Der Arbeitsklima Index zeigt: Die oberösterreichischen Beschäftigten blicken zunehmend pessimistisch in die Zukunft
Für einen großen Teil der oberösterreichischen Beschäftigten ist die Corona-Krise bis jetzt noch relativ glimpflich verlaufen. Die Kurzarbeit hat viele Arbeitsverhältnisse gerettet, die Arbeit im Home-Office einen Teil der Beschäftigten vor einer Ansteckung geschützt. Das zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index für Oberösterreich. Dennoch nagt die Krise am Optimismus der Beschäftigten. „Um den Menschen wieder Perspektiven zu geben und die Konjunktur anzukurbeln, müssen die Einkommen und das Arbeitslosengeld erhöht werden“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Beschäftigte sind weniger optimistisch
Der wirtschaftliche Aufschwung fand mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ein jähes Ende. Seit März 2020 ist der Optimismus der Beschäftigten in Oberösterreich um 14 Prozentpunkte und der Glaube an die Sicherheit der Arbeitsplätze um 16 Prozentpunkte gesunken. Dennoch ist die Arbeitszufriedenheit nur um 2 Indexpunkte (von 110 auf 108 Punkte) zurückgegangen. Im Vergleich dazu: Von 2008 auf 2009 sank der Index in Oberösterreich von 110 auf 103 Punkte.
Ständiges auf und ab
Der Indexwert von 108 Punkten ist ein Durchschnittswert für das gesamte Jahr 2020. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Arbeitszufriedenheit in Oberösterreich zu Beginn des Jahres 2020 sogar auf 111 Punkte gestiegen war, während des ersten Lockdown auf 106 Punkte absackte, sich über den Sommer erholt hatte und dann im zweiten Lockdown auf nur noch 104 Punkte eingebrochen war. Das heißt, die Stimmung unter den Beschäftigten trübt sich auch in Oberösterreich – je länger die Corona-Pandemie dauert – zunehmend ein.
Besonders hart von der Krise werden jene getroffen, die keine Arbeit haben. Im Vergleich zu Beschäftigten in Kurzarbeit beziehungsweise regulär Beschäftigten sind arbeitslose Oberösterreicher/-innen deutlich weniger zufrieden mit ihrem Leben. Sie sind unzufrieden mit ihren Rechten, mit ihrem sozialen Status in der Gesellschaft und mit ihrer sozialen Absicherung: 8 von 10 sagen, dass das Arbeitslosengeld – insbesondere bei längerer Dauer der Arbeitslosigkeit – immer weniger zum Leben reicht.
Kurzarbeit hilft vielen Beschäftigten
Ein Hauptgrund, warum die Arbeitszufriedenheit nicht viel stärker eingebrochen ist, war der breite Einsatz der Kurzarbeit. Von den oberösterreichischen Befragten, die 2020 in Kurzarbeit waren, sagten 79 Prozent, sie seien mit ihrer sozialen Absicherung zufrieden. Die Hälfte kam mit dem Kurzarbeitsgeld gut über die Runden. Nur 10 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit arbeiteten unter schlechten Gesundheitsbedingungen (alle Beschäftigten: 17 Prozent), ebenfalls 10 Prozent fühlten sich durch die Arbeit emotional belastet (Rest: 27 Prozent), nur 3 Prozent litten unter ständigem Arbeitsdruck (Rest: 24 Prozent).
Mit zunehmender Dauer der Kurzarbeit relativieren sich allerdings die positiven Effekte: Der Anteil jener, deren Einkommen nicht ausreicht, wird größer (ist aber um ein Vielfaches geringer als bei Arbeitslosen). Kurzarbeiter/-innen blicken auch pessimistischer in die Zukunft als andere Erwerbstätige und sorgen sich mehr um die wirtschaftliche Zukunft des Betriebes.
Home-Office hilft Beschäftigten
Ein weiterer Faktor, der die negativen Auswirkungen der Corona-Krise abgefedert hat, war das Home-Office. Zu Spitzenzeiten arbeitete in Oberösterreich ein Drittel der Beschäftigten im Jahr 2020 zumindest teilweise zuhause. 9 Prozent der Heimarbeiter/-innen fühlten sich nicht ausreichend vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus geschützt. Unter jenen, die auch in der Krise an ihrem üblichen Arbeitsort tätig waren, waren es 20 Prozent.
Home-Office hat aber auch seine Schattenseiten: 16 Prozent der Heimarbeiter/-innen hatten Konflikte mit dem Arbeitgeber, weil sie Arbeitsaufgaben übernehmen mussten, die nicht in ihren Aufgabenbereich fallen. Viele fühlten sich schlecht informiert (zum Beispiel über Änderungen in der Arbeitsorganisation, Kurzarbeit, Heimarbeit, Maßnahmen, nächste Schritte).
„Auch wenn die Stimmung auf dem oberösterreichischen Arbeitsmarkt derzeit noch nicht so schlecht ist wie in der Wirtschafts- und Finanzkrise, hat die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf die Beschäftigten“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Mehr als drei Viertel glauben, dass die Krise den Arbeitsmarkt dauerhaft verändern wird. Mehr als 20 Prozent haben das Gefühl, dass sie die Krise härter trifft als andere und fast ein Sechstel der Beschäftigten sieht sich in der eigenen Existenz bedroht.
In Beschäftigte investieren
Um den Optimismus der Menschen in Oberösterreich wieder zu stärken, fordert Kalliauer Investitionsprogramme von Bund und Land sowie öffentliche Beschäftigungsprojekte für Langzeitarbeitslose. Um die Konjunktur anzukurbeln, müssen das Arbeitslosengeld und die kollektivvertraglichen Mindestlöhne und -gehälter erhöht werden. „Dazu wäre lediglich eine faire Verteilung der Corona-Hilfen nötig. Derzeit gehen fast drei Viertel davon an Unternehmen – viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und vor allem Arbeitslose schauen durch die Finger“, sagt der AK-Präsident.
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PRÄSENTATION VON IFES UND SORA
ARBEITSKLIMA INDEX 2021 - MÄRZ
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