Genug Urlaub macht zufrieden

Statt Erholung zum Arzt oder aufs Amt

Der Urlaub reicht bei fast einem Viertel der Beschäftigten nicht aus, um sich von der Arbeit erholen zu können. Das wirkt sich negativ auf ihre Arbeitszufriedenheit aus.

Für fast ein Viertel der Beschäftigten in Österreich reicht der Urlaub nicht aus, um sich von den Strapazen des Berufs zu erholen und ausspannen zu können. Vor allem Menschen im Handel und in Gesundheitsberufen schaffen es oft nicht, im Urlaub abzuschalten und sich auszuruhen.

Nicht genug Erholung

Auch jene, die ihren Jahresurlaub nicht vollständig ausschöpfen können, weil es die Arbeitsmenge oder betriebliche Umstände nicht zulassen, beklagen, dass sie sich im Urlaub nicht ausreichend erholen können. Das wirkt sich neben anderen Faktoren wie etwa niedriges Einkommen oder hohe Belastung auf die generelle Arbeitszufriedenheit aus: Beschäftigte, die sich im Urlaub erholen können, haben einen Arbeitsklima Index von 109 Punkten. Jene, die sich nicht erholen, kommen nur auf 92 Indexpunkte.

Zu hohe Arbeitsdichte

Etwa zehn Prozent der Befragten geben an, dass sie nicht ihren gesamten Jahresurlaub von fünf oder sechs Wochen, der ihnen zusteht, verbrauchen können. Bei zwei Dritteln davon ist die hohe Arbeitsdichte der Hauptgrund dafür.

Jede/-r fünfte Beschäftigte musste den bereits mit dem Vorgesetzten vereinbarten Urlaub in den vergangenen zwei Jahren verschieben, weil es die Arbeit erforderte oder weil es der Arbeitgeber so wollte. Das trifft am stärksten die Arbeitnehmer/-innen in der Transportbranche, wo rund ein Drittel den bereits geplanten Urlaub ändern musste.

Im Urlaub zum Arzt

Viele müssen Teile ihres Urlaub auch für andere Zwecke als die Erholung nutzen: Zum Beispiel, um zum Arzt zu gehen bzw. Krankheiten auszukurieren, oder um die Kinder zu betreuen. Das trifft vor allem Frauen. Jede/-r Fünfte musste sich in den vergangenen zwei Jahren zumindest einen Urlaubstag nehmen, um Behördengänge zu erledigen.

Und selbst wenn es mit dem geplanten und verdienten Urlaub klappt, finden viele Beschäftigte keine Ruhe. Sie sind - auch wenn sie frei haben - ständig für die Firma erreichbar. Nur die Hälfte hebt am Telefon nicht ab, wenn sich der Arbeitgeber meldet. Ein Viertel erklärt sich sogar ausdrücklich bereit, dass sich die Firma auch im Urlaub melden kann. Das alles führt dazu, dass jede/-r siebte Beschäftigte auch im Urlaub das Diensthandy verwendet, um mit dem Chef oder Kollegen/-innen zu telefonieren oder E-Mails zuchecken. Unter diesen Umständen bleibt die Erholung oftmals auf der Strecke.

DER INDEX STÜRZT AB

Viele Beschäftigte haben resigniert

Immer mehr Beschäftigte sehen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, die Lage auf dem Arbeitsmarkt und ihre eigenen Chancen im Berufsleben pessimistisch.

Der Arbeitsklima Index ist innerhalb eines Jahres um zwei Punkte gesunken. Derzeit liegt er nur noch bei 105 Punkten - so niedrig wie zuletzt vor zwölf Jahren. Seit Beginn der Messungen im Jahr 1997 lag der Index nur zweimal ebenfalls bei 105 Punkten (im Frühjahr 1999 und Frühjahr 2004) und nur viermal noch niedriger (Frühjahr 1997 bis Herbst 1998). Gesunken ist der Arbeitsklima Index sowohl bei Frauen, als auch bei Männern, und sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Beschäftigten.

Beschäftigte sind pessimistisch

Schuld daran ist der wachsende Pessimismus unter den Beschäftigten. Sie hadern insbesondere mit der wirtschaftlichen Entwicklung, der Lage auf dem Arbeitsmarkt und den eigenen Zukunftsperspektiven: Beispielsweise sind nur mehr 54 Prozent optimistisch in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes (minus neun Prozentpunkte seit Frühjahr 2015). Nur 42 Prozent rechnen sich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus, um sechs Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. Und während zwar 86 Prozent davon ausgehen, ihr eigener Arbeitsplatz sei sicher, glaubt nur noch jede/r Zweite, dass die Arbeitsplätze insgesamt in Österreich sicher seien.

Mit der Arbeit unzufrieden

Die steigende Resignation im Job und der wachsende Pessimismus hängen zusammen: Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz für gefährdet halten, rechnen sich auch immer weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus und sehen immer pessimistischer in die wirtschaftliche Zukunft des Landes. Mit der eigenen sozialen Absicherung ist aktuell fast schon jede/r dritte Beschäftigte nur mittel bis gar nicht zufrieden, mit Art und Inhalt der Arbeit fast jede/r Vierte.

SECHS WOCHEN FÜR ALLE

Dr. Johann Kalliauer, Präsident der AK Oberösterreich

AK-Präsident Johann Kalliauer

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Eine sechste Urlaubswoche steht Arbeitnehmern/- innen
in Österreich zu, sobald sie 25 Jahre lang im selben
Betrieb gearbeitet haben. Das schaffen nur mehr die wenigsten Beschäftigten. Im Jahr 2014 wurden 1,7 Millionen Stellen neu besetzt, also fast die Hälfte aller Arbeitsplätze. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsverhältnisse, die in diesem Jahr beendet wurden, betrug nur eineinhalb Jahre. Benachteiligt werden insbesondere Frauen, weil sie häufigere Berufsunterbrechungen aufweisen.

Darum ist es nur fair, dass alle Arbeitnehmer/-innen nach 25 Jahren in den Genuss der sechsten Urlaubswoche kommen, ganz egal bei wie vielen Arbeitgebern/-innen sie diese geleistet haben. Diese Forderung von AK und Gewerkschaften findet breite Unterstützung der Beschäftigten: Laut Arbeitsklima Index wollen 88 Prozent eine sechste Urlaubswoche für alle nach 25 Jahren.

PESSIMISMUS NIMMT ZU

Arbeitsklima Index sinkt bei Menschen aller Bildungsniveaus

Sowohl unter Hochschulabsolventen/-innen, als auch unter Menschen mit Pflichtschulabschluss sieht mehr als die Hälfte die eigenen Chancen im Berufsleben pessimistisch.

Auffallend ist, dass der Rückgang des Arbeitsklima Index nun auch jene Gruppen erfasst, die bis dato noch eine höhere Arbeitszufriedenheit hatten. In keiner anderen Gruppe ist der Arbeitsklima Index so stark zurückgegangen wie unter Hochschulabsolventen/-innen. Dramatisch bleibt aber auch die Entwicklung des Index von Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss: Dieser liegt nur mehr bei 94 Punkten.

Junge sind pessimistisch

Junge und gut ausgebildete Menschen beurteilen ihre Zukunftschancen immer schlechter. Vor einem Jahr waren noch 56 Prozent der unter 26-Jährigen mit ihren Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden, aktuell sind es nur noch 50 Prozent - sie schätzen ihre Chancen damit genauso pessimistisch ein wie ältere Arbeitnehmer/-innen über 45. Bei  Beschäftigten mit Studienabschluss ist inzwischen die Mehrheit (53 Prozent) unzufrieden mit den eigenen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Nur 48 Prozent glauben, leicht wieder einen neuen Job zu finden, falls sie ihren jetzigen verlieren. Vor einem Jahr sagten das noch 57 Prozent.

Belastungen nehmen zu

Beschäftigte mit Pflichtschulabschluss haben ihre Arbeitsmarkt- und Aufstiegschancen immer schon negativer gesehen. Dieser Trend verfestigt sich: Derzeit glauben nur 35 Prozent, dass sie leicht wieder eine neue Stelle finden könnten, wenn sie arbeitslos werden und nur 39 Prozent sind mit den Aufstiegsmöglichkeiten zufrieden. Zudem nehmen die physischen und psychischen Belastungen durch schlechte Gesundheitsbedingungen und belastende Arbeitsabläufe zu. All das führt dazu, dass der Arbeitsklima Index von Geringqualifizierten innerhalb eines Jahres um weitere drei Punkte abgesackt ist.

DER ARBEITSKLIMA INDEX

Die Sicht der Beschäftigten wird in wirtschafts- und sozialpolitischen Diskussionen viel zu wenig berücksichtigt. Auch, weil es vermeintlich zu wenig gesicherte Daten dazu gibt. Der Österreichische Arbeitsklima Index liefert seit 18 Jahren diese Daten und ist so ein Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Er untersucht deren Einschätzung hinsichtlich Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen. Der Arbeitsklima Index erfasst die subjektive Dimension und erweitert so das Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft.

Die Berechnung des Arbeitsklima Index beruht auf vierteljährlichen Umfragen unter österreichischen Arbeitnehmern/-innen. Die Stichprobe von rund 4.000 Befragten pro Jahr ist repräsentativ ausgewählt, so dass daraus relevante Schlüsse für die Befindlichkeit aller Arbeitnehmer/-innen gezogen werden können. Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet. Ergänzend gibt es Sonderauswertungen.

Daten online

Aktuelle Ergebnisse und Hintergrundinformationen finden Sie unter ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima. Dort steht nicht nur die umfangreiche Arbeitsklima-Datenbank für Auswertungen zur Verfügung, sondern es ist auch möglich,  innerhalb  weniger Minuten online den persönlichen Zufriedenheitsindex am Arbeitsplatz zu  berechnen. Ebenfalls online ist der Führungskräfte Monitor: Er beantwortet die Frage, wie es um die Arbeitszufriedenheit der österreichischen Führungskräfte steht.

MÄNNER UND FRAUEN

Große Unterschiede bei der Arbeitszufriedenheit

Die alten Rollenbilder sterben nicht aus: Während viele Männer auf der Karriereleiter nach oben wollen, kümmern sich Frauen um die Kinder.

Auch wenn die Erwerbstätigkeit von Frauen in den vergangenen 20 Jahren Um fast zehn Prozentpunkte gestiegen ist, bleibt der Arbeitsmarkt stark segregiert. Die Arbeitszufriedenheit in den einzelnen Berufen hängt aber weniger vom jeweiligen Männer- oder Frauenanteil als vielmehr von den Arbeitsbedingungen ab. Am zufriedensten sind Beschäftigte in der IT-Branche (Männeranteil 89 Prozent) sowie Kindergartenpädagoginnen (Frauenanteil 97 Prozent).

Besonders unzufrieden sind bei den Männern Bauarbeiter, Berufsfahrer und Lagerarbeiter bzw. bei den Frauen Textilarbeiterinnen und Reinigungskräfte.

Gründe sind hohe körperliche Belastung, schlechte Arbeitsmarktchancen, niedrige Einkommenszufriedenheit sowie eine pessimistische Karriereerwartung.

Nach wie vor unterbrechen vor allem Frauen die Erwerbskarriere für die Kinderbetreuung: Nur drei Prozent der Väter haben eine Babypause eingelegt. Damit einhergeht, dass Frauen mit Kindern die Arbeitszeit reduzieren, Männer zwischen 21 und 35 Jahren mit Kindern hingegen mit deutlich mehr als 40 Stunden die höchste Arbeitszeit aller Gruppen auf dem Arbeitsmarkt haben. Sie haben auch die höchsten Ambitionen, auf der Karriereleiter nach oben zu kommen.

Der Arbeitsmarkt ist klar aufgeteilt

Während Frauen vorwiegend in Dienstleistungsbranchen arbeiten, sind Männer nach wie vor eher in der Produktion tätig. Die Berufe mit den höchsten Männeranteilen sind Schlosser (97 Prozent), Beschäftigte beim Bundesheer (97 Prozent) und Mechaniker sowie Elektriker (je 96 Prozent). Die Berufe mit dem höchsten Frauenanteil sind Kindergartenpädagogin (96 Prozent), Friseurin (94 Prozent) und Kassiererin (91 Prozent).

Prekäre Situation

Arbeitszeit und Einkommen sind in den klassischen Männerberufen deutlich höher als in den Frauen berufen. Beides liegt unter anderem an der hohen Teilzeitquote bei Frauen. Das wiederum führt dazu, dass die finanzielle Situation von berufstätigen Frauen oftmals prekär ist. So sagt fast jede zweite Frau zwischen 31 und 40 Jahren, dass sie zusätzlich zum Einkommen auf weitere finanzielle Transferleistungen angewiesen ist. Jeweils 28 Prozent der Kassiererinnen und Friseurinnen kommen mit ihrem Einkommen nicht aus, bei den Kindergartenpädagoginnen sind es 22 Prozent. In weiterer Folge sind viele Frauen auch pessimistisch, was ihre Pension betrifft. Mehr als jede dritte Beschäftigte in der Textilarbeit oder Reinigung glaubt, mit der Pension nicht auszukommen.

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