Viele Beschäftigte greifen wegen zu hoher Arbeitsbelastung zu Medikamenten
Während der heißen Phase des Shutdown sind bis zu zwei Drittel der Beschäftigten trotz gesundheitlicher Beschwerden arbeiten gegangen. Das zeigt der Österreichi-sche Arbeitsklima Index. Viele Beschäftigte nehmen aufgrund der hohen Belastungen Medikamente, um überhaupt zur Arbeit gehen zu können. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher: „Wer krank ist oder Symptome aufweist, soll ohne Angst um den Job daheimbleiben können.“
Krank zur Arbeit
In Krisenzeiten neigen die Beschäftigten eher dazu, krank zur Arbeit zu gehen. Schon während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 bis 2010 sind zwischen 37 und 45 Prozent der Beschäftigten krank zur Arbeit gegangen. In den Monaten Jänner bis März 2020 gaben 47 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, in den vergangenen 6 Monaten trotz eingeschränkter Gesundheit zur Arbeit gegangen zu sein, zwischen April und Juni waren es sogar 65 Prozent. Erst seit Jahresmitte ist wieder ein deutlicher Rückgang auf 32 Prozent zu vermerken.
Pflege und Öffentlicher Dienst voran
Am öftesten gehen Beschäftigte in den Pflegeberufen und im öffentlichen Dienst sowie Techniker/-innen und Büroangestellte krank zur Arbeit. In all diesen Berufen liegt der Anteil bei mehr als 60 Prozent. Viele von ihnen haben Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen.
Medikamente notwendig
Um trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen zur Arbeit gehen zu können, griffen im bisherigen Verlauf des heurigen Jahres drei Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich zu Schmerzmitteln, 14 Prozent nahmen Schlaf- und Beruhigungsmittel, rund 6 Prozent leistungssteigernde Substanzen.
Während Frauen und ältere Arbeitnehmer/-innen eher Schmerzmittel nehmen, greifen Männer und Jüngere häufiger zu Aufputsch- und Beruhigungsmitteln. Häufigste Gründe, Medikamente zu nehmen, sind psychische Belastungen, Zeitstress und lange Arbeitszeiten. Wer psychisch belastet und gestresst ist, greift deutlich häufiger zu Medikamenten als Personen ohne psychische Belastungen und Zeitstress.
Home-Office mit Kindern anstrengender
Kaum Einfluss auf den Medikamentenkonsum hatte das Home-Office während der heißen Phase der Corona-Krise. Einzig Beschäftigte, die von zuhause arbeiteten und Kinder zu betreuen hatten, griffen deutlich häufiger zu Medikamenten als alle anderen Beschäftigten. Sie litten auch deutlich häufiger unter Erschöpfung, Kopfschmerzen, Verdauungs- und Atembeschwerden. Auch bei Arbeitslosen fiel der höhere Medikamentenkonsum im Vergleich zu den aktiven Beschäftigten auf.
Belastung reduzieren
„Auf Dauer kann es nicht gut gehen, dass die Menschen krank zur Arbeit gehen oder sich mit Medikamenten vollpumpen, um den Arbeitsalltag zu bewältigen. Wer krank ist oder Krankheitssymptome aufweist, soll daheimbleiben – zum eigenen Schutz und zum Schutz der Kolleginnen und Kollegen“ sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert die Unternehmen auf, krankmachende Arbeitsbedingungen abzustellen, psychische und körperliche Belastungen zu erkennen und zu reduzieren und den Beschäftigten mehr Zeit zum Auskurieren von Erkrankungen zu geben. Dafür sind Regelungen zum Kündigungsschutz im Krankheitsfall und eine ausreichende Personalbemessung in den Betrieben notwendig.
Home-Office schützt
In der aktuellen Phase der Corona-Pandemie müssen Unternehmen dafür sorgen, die Ansteckungsgefahr der Beschäftigten so gering wie möglich zu halten. Ein Instrument dafür ist Home-Office – mit all seinen Vor- und Nachteilen. In den Betrieben müssen Hygienemaßnahmen gesetzt und Sicherheitsabstände eingehalten werden.
Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima
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