18.09.2020

Viele Beschäftigte greifen wegen zu hoher Arbeits­belastung zu Medikamenten

Während der heißen Phase des Shutdown sind bis zu zwei Drittel der Beschäftigten trotz gesundheitlicher Beschwerden arbeiten gegangen. Das zeigt der Österreichi-sche Arbeitsklima Index. Viele Beschäftigte nehmen aufgrund der hohen Belastungen Medikamente, um überhaupt zur Arbeit gehen zu können. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher: „Wer krank ist oder Symptome aufweist, soll ohne Angst um den Job daheimbleiben können.“

Krank zur Arbeit

In Krisenzeiten neigen die Beschäftigten eher dazu, krank zur Arbeit zu gehen. Schon während der Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 bis 2010 sind zwischen 37 und 45 Prozent der Beschäftigten krank zur Arbeit gegangen. In den Monaten Jänner bis März 2020 gaben 47 Prozent der Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer an, in den vergangenen 6 Monaten trotz eingeschränkter Ge­sundheit zur Arbeit gegangen zu sein, zwischen April und Juni waren es sogar 65 Prozent. Erst seit Jahresmitte ist wieder ein deutlicher Rückgang auf 32 Prozent zu vermerken.

Pflege und Öffentlicher Dienst voran

Am öftesten gehen Beschäftigte in den Pflege­berufen und im öffentlichen Dienst sowie Techniker/-innen und Büro­angestellte krank zur Arbeit. In all diesen Berufen liegt der Anteil bei mehr als 60 Prozent. Viele von ihnen haben Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Kopf­schmerzen und Schlafstörungen.

Medikamente notwendig

Um trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen zur Arbeit gehen zu können, griffen im bisherigen Verlauf des heurigen Jahres drei Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeit­nehmer in Österreich zu Schmerzmitteln, 14 Prozent nahmen Schlaf- und Beruhigungsmittel, rund 6 Prozent leistungssteigernde Substanzen. 

Während Frauen und ältere Arbeitnehmer/-innen eher Schmerzmittel nehmen, greifen Männer und Jüngere häufiger zu Aufputsch- und Beruhigungsmitteln. Häufigste Gründe, Medikamente zu nehmen, sind psychische Be­lastungen, Zeitstress und lange Arbeitszeiten. Wer psychisch belastet und gestresst ist, greift deutlich häufiger zu Medikamenten als Personen ohne psychische Belastungen und Zeitstress. 

Home-Office mit Kindern anstrengender 

Kaum Einfluss auf den Medikamentenkonsum hatte das Home-Office während der heißen Phase der Corona-Krise. Einzig Beschäftigte, die von zuhause arbeiteten und Kinder zu betreuen hatten, griffen deutlich häufiger zu Medi­kamenten als alle anderen Beschäftigten. Sie litten auch deutlich häufiger unter Erschöpfung, Kopfschmerzen, Verdauungs- und Atembeschwerden. Auch bei Arbeitslosen fiel der höhere Medikamentenkonsum im Vergleich zu den aktiven Beschäftigten auf.

Belastung reduzieren

„Auf Dauer kann es nicht gut gehen, dass die Menschen krank zur Arbeit gehen oder sich mit Medikamenten vollpumpen, um den Arbeitsalltag zu bewältigen. Wer krank ist oder Krankheitssymptome aufweist, soll daheim­bleiben – zum eigenen Schutz und zum Schutz der Kolleg­innen und Kollegen“ sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert die Unternehmen auf, krankmachende Arbeitsbedingungen abzustellen, psychische und körperliche Belastungen zu erkennen und zu reduzieren und den Beschäftigten mehr Zeit zum Auskurieren von Erkrankungen zu geben. Dafür sind Regelungen zum Kündigungsschutz im Krankheits­fall und eine ausreichende Personalbemessung in den Betrieben notwendig.

Home-Office schützt

In der aktuellen Phase der Corona-Pandemie müssen Unternehmen dafür sorgen, die An­steckungsgefahr der Beschäftigten so gering wie möglich zu halten. Ein Instrument dafür ist Home-Office – mit all seinen Vor- und Nachteilen. In den Betrieben müssen Hygiene­maßnahmen gesetzt und Sicherheitsabstände eingehalten werden.

 Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima

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