AK-Jugendnetzwerk Freistadt/Perg im angeregten Austausch über Motivationslosigkeit, Frust und Widerstand von Jugendlichen
Warum verspüren so viele junge Menschen Antriebslosigkeit, Perspektivenlosigkeit, Widerstand und „Null Bock“? Wie hat das erste Jahr der Pandemie diese Problematik verstärkt? Wodurch kann die Motivation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder geweckt werden und wie können sie dabei unterstützt werden, sich für etwas zu begeistern, sodass der Übergang zwischen Schule und Beruf bzw. der Einstieg in den Arbeitsmarkt besser gelingen kann? Die Arbeiterkammer hat sich dazu mit mehr als 20 Teilnehmern/-innen beim Online-JugendNetzwerkDialog des Jugendnetzwerks Freistadt/Perg ausgetauscht.
Jugendliche sind frustriert
In der Arbeit mit Jugendlichen erleben die Netzwerkpartner/-innen immer wieder Stimmungsschwankungen, Frustration und Widerstand. Nach einem Jahr der Pandemie hat sich die Problematik zusätzlich verschlechtert. In einer Blitz-Umfrage beim Online-JugendNetzwerkDialog des Jugendnetzwerks Freistadt/Perg gaben die Teilnehmer/-innen an, dass sie seit Beginn der Pandemie bei den Jugendlichen negative Entwicklungen wie Motivationslosigkeit und soziale Isolation (sehr oft genannt), Angstsymptome und Schlafstörungen (oft genannt), sowie Aggressionen (mehrfach genannt) und sogar Suizidgedanken (in einem Fall) beobachtet haben. Die Corona-Krise erschwert Jugendlichen den Berufseinstieg, viele Jobs und Lehrstellen sind weggefallen. Jugendliche sind nach vielen Absagen frustriert und verlieren die Motivation. Zusätzlich stellen mangelnde Sozialkontakte und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten eine enorme psychische Belastung dar. Länger dauernde Isolation führt zum Einbruch der Motivation und zum Gefühl der Sinnlosigkeit.
Positive Sichtweisen für Jugendliche
Fachlicher Input zum Thema kam von Axel Mayr, Leiter der pro mente Jugend Übergangswohngemeinschaft „green.box“ in Linz. Die Motivation der Jugendlichen für eine bestimmte Handlung hänge von der Erwartung und vom Anreiz ab. „Wichtig ist es, den jungen Menschen positive Sichtweisen aufzuzeigen, ihnen zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken und Ziele mit ihnen zu vereinbaren. Je klarer die Ziele formuliert sind, je klarer der oder dem Betroffenen ist, wie wichtig ihr oder ihm das Ziel ist, und je kompatibler das Ziel mit dem Motivsystem ist, desto stärker ist die Veränderungsmotivation“, sagt Mayr.
Besonders wichtig seien Zuwendung, Empathie, Hilfe zur Selbsthilfe, Wertschätzung und eine intensive persönliche Beziehung zu den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese habe aufgrund der Lockdowns in den letzten Monaten allerdings vielfach gelitten, berichteten einige Netzwerkpartner/-innen.
Mehr psychotherapeutische Angebote
Die AK fordert mehr kostenlose psychotherapeutische Angebote für junge Menschen, den Ausbau sozialraumorientierter Jugendarbeit und niederschwelliger Ausbildungs- und Beschäftigungsformen. Neben der Ausbildungspflicht für alle jungen Menschen bis 18 Jahre braucht es eine Ausbildungsgarantie für junge Erwachsene bis 24 Jahre. „In der Corona-Krise ist die Jugendarbeitslosigkeit massiv gestiegen und ihre entschlossene Bekämpfung ist eine gemeinsame Aufgabe aller gesellschaftlichen Kräfte, die hohe Priorität hat. Gerade Jugendliche, die sich schwertun, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen, müssen dabei besonders gefördert werden. AMS-Schulungen und die überbetriebliche Lehre müssen ausgebaut werden. Die Kürzungen in ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen und bei der Ausbildungsbeihilfe in der überbetrieblichen Lehrausbildung müssen wieder zurückgenommen werden. Und es muss im Herbst ausreichend Ausbildungsplätze geben“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Die Jugendnetzwerke der Arbeiterkammer Oberösterreich haben zum Ziel, die Chancen von ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen auf den Einstieg in die Berufswelt zu erhöhen. Soziale Organisationen, Institutionen, Betriebe und Schulen treffen sich dazu regelmäßig in den AK-Bezirksstellen und tauschen sich zu relevanten Themen aus. Dieses Mal fand der JugendNetzwerkDialog aufgrund der Pandemie online statt.
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