10 - was nun?

4. Klasse Volksschule. Das letzte Jahr der gemeinsamen Schule. Ab jetzt wird sortiert: Neue Mittelschule (NMS) oder Gymnasium (AHS) lautet die Frage, die sich 9-jährige beziehungsweise ihre Eltern stellen (müssen). 10- bis 14- Jährige werden in Österreich auf diese Schultypen aufgeteilt. Keine endgültige Weichenstellung, aber oft schon eine Vorentscheidung für den weiteren Bildungsweg. Deshalb sollte die Entscheidung gut durchdacht sein.

Entscheidungs­kriterien

  • Im Vordergrund sollten die Interessen, Neigungen, Fähigkeiten und Begabungen ihres Kindes stehen.

  • Auch Fragen nach Lernfreude oder eventuellen Lernproblemen dürfen nicht ausgeklammert werden.

  • Soziale Faktoren nicht unterschätzen! Fragen Sie sich:
    In welche Schule gehen die Freunde meines Kindes?
    Wie wohl fühlt es sich in der künftigen Lernumgebung?
    Wie bemüht wirken die Lehrkräfte?

  • Ebenfalls von Bedeutung: die verkehrsmäßige Erreichbarkeit der Schule (Sicherheit des Schulwegs, Hin- und Rückweg, Verkehrsanbindung).

  • Sowie die Attraktivität des jeweiligen Schulstandorts (Gibt es qualitätsvolle und leistbare Ganztagsbetreuung, warmen Mittagstisch, besondere Lern- und Förderangebote, besondere Unterrichtsschwerpunkte wie z.B. Sport oder Musik) und nicht zuletzt.

  • Allfällige Kostenfragen abwägen (z.B.: Schulgeld an einer Privatschule).

TIPP

Informieren Sie sich über das Schulangebot. Verschaffen Sie sich einen persönlichen Eindruck von den in Frage kommenden Schulen zum Beispiel durch „Schnuppern“ bei Tagen der Offenen Tür, Gesprächen vor Ort usw.

Ist eine Neue Mittel­schule oder ein Gymnasium für mein Kind besser?

Diese Frage lässt sich seriöserweise nicht allgemein, sondern nur individuell beantworten. Es sollten grundsätzliche Überlegungen angestellt und dann abgewogen werden wo das eigene Kind eher steht.

Vorteile von Neue Mittel­schule und Gymnasium

Der Papierform nach - so sieht es zumindest das in Österreichs Schulen übliche Auslese-Konzept vor - sollten sich „leistungsstärkere“ Schüler/-innen in der AHS-Unterstufe einfinden, die dort entsprechend gefordert werden. In der NMS hingegen spielt die Förderung auch der weniger Leistungsstarken eine wesentliche Rolle („kindzentrierte Förderung“). Leistungsstarken NMS-Schülern/-innen stehen nach der NMS - ebenso wie nach der AHS-Unterstufe - alle Bildungswege offen.

Die NMS ist eine Pflichtschule, die AHS nicht. Bei der AHS besteht grundsätzlich freie Schulwahl (wenngleich ohne Aufnahmegarantie), bei der NMS nur bei Sport- und Musik-NMS bzw. bei verschiedenen Schulversuchen. Ansonsten ist jene NMS vorgesehen, zu der man aufgrund des Wohnorts zugeteilt wird. Daraus ergibt sich bei NMS – vor allem auf dem Land - oft der Vorteil leichterer Erreichbarkeit.

Lehrplanmäßig gibt es in beiden Schultypen eine verpflichtende Berufsorientierung in der 7. beziehungsweise 8. Schulstufe und die Möglichkeit „Schnuppertage“ in Betrieben anzubieten. In der Praxis wird in vielen NMS verstärkt Wert auf die Vorbereitung auf das Arbeits- und Berufsleben gelegt, während das Augenmerk vieler AHS auf das Bildungsziel Matura ausgerichtet ist.

NMS oder AHS: Wo findet mehr Integration statt?

In der Praxis konzentriert sich der integrative Unterricht sowohl was die Integration von Schülern/-innen mit nicht-deutscher Erstsprache als auch Schülern/-innen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf anbelangt vorwiegend auf öffentliche Pflichtschulen.

Kritisch hinter­fragt: Objektive Ziffern­noten?

Die Ziffernnoten entscheiden, ob Kinder in ein Gymnasium oder in eine NMS übertreten dürfen. Aber: Können Leistungs- und Entwicklungspotentiale junger Menschen in einigen wenigen Zahlen ausreichend und treffsicher beschrieben beziehungsweise prognostiziert werden? Die Aussagekraft von subjektiven Ziffernnoten ist in der modernen Pädagogik mehr und mehr umstritten. Der Linzer Erziehungswissenschafter Univ.Prof. Ferdinand Eder belegte zum Beispiel am Vergleich zweier Gymnasienklassen derselben Schulstufe mit einer gleichartigen Notenverteilung, dass der (notenmäßig) schlechteste Schüler der einen Klasse leistungsstärker war als der (notenmäßig) beste der anderen Klasse. Damit ist über die eingeschränkte Beurteilungskraft von Ziffernnoten wohl alles gesagt.

Schul­autonome Lehr­pläne

Diese ermöglichen den Schulen gewisse Freiräume bei der Gestaltung ihres Angebotprofils (= gewisse Abweichungen von der Standard-Stundentafel, vom Standard-Lehrplan beziehungsweise von den Lehr- und Arbeitsformen). Die schulautonomen Spielräume sind – in NMS wie AHS-Unterstufe – jedoch klein: je 2 Wochenstunde pro Schulstufe. Sehen Sie also genau hin, wie viel Stunden ein besonderer Schwerpunkt an einer Schule wirklich unterrichtet wird!

Im Zuge der vieldiskutierten Bildungsreform ist auch die Ausweitung der Schulautonomie ein zentraler Diskussionspunkt.

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