Mehr als 4.000 Beratungen: Rechtsexperten der AK Ried hatten in der Corona-Zeit alle Hände voll zu tun
Die Corona-Krise hat auch im Bezirk Ried im Innkreis gewaltige Spuren hinterlassen und die regionale Arbeitswelt verändert: Rekordarbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Home-Office, Angst vor Ansteckung und Jobverlust, finanzielle Sorgen und Existenzängste – all das schlug sich in den Beratungszahlen der AK Ried nieder.
Bis zum Shutdown Mitte März gab es 731 Anrufe bei den AK-Beratern/-innen im Bezirk, ab da bis Ende Juni fast 3 Mal so viele, nämlich 2.090. Die Zahl der Mailanfragen ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 237 Prozent gestiegen. Oberösterreichweit war der 16. März ein nie dagewesener Spitzentag mit etwas mehr als 5.000 telefonischen Anfragen an die Arbeiterkammer.
Beratungsangebot intensiv genutzt
„Wir haben innerhalb kürzester Zeit auf telefonische und E-Mail-Beratung umgestellt und damit durchgehend ein zuverlässiges Beratungsangebot für unsere Mitglieder sichergestellt, das auch intensiv genutzt wurde“, berichtet AK-Bezirksstellenleiter Siegfried Wambacher. „Fast noch schwieriger war für unsere Expertinnen und Experten aber die Umstellung bei den Rechtsauskünften. Es gab laufend neue Gesetze und wochenlang eine Flut an Verordnungen. Eine Rechtsauskunft, die um 10 Uhr erteilt wurde, konnte bereits um 14 Uhr wieder überholt sein. Oftmals herrschte Verwirrung, weil unklare Regelungen zuerst angekündigt und dann tage- oder gar wochenlang nicht umgesetzt wurden, wie etwa beim Schutz der Risikogruppen“, erklärt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Viele Anfragen und komplizierte Gesetze
Die große Zahl an Anfragen und die täglich geänderte Gesetzeslage hat den Arbeitsalltag der AK-Berater/-innen ordentlich durcheinandergewirbelt. „Einige Male mussten wir uns über Nacht in teils komplizierte Gesetze einarbeiten, einige Male auch über das Wochenende“, erzählt Bezirksstellenleiter Siegfried Wambacher. Die Reaktionen der Anrufer/-innen waren sehr positiv: „Obwohl oft sehr verzweifelt, waren sie froh, dass ihnen in dieser schwierigen Zeit wer zur Seite stand und kompetent Auskunft erteilen konnte.“ Hauptthemen der Anfragen waren Kündigungen, Kurzarbeit, Kinderbetreuung, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen (Abstände, Schutzmasken, Desinfektion), Home-Office und zuletzt arbeitsrechtliche Fragen rund um Auslandsurlaube.
Ein Fall aus dem Arbeitsrecht:
Zu Unrecht fristlos entlassen
Wegen einer angeblichen Streiterei auf einer Baustelle wurde ein Monteur aus Gurten fristlos entlassen. Der Arbeitgeber, eine Leiharbeitsfirma aus Wels, hatte behauptet, ihm sei durch das Verhalten des jungen Mannes ein großer wirtschaftlicher Schaden entstanden. Tatsächlich konnte der Arbeitnehmer glaubhaft vermitteln, dass die Entlassung zu Unrecht erfolgt war. Die Arbeiterkammer Ried forderte daraufhin bei der Leasingfirma offenen Lohn, unbezahlte Zulagen und Sonderzahlungen sowie eine Kündigungsentschädigung für die unberechtigte Entlassung ein. Nach einigem argumentativen Hin und Her zwischen den AK-Experten und dem Geschäftsführer der Firma einigten sich die Streitparteien letztlich auf einen außergerichtlichen Vergleich, der rund 90 Prozent der offenen Ansprüche beinhaltete. Der junge Monteur bekam letztlich mehr als 11.000 Euro nachbezahlt.
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