10.12.2020

Der Arbeitsklima-Index zeigt: Arbeitslosigkeit bedeutet nicht nur weniger Einkommen, sondern wirkt sich negativ auf das Leben aus

Im März 2020 sind in Österreich innerhalb weniger Tage 120.000 Menschen arbeitslos geworden. Sie haben mehr verloren als nur ihren Job und einen großen Teil ihres Einkommens, nämlich auch ihre beruflichen Per­spektiven, ihre finanzielle Unabhängigkeit und oftmals ihre psychische Gesundheit. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index der AK Oberösterreich. „Für ein menschenwürdiges Leben in der Arbeitslosigkeit braucht es dringend eine bessere finanzielle Absicherung jener Menschen, die ihren Job verloren haben“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Arbeitslosengeld reicht nicht aus

Wer in Österreich seinen Job verliert, verliert fast die Hälfte seines Einkommens. 8 von 10 Arbeitslosen sagen, dass sie vom Arbeitslosengeld kaum oder gar nicht leben können. Sie sind daher in hohem Ausmaß auf finanzielle Zu­wendungen aus dem privaten Umfeld oder von der öffentlichen Hand angewiesen. Ein Viertel erhält Geld vom Lebenspartner, ein Zehntel von den Eltern oder Großeltern. Rund die Hälfte der Arbeitslosen hat jedoch keinen Zugang zu zusätzlichen Finanzmitteln. Sie sind einzig und alleine auf das Arbeitslosengeld angewiesen.

Arbeitslose mit ihrem Leben unzufrieden

Arbeitslosigkeit hat aber nicht nur finanzielle Auswirkungen. Studien zeigen: Rund die Hälfte aller Beschäftigten, die arbeitslos waren, berichten noch 5 Jahre danach von negativen Folgen, die ihre psychische Gesundheit, die Wohn- oder die Beziehungssituation betreffen. Nur 54 Prozent der Arbeitslosen sind mit ihrem Leben zufrieden – unter den Personen in Kurzarbeit oder regulärer Beschäftigung sind es jeweils mehr als 80 Prozent.

Erschwerend kommt dazu, dass Arbeitslose derzeit wenig Hoffnung auf Besserung ihrer Lage haben. 44 Prozent glauben, dass sie die aktuelle Krise heftiger trifft als andere, knapp die Hälfte fühlt sich durch die Krise in der Existenz bedroht. Mehr als die Hälfte glaubt, wegen der Corona-Krise schlechte Chancen auf einen neuen Job zu haben. Der Arbeitsklima Index belegt, dass ihr Pessimismus begründet ist: Eine Unterbrechung der Erwerbskarriere hat langfristige negative Auswirkungen: geringere Einkommen, schlechtere Aufstiegschancen, oft wieder nur unsichere und befristete Beschäftigungsverhältnisse.

AK fordert höheres Arbeitslosengeld

„In den vergangenen Monaten haben zehntausende Beschäftigte völlig unerwartet und unverschuldet ihren Arbeitsplatz verloren. Die allermeisten bemühen sich redlich, rasch wieder eine neue Beschäftigung zu finden. Angesichts der derzeitigen schwierigen Lage auf dem Arbeits­markt wird das nicht allen Corona-Arbeitslosen gelingen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer und fordert eine echte finanzielle Absicherung für Arbeitslose: „Wer seinen Job verliert, verliert in Österreich fast die Hälfte seines zuletzt bezogenen Nettoeinkommens. Darum ist es höchst an der Zeit, die Nettoersatzrate von derzeit 55 auf mindestens 70 Prozent zu erhöhen.“


Für ein menschenwürdiges Leben in der Arbeitslosigkeit braucht es dringend eine bessere finanzielle Ab­sicherung jener Menschen, die ihren Job verloren haben.

dr. johann kalliauer

AK-PRÄSIDENT

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