normalarbeitszeit auf 35 Stunden, ein Recht auf die 4-Tage-Woche und die sechste Urlaubswoche nach 25 Arbeitsjahren für alle. Unter-nehmen sollen für jede Überstunde im Betrieb einen Euro Überstundenabgabe zahlen;

  • die Senkung der Lohnsteuer, einen steuerlichen Wohnbonus und eine Millionärssteuer,

  • sowie die Umwandlung der Pendlerpauschale in eine kilometerabhängige Direktzahlung.

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