Die Leistungsbilanz der Beschäftigten aus dem Bezirk Eferding
Egal ob auf der Baustelle, im Forschungslabor, im Kindergarten, an der Supermarktkassa oder im Lohnbüro. Und darüber hinaus beim Roten Kreuz und bei der Feuerwehr – überall dort arbeiten die wahren Leistungsträger/-innen, nämlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ohne sie stünde im Bezirk Eferding und im gesamten Bundesland alles still. Die Arbeiterkammer Oberösterreich holt daher ihre Leistungen vor den Vorhang – mit der neuesten Leistungsbilanz der Beschäftigten aus dem Bezirk Eferding.Im Jahresdurchschnitt 2018 waren im Bezirk Eferding 15.058 Menschen unselbständig beschäftigt – um 1,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor und um 11,4 Prozent mehr als vor 10 Jahren. Von diesem Zuwachs haben Frauen in viel höherem Ausmaß profitiert als Männer.
Der Bezirk Eferding weist die höchste Erwerbsquote aller oberösterreichischen Bezirke auf. Mit 81,9 Prozent liegt sie somit auch deutlich über dem Landesdurchschnitt. Das heißt, dass beinahe 8 von 10 Frauen und fast 85 Prozent der Männer aus dem Bezirk erwerbstätig sind. 3 von 10 Beschäftigten haben einen Teilzeitjob – 55 Prozent der Frauen und knapp 11 Prozent der Männer.
Arbeiten nach Geschlecht
Im Bezirk konzentriert sich die Hälfte der Arbeitsplätze auf die Gemeinden Eferding, Alkoven und Hartkirchen. Deutlich mehr als ein Drittel der Beschäftigten ist in Kleinstbetrieben mit weniger als 10 Mitarbeitern/-innen tätig. In Großbetrieben mit mehr als 100 Beschäftigten arbeiten hingegen nur 18 Prozent der in Eferding berufstätigen Arbeitnehmer/-innen. Die größten Firmen im Bezirk sind:
- das Institut Hartheim in Alkoven,
- die Firma LEHA in Breitenaich,
- die Firma Agrana in Aschach,
- die Firma Schauer Agrotronic in Prambachkirchen,
- der Sozialhilfeverband Eferding sowie
- die Firma efko Frischfrucht und Delikatessen in Hinzenbach.
Den höchsten Frauenanteil gibt es mit knapp 83 Prozent im Erziehungs- und Unterrichtswesen. Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten zu mehr als zwei Drittel Frauen. Von den Beschäftigten am Bau sind mehr als 87 Prozent Männer. Die größten Einzelbranchen sind der (weiblich dominierte) Handel und die Herstellung von Waren – hier arbeiten zu nahezu drei Vierteln Männer.
Arbeitslose suchen intensiv nach neuen Jobs
Im vergangenen Jahr waren im Bezirk Eferding durchschnittlich 523 Personen arbeitslos, 126 befanden sich in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice und 12 Jugendliche suchten eine Lehrstelle. Die registrierte Arbeitslosigkeit lag bei 3,4 Prozent – das ist deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 5 Prozent und die zweitniedrigste Arbeitslosenquote aller oberösterreichischen Bezirke. Fast 70 Prozent der Arbeitsuchenden aus dem Bezirk Eferding haben innerhalb von 3 Monaten eine neue Beschäftigung gefunden. Der relativ hohe Stellenandrang von 2,3 Arbeitslosen pro freier Stelle zwingt viele Beschäftigte zum Auspendeln.
Viele Eferdinger nehmen weite Arbeitswege auf sich
Fast 86 Prozent der unselbständig Beschäftigten aus dem Bezirk Eferding müssen aus ihrer Heimatgemeinde auspendeln, um zur Arbeit zu gelangen – das ist der zweithöchste Anteil aller oberösterreichischen Bezirke und die Tendenz ist weiter steigend. Der Anteil der Bezirksauspendler/-innen liegt bei rund 61 Prozent. Die meisten Pendler/-innen zieht es nach Linz, Wels und in den Bezirk Linz-Land.
Viele Beschäftigte aus dem Bezirk Eferding legen weite Wegstrecken zurück, um in die Arbeit und wieder nach Hause zu kommen. Für sie kostet die berufliche Mobilität viel Geld und wertvolle Zeit. Mehr als 41 Prozent der Beschäftigten aus dem Bezirk pendeln jeden Tag mehr als 40 Kilometer und knapp 6 Prozent fahren sogar mehr als 100 Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz und zurück nach Hause. Das ist aufgrund der geographischen Nähe zum Zentralraum im Bezirksvergleich der niedrigste Anteil an „Fernpendlern/-innen“.
Die Eferdinger Beschäftigten sind produktiv
Im vergangenen Jahr ist es der Arbeiterkammer gelungen, die veröffentlichten Jahresabschlüsse beinahe aller oberösterreichischen Mittel- und Großbetriebe (mit Ausnahme von Banken, Versicherungen und Non-Profit-Unternehmen) mit mehr als 49 Beschäftigten zu analysieren. Im Bezirk Eferding sind das 14 Unternehmen mit rund 1.900 Beschäftigten.
Was sie im Bilanzjahr 2017 vollbracht haben, kann sich sehen lassen: Die Pro-Kopf-Wertschöpfung (also jener Betrag, der pro Kopf erwirtschaftet wird) lag bei fast 64.000 Euro. Zieht man davon die durchschnittlichen Personalkosten ab, bleiben den Unternehmen jährlich immer noch rund 14.200 Euro pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter.
Erfindungen aus Eferding
Aber die Beschäftigten sind nicht nur produktiv, sondern auch innovativ und erfinderisch. Sei es direkt bei der Arbeit, wo viele Beschäftigte mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen aus dem täglichen Arbeitsprozess neue Ideen entwickeln, sei es im Hochschulsektor oder in den Forschungsabteilungen der Betriebe.
Im vergangenen Jahr wurden beim Österreichischen Patentamt rund 2.400 Erfindungen aus ganz Österreich angemeldet, weltweit sogar mehr als 11.000 aus Österreich stammende Patente. Im Bundesländervergleich liegt Oberösterreich hier traditionell auf Platz 1. Im Bezirk Eferding wurden im Vorjahr 14 Erfindungen angemeldet.
1 Milliarde Arbeitsstunden in Oberösterreich
Es sind aber nicht nur diese Spitzenleistungen, die unsere Arbeitnehmer/-innen zu den wahren Leistungsträgern der Gesellschaft machen. Es ist auch ihr täglicher Arbeitseinsatz, ihre Bereitschaft zur Mehrleistung, wenn es der Arbeitsaufwand erfordert, ihre Bereitschaft zur (beruflichen) Weiterbildung, ihr ehrenamtliches Engagement, ihr familiärer Einsatz in der Kinderbetreuung und Altenpflege.
Um die Arbeitsleistung der Beschäftigten zu beziffern, seien nur 2 weitere Zahlen erwähnt: Mehr als eine Milliarde beruflicher Arbeitsstunden werden laut Statistik Austria jährlich in Oberösterreich geleistet, davon sind knapp 39 Millionen Überstunden bzw. Mehrarbeitsstunden – diese Daten können allerdings nicht nach Bezirken aufgeschlüsselt werden.
Lohn für harte Arbeit: Niedrige Einkommen
Der wirtschaftliche Aufschwung ist auf den Gehaltskonten der Beschäftigten bislang nicht zu verspüren. Denn viele Arbeitnehmer/-innen bekommen für ihre herausragenden Leistungen nach wie vor keine gerechte Gegenleistung ausbezahlt. Vor allem Frauen aus dem Bezirk Eferding, und hier insbesondere Arbeiterinnen, müssen (unter anderem aufgrund von Teilzeitbeschäftigung) mit niedrigen Einkommen auskommen. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt 34,5 Prozent.
Am besten steigen die männlichen Angestellten mit mittleren Bruttogehältern von 3.111 Euro aus. Arbeiterinnen hingegen werden mit 1.299 Euro brutto pro Monat abgespeist. Bei den männlichen Arbeitern und den Männereinkommen insgesamt liegt Eferding jeweils auf dem 18. und letzten Platz im Bezirksvergleich.
Quer über alle Beschäftigungsformen, Branchen und Berufe hinweg bekommen die Beschäftigten im Bezirk Eferding mittlere Bruttoeinkommen von 2.012 Euro monatlich. Das reicht lediglich für den 16. Rang unter den 18 oberösterreichischen Bezirken und liegt um 338 Euro unter dem Oberösterreich-Median.
Die Beschäftigten sind die größten Steuerzahler
Die oberösterreichischen Beschäftigten sind nicht nur an ihren Arbeitsplätzen die wichtigsten Leistungsträger/-innen – sie finanzieren auch zum größten Teil den Staat und das Gemeinwesen. Fast 7 Milliarden Euro haben sie im Jahr 2017 an Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen geleistet. Berücksichtigt man auch die Konsumsteuern, tragen die Beschäftigten in unserem Bundesland wesentlich mehr zur Finanzierung der staatlichen Leistungen bei, als die Gewinnsteuern aller Unternehmen in ganz Österreich ausmachen.
Die rund 18.000 im Bezirk Eferding wohnenden Beschäftigten (einschließlich der öffentlich Bediensteten und Beamten/-innen) haben im Jahr 2017 insgesamt rund 162 Millionen Euro Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge (die sogenannten Arbeitnehmerbeiträge) gezahlt. Das sind rund 8.900 Euro pro Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer.
Beschäftigte haben mehr verdient!
Die Beschäftigten aus dem Bezirk Eferding sind die mit Abstand wichtigsten Leistungsträger/-innen im Bezirk. Dafür haben sie es verdient, anständig behandelt zu werden. Aber die Realität spricht oft eine andere Sprache: Arbeitsrechtsverstöße, Kündigungen im Krankenstand, unbezahlte Überstunden, Arbeiten auf Abruf, um nur einige Respektlosigkeiten zu nennen. Wo immer es geht, verhilft die Arbeiterkammer ihren Mitgliedern zu mehr Gerechtigkeit.
Den mobilen, flexiblen, produktiven, innovativen und fleißigen Beschäftigten haben es die Unternehmen zu verdanken, dass sie gut verdienen. Österreichweit ist die Produktivität in den vergangenen zwanzig Jahren doppelt so stark gestiegen wie die von den Unternehmen bezahlten Arbeitskosten. Das heißt: Die Früchte der Arbeit sind sehr ungleich verteilt, weil die Eigentümer/-innen der Unternehmen überproportional von den Leistungen der Beschäftigten profitieren.
Angriffe auf den Sozialstaat, wie sie in regelmäßigen Abständen von neoliberalen Unternehmensvertretern/-innen und konservativen Politikern/-innen vorgetragen werden, sind nicht akzeptabel. Denn die Beschäftigten zahlen sich mit ihrer Steuerleistung die Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder in der Pension ohnehin selbst. Sie zahlen auch die Kindergärten, die Pflegeheime, die staatlichen Museen – alles Einrichtungen, die nicht nur von den Beschäftigten genutzt, aber vorwiegend von ihnen finanziert werden.
Die AK fordert daher:
- kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf Basis der hohen Produktivität sowie eine Anhebung der KV-Löhne und Gehälter auf mindestens 1.700 Euro,
- die Rücknahme der gesetzlichen Arbeitszeitverlängerung, die Kürzung der Normalarbeitszeit auf 35 Stunden, ein Recht auf die 4-Tage-Woche und die sechste Urlaubswoche nach 25 Arbeitsjahren für alle. Unternehmen sollen für jede Überstunde im Betrieb einen Euro Überstundenabgabe zahlen;
- die Senkung der Lohnsteuer, einen steuerlichen Wohnbonus und eine Millionärssteuer sowie die Umwandlung der Pendlerpauschale in eine kilometerabhängige Direktzahlung.
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