Die Top 3 und Flop 3 der Zufriedenheit

Arbeitsklima Index hat sich erholt

Nach dem Rekordtief im Frühjahr hat sich der Arbeitsklima Index wieder erholt und liegt jetzt bei 107 Punkten. Gestiegen ist vor allem die Zufriedenheit mit dem eigenen Betrieb.

Der Arbeitsklima Index hat sich nach dem historischen Tief im Frühjahr wieder deutlich erholt und liegt jetzt bei 107 Punkten. Gestiegen ist vor allem die Zufriedenheit mit der Situation im eigenen Betrieb. Sowohl das Einkommen und die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten als auch die soziale Einstellung des Betriebs gegenüber den Mitarbeitern/-innen werden besser bewertet als noch im Frühjahr 2016.

Zwei Neue auf dem Stockerl

Erhebliche Unterschiede und Veränderungen gibt es zwischen den einzelnen Berufsgruppen. Von den drei zufriedensten Berufsgruppen der Jahre 2010 bis 2013 sind nur mehr die Büroangestellten
ohne Kundenkontakt in den Top 3. Mit 114 Indexpunkten belegen sie Rang drei hinter den Beschäftigten in der Schönheits-/Gesundheitspflege und den Kindergartenpädagoginnen mit jeweils 115 Punkten. Geschäftsführer/-innen und Bankangestellte, in der letzten Erhebungsperiode noch auf den Plätzen eins und zwei, verloren sechs bzw. sieben Indexpunkte.

Das größte Minus verzeichnen Sozialwissenschafter/-innen (minus zehn), Unternehmensberater/-innen (minus neun) und Lagerarbeiter/-innen (minus acht), an Zufriedenheit am stärksten zugelegt haben Beschäftigte in der Schönheits-/Gesundheitspflege mit einem Plus von fünf Indexpunkten.

Reinigungskräfte unzufrieden

Wenig Veränderung gab es bei den Berufen mit der geringsten Zufriedenheit: Wie schon in den Jahren 2010 bis 2013 sind Bauarbeiter (95 Punkte), Textilarbeiter/-innen (95 Punkte) und Reinigungskräfte (93 Punkte) jene Berufe mit der geringsten Zufriedenheit.

Kennzeichen eines guten Jobs

Die signifikantesten Unterschiede zeigen sich bei körperlichen Belastungen: In der Kategorie „Physischer Stress“ erreichen Bauarbeiter einen Wert von 30 Punkten, Reinigungskräfte 29 Punkte und Textilarbeiter/-innen 25 Punkte. Bei den Berufen mit der höchsten Zufriedenheit hingegen liegt der Wert nur bei sechs bis acht Punkten.

Die Arbeitszeit spielt eine große Rolle für die Arbeitszufriedenheit: Mit der Arbeitszeitregelung sind z.B. 92 Prozent der Beschäftigten in der Schönheits-/Gesundheitspflege und 85 Prozent der Büroangestellten, aber lediglich 68 Prozent der Reinigungskräfte zufrieden. Auch die subjektiven
Zukunftsperspektiven gestalten sich höchst unterschiedlich. Zumindest jeweils rund 60 Prozent der Beschäftigten in den Top-3-Berufen sind mit ihren Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden - aber nur 52 Prozent der Textilarbeiter/-innen, 38 Prozent der Beschäftigten am Bau und 18 Prozent der Reinigungskräfte.

Grafik: Die Berufe mit der höchsten und niedrigsten Zufriedenheit

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BETRIEBSRAT

Sieben von zehn Beschäftigten sind mit ihrer Vertretung zufrieden

Weniger als die Hälfte der Beschäftigten in Österreich hat einen Betriebsrat in der Firma. Tendenz sinkend: Vor zehn Jahren waren es noch fast zwei Drittel.

Eigentlich sollte es in jedem Betrieb mit mindestens fünf Beschäftigten einen Betriebsrat geben. So steht es in der Arbeitsverfassung. Tatsächlich haben aber nur 49 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich einen Betriebsrat in der Firma - vorwiegend in Großbetrieben. Im Jahr 2006 wurden noch 63 Prozent der Beschäftigten von einem Betriebsrat vertreten.

Während in der öffentlichen Verwaltung 90 Prozent und in der Industrie und im Gewerbe 61 Prozent einen Betriebsrat haben, kommen etwa im Tourismus nur 14 Prozent der Beschäftigten in den Genuss einer Belegschaftsvertretung. Im Transportwesen und im Handel sind es jeweils knapp 30 Prozent.

Viel persönlicher Kontakt

Von jenen, die einen Betriebsrat haben, fühlen sich rund 70 Prozent ausreichend über die Betriebsratsarbeit und die Angebote des Betriebsrates informiert. Im Vordergrund der Information steht nach wie vor der persönliche Kontakt - mehr als die Hälfte der Beschäftigten werden regelmäßig vom Betriebsrat am Arbeitsplatz besucht. 37 Prozent beziehen ihre Infos per E-Mail und etwas mehr als ein Viertel vom Schwarzen Brett. Intranet, Blog und Social Media spielen in der Betriebsratsarbeit derzeit noch eine untergeordnete Rolle.

Sieben von zehn sind zufrieden

Hand in Hand mit dem Grad der Information geht die Zufriedenheit: Sieben von zehn  Arbeitnehmern/-innen sind mit dem Auftreten ihres Betriebsrates zufrieden, nur 20 Prozent wünschen sich ein kämpferischeres Auftreten etwa bei der Arbeitszeit oder der Entlohnung. Und
ebenfalls etwas mehr als 70 Prozent sind mit den Serviceangeboten des Betriebsrates, wie etwa Ausflügen und Ermäßigungen, zufrieden.

Grafik: Immer weniger Beschäftgte haben einen Betriebsrat

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GARANT FÜR ERFOLG

Dr. Johann Kalliauer, Präsident der AK Oberösterreich

AK-Präsident Johann Kalliauer

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Betriebsräte/-innen leisten unschätzbare Arbeit, die man oft gar nicht sieht, die aber das Betriebsklima, die Arbeitsbedingungen und die Situation aller Beschäftigten verbessert. Das hat seinen Preis: Betriebsrätinnen und Betriebsräte klagen über mangelnde Zeitressourcen, Stress und zu wenig Mitbestimmungsrechte im Betrieb. Auch ständige Erreichbarkeit setzt ihnen zu. Das zeigt eine Betriebsrätebefragung des Instituts für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Und dennoch sind weit mehr als zwei Drittel der Betriebsräte/-innen topmotiviert für ihre Arbeit.

Die Tätigkeit als Betriebsrat darf kein Kampf gegen Windmühlen sein, sondern sollte mehr Anerkennung genießen. Betriebsräte/-innen sind keine Unruhestifter in den Firmen, sondern ein
wichtiger Bestandteil der innerbetrieblichen Sozialpartnerschaft, sie sorgen für einen Interessensausgleich und sind ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg.

LOHN UND STRESS

Betriebsräte kümmern sich um die richtigen Themen

Der Großteil der Betriebe unterstützt den Betriebsrat. Das ist gut so, denn: Innerbetriebliche Sozialpartnerschaft ist gut für das Betriebsklima.

In mehr als der Hälfte der Betriebe mit Betriebsrat wird dieser vom Arbeitgeber unterstützt. Nur fünf Prozent der Beschäftigten geben an, dass der Betriebsrat bei der Arbeit behindert wird oder dass der Arbeitgeber schlechte Stimmung macht. Aus einer anderen Studie (Betriebsrätebefragung
des ISW) ist bekannt, dass sich fast 88 Prozent der Betriebsräte/-innen wenig bis gar nicht vom Arbeitgeber unter Druck gesetzt fühlen. Dennoch klagen umgekehrt mehr als zehn Prozent der Betriebsräte/-innen darüber, dass ihnen etwa Informationen vorenthalten werden oder dass sie keinen Einblick in Bilanzen erhalten.

Belastungen nehmen zu

Junge und gut ausgebildete Menschen beurteilen ihre Zukunftschancen immer schlechter. Vor einem Jahr waren noch 56 Prozent der unter 26-Jährigen mit ihren Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden, aktuell sind es nur noch 50 Prozent - sie schätzen ihre Chancen damit genauso pessimistisch ein wie ältere Arbeitnehmer/-innen über 45. Bei  Beschäftigten mit Studienabschluss ist inzwischen die Mehrheit (53 Prozent) unzufrieden mit den eigenen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Nur 48 Prozent glauben, leicht wieder einen neuen Job zu finden, falls sie ihren jetzigen verlieren. Vor einem Jahr sagten das noch 57 Prozent.

Belastungen nehmen zu

Die Betriebsräte/-innen selbst erleben eine Zunahme der körperlichen und psychischen Arbeitsbelastungen der Beschäftigten. Mehr als ein Drittel gibt an, dass die körperlichen Belastungen in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen haben, fast drei Viertel sehen eine Zunahme der psychischen Belastungen. Daraus resultieren auch die zentralen Themen in der Betriebsratsarbeit: Gesundheitsförderung, höherer Leistungsdruck sowie der Druck des Arbeitgebers, Urlaub und Zeitausgleich abzubauen. Ebenfalls häufig genannt wurden von den Betriebsräten/-innen die Themen Arbeitszeit, Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit.

Parallelen zwischen den Studien

Hier gibt es die zu erwartenden Parallelen zum Arbeitsklima Index. Die Beschäftigten bestätigen nämlich, dass sich die Betriebsräte um die richtigen Themen kümmern. Am häufigsten wurden Arbeitsbelastung, Druck und Stress (37 Prozent), Arbeitszeit und Urlaub (33 Prozent), Lohn und Gehalt (32 Prozent), Kündigungen (28 Prozent) und Gesundheit (27 Prozent) genannt.

DER ARBEITSKLIMA INDEX

Die Sicht der Beschäftigten wird in wirtschafts- und sozialpolitischen Diskussionen viel zu wenig berücksichtigt. Auch, weil es vermeintlich zu wenig gesicherte Daten dazu gibt. Der Österreichische Arbeitsklima Index liefert seit 18 Jahren diese Daten und ist so ein Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Er untersucht deren Einschätzung hinsichtlich Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen. Der Arbeitsklima Index erfasst die subjektive Dimension und erweitert so das Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft.

Die Berechnung des Arbeitsklima Index beruht auf vierteljährlichen Umfragen unter österreichischen Arbeitnehmern/-innen. Die Stichprobe von rund 4.000 Befragten pro Jahr ist repräsentativ ausgewählt, so dass daraus relevante Schlüsse für die Befindlichkeit aller Arbeitnehmer/-innen gezogen werden können. Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet. Ergänzend gibt es Sonderauswertungen.

DATEN ONLINE

Aktuelle Ergebnisse und Hintergrundinformationen finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima. Dort steht nicht nur die umfangreiche Arbeitsklima-Datenbank für Auswertungen zur Verfügung, sondern es ist auch möglich,  innerhalb  weniger Minuten online den persönlichen Zufriedenheitsindex am Arbeitsplatz zu  berechnen. Ebenfalls online ist der Führungskräfte Monitor: Er beantwortet die Frage, wie es um die Arbeitszufriedenheit der österreichischen Führungskräfte steht.

JUNG UND ALT

Optimismus der jüngeren Beschäftigten sinkt dramatisch

Beschäftigte unter 26 und über 45 Jahren haben erstmals eine ähnliche Arbeitszufriedenheit. Einen großen Unterschied sehen sie aber bei den Arbeitsmarktchancen.

Die Arbeitszufriedenheit ist seit Frühjahr in fast allen Altersgruppen wieder gestiegen, mit einer Ausnahme: Bei unter 26-Jährigen ist die Zufriedenheit in den letzten zwei Jahren um fünf Indexpunkte gesunken, am stärksten in der Frage des „wirtschaftlichen Optimismus“. Gleichzeitig
steigt der Innovations-Stress bei den jüngeren Arbeitnehmern/-innen.

Eine neue Stelle finden

Der besorgniserregende Trend der sinkenden Arbeitszufriedenheit junger Arbeitnehmer/-innen ist ein Bruch mit der früher geltenden Faustregel „je jünger, desto zufriedener“. Heute gibt es nur einen gravierenden Unterschied zwischen den Altersgruppen unter 26 und über 45 Jahren, nämlich die Einschätzung der eigenen Arbeitsmarktchancen: Während 45 Prozent der Jungen glauben, im Fall des Jobverlusts leicht wieder eine neue Stelle zu finden, sind es bei den Älteren nur 26 Prozent. Vor zwei Jahren rechneten sich noch 73 Prozent der unter 26-Jährigen gute Chancen auf
dem Arbeitsmarkt aus. Einzig die Zeiteinteilung und das Einkommen werden von Älteren etwas positiver bewertet. Ob sie bis zur Pension durchhalten, beantworten 49 Prozent der Älteren mit eher oder sehr unwahrscheinlich. Bei den Unter-26-Jährigen sind es immerhin auch schon 44 Prozent.

Grafik: Einschätzung der Arbeitsmarktchancen

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ÄLTERE HABEN MEHR BESCHWERDEN

Arbeitszufriedenheit hat nicht (nur) mit körperlichen und psychischen Belastungen zu tun. Denn die älteren Arbeitnehmer/-innen haben mehr gesundheitliche Beschwerden: Während bei den Jungen unter 29 Jahren mehr als ein Drittel gar keine körperlichen Beschwerden hat, ist es bei den Beschäftigten über 45 Jahre weniger als ein Viertel. Fast 40 Prozent der Über-45-Jährigen haben sechs oder noch mehr körperliche Probleme. Erschreckend aber: Auch ein Viertel der Jungen gibt an, sechs oder mehr körperliche Beschwerden zu haben.

Junge sind fit genug

Acht von zehn Beschäftigten unter 45 Jahren fühlen sich häufig oder sehr häufig fit genug, um zu tun was sie möchten. Bei Personen über 45 Jahre sind nur 63 Prozent zumindest häufig so gut in Form, dass sie ihr Leben wie gewünscht leben können. Trotzdem sind Ältere durch ihre Arbeit weniger ausgelaugt, fühlen sich am Ende des Tages weniger oder kaum mehr verbraucht als junge Beschäftigte. Das liegt zum einen an der geringeren Arbeitszeit, weil Ältere weniger Überstunden
machen oder die Arbeitszeit bereits reduziert haben, und zum anderen an den Branchen: Ältere sind öfter im öffentlichen Dienst und schon eher selten als Arbeiter beschäftigt.

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