Lange Arbeitszeiten

Beruf und Freizeit schwer vereinbar

Wer viele Überstunden macht, kann Beruf und Privatleben schwer vereinbaren. Auch das körperliche Wohlbefinden leidet unter Arbeitszeiten von mehr als 40 Stunden pro Woche.

Die Beschäftigten in Österreich arbeiten viel und (zu) lange. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index. Die durchschnittlich von Vollzeitkräften geleistete Arbeitszeit liegt seit Jahren konstant bei 42 Wochenstunden. Am längsten arbeiten Vollzeitbeschäftigte im Tourismussektor (44 Stunden), gefolgt von Verkehr/Nachrichten und Bauwesen.

Häufige Überstunden

Fast die Hälfte der Beschäftigten (47 Prozent) muss gelegentlich Überstunden machen, 17 Prozent sogar häufig.

Mit ihrer Arbeitszeit am besten kommen Kindergartenpädagogen/-innen und Büroangestellte (ohne Kundenkontakt) aus, was an den hohen Teilzeitquoten in diesen Berufen liegt. Denn: Während Überstunden vor allem von Vollzeitkräften geleistet werden, geben nur neun Prozent der Teilzeit-Beschäftigten an, häufig Mehrstunden machen zu müssen.

Schlechte work-life-balance

In Summe kommt mehr als ein Viertel aller Beschäftigten auf mehr als 40 Stunden pro Woche, jede/r Zehnte sogar auf mehr als 45 Stunden. Darunter leiden sowohl die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, als auch die gesundheitliche Verfassung und das persönliche Wohlbefinden. Fast 40 Prozent der Beschäftigten mit häufigen Überstunden bezeichnen ihre work-life-balance als mittel bis schlecht. Auch atypische Arbeitszeitregelungen wie Schichtarbeit oder Arbeit auf Abruf behindern die Vereinbarkeit.

Unzufrieden mit der Arbeitszeit

Besonders betroffen davon sind Kraftfahrer/-innen und Bauarbeiter - in diesen Berufsgruppen machen drei Viertel der Beschäftigten zumindest gelegentlich Überstunden. Auch in der Gastronomie steht Mehrarbeit häufig auf der Tagesordnung. Kein Wunder, dass in dieser Branche die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung am geringsten ist. Im Durchschnitt aller Branchen und Berufsgruppen sinkt die Zufriedenheit mit der Arbeitszeitregelung seit Jahren.

Besonders schwierig ist die Situation von alleinerziehenden Müttern: Nur 19 Prozent von ihnen sagen, dass ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben sehr gut gelinge. Dass die Arbeitszeit von Männern und Frauen auseinanderklafft, ist bekannt. Geradezu paradox ist, dass Frauen mit Kindern weniger Stunden arbeiten, während Väter ihre Arbeitszeit sogar noch ausweiten - auf deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche.

Lange Arbeitszeiten drücken zudem auf die körperliche Verfassung, die Leistungsfähigkeit und das persönliche Wohlbefinden. Von jenen Arbeitnehmern/-innen, die weniger als 38,5 Stunden pro Woche arbeiten, geht es 39 Prozent sehr gut. Bei jenen, die auf mehr als 40 Stunden pro Woche kommen, sind es lediglich 30 Prozent.

SCHLECHTE AUSSICHTEN

Die Arbeitnehmer/-innen sind pessimistisch

Der Optimismus für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs ist so gering wie noch nie. Auch hoch qualifizierte Beschäftigte sind mittlerweile in Sorge um die Zukunft.

Seit Beginn der Erhebung des Arbeitsklima Index blickten die Arbeitnehmer/-innen noch nie so pessimistisch in die wirtschaftliche Zukunft des Landes. Waren um die Jahrtausendwende noch fast acht von zehn Befragten optimistisch, so sind es jetzt nur mehr 57 Prozent. Am Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 und 2010 warfen noch deutlich über 60 Prozent einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft .

Banker und Lehrer zuversichtlich

Gleichzeitig glauben über 80 Prozent, dass sich der eigene Betrieb in eine positive Zukunft bewegt. Durch besonderen Optimismus fallen Beschäftigte im Banken- und Unterrichtswesen auf. Weniger zuversichtlich sehen Bauarbeiter die Zukunft ihres Betriebes. Die Entwicklung des Landes sehen vor allem Öffentlich Bedienstete skeptisch.

Am optimistischsten beurteilen Beschäftigte mit Matura die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und auch ihres Betriebes. Einen sorgenvollen Blick in die Zukunft haben Personen mit Lehrabschluss - nur etwas mehr als die Hälfte ist optimistisch, was die wirtschaftliche Entwicklung des Landes betrifft. Vor der Krise waren es noch mehr als 70 Prozent. Die Facharbeiter/-innen sind hingegen relativ zuversichtlich in Bezug auf ihren Betrieb, während Pflichtschulabsolventen/-innen die Zukunft ihres Betriebes am wenigsten optimistisch sehen.

Akademiker werden skeptisch

Selbst viele Akademiker/-innen machen sich Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft des Landes: Waren im Vorjahr noch drei Viertel der Uniabsolventen/-innen optimistisch, so ist dieser Wert seit letztem Jahr um 15 Prozentpunkte auf 60 Prozent eingebrochen. Am optimistischsten blicken die Beschäftigten in Vorarlberg und Tirol in die Zukunft ihres Betriebs sowie des Landes. Pessimistisch sind Beschäftigte im Burgenland und Kärnten, die Zukunft des Betriebs sehen auch Wiener/-innen kritisch.

Kürzer arbeiten

Dr. Johann Kalliauer, Präsident der AK Oberösterreich

AK-Präsident Johann Kalliauer

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Die immer wieder kehrenden Rufe von Wirtschaftsvertretern/-innen nach längeren Arbeitszeiten und mehr Flexibilität sind kontraproduktiv. Schon jetzt arbeiten die Beschäftigten in Österreich zu lange. Gesundheitliche Beschwerden und Schwierigkeiten, Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut zu bringen, sind nur die eine Seite der Medaille. Auch die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt wird durch eine Verlängerung der Arbeitszeit weiter verschärft. Darum ist klar: Wir brauchen kürzere statt längere Arbeitszeiten - und das natürlich bei vollem Lohnausgleich. Zudem wünschen sich die Arbeitnehmer/-innen fixe Arbeitszeiten anstatt Schicht- oder Turnusarbeit. Wir brauchen eine bessere und faire Verteilung von Arbeit und Arbeitszeit. Nur das schafft Jobs, reduziert die Rekordarbeitslosigkeit und sorgt für mehr Lebensqualität, Zufriedenheit und letztlich für gesündere und motivierte Mitarbeiter/-innen.

SOZIALE ABSICHERUNG

Zufriedenheit hängt von Einkommen und Lebenslage ab

Dass zwei Drittel der Beschäftigten mit ihrer sozialen Absicherung zufrieden sind, überdeckt gravierende Unterschiede zwischen Berufs- und Einkommensgruppen.

Zwei Drittel der Beschäftigten sind mit ihrer sozialen Absicherung zufrieden. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Gruppen gibt. So sind Arbeiter/-innen nur zu 56 Prozent mit ihrer sozialen Absicherung zufrieden, Migranten/-innen zu 51 Prozent und gering qualifizierte Beschäftigte nur zur Hälfte. Angewiesen auf eine umfassende soziale Absicherung sind insbesondere einkommensschwache Gruppen, die sich in prekären und armutsgefährdeten Lebenslagen befinden. Gerade sie sind aber mit dieser Absicherung am unzufriedensten.

Unsichere Arbeitsplätze

Große Unterschiede gibt es auch bei der Einschätzung der Arbeitsplatzsicherheit: Während nur die Hälfte der Beschäftigten - das sind neun Prozentpunkte weniger als vor drei Jahren - glaubt, dass die Arbeitsplätze in Österreich noch sicher sind, halten nach wie vor 84 Prozent ihren eigenen Job für sehr oder ziemlich sicher. Beschäftigte im Bau, im Tourismus und immer häufiger auch im Dienstleistungsbereich halten ihren Arbeitsplatz hingegen für gefährdet, gleichzeitig sehen sie weniger Chancen für sich auf dem Arbeitsmarkt.

Angst um Job kann krank machen

Jobsicherheit ist ein Faktor für die Gesundheit: Denn wer seinen Arbeitsplatz für unsicher hält, leidet eher unter gesundheitlichen Problemen, wie Schlafstörungen, Nervosität und Magenbeschwerden. Aber auch Muskelverspannungen, Kreuz- und Kopfschmerzen sowie Erschöpfungszustände sind bei Menschen mit Jobängsten weiter verbreitet. 46 Prozent der Personen, die um ihren Job fürchten, sind in den vergangenen sechs Monaten krank zur Arbeit gegangen. Bei Personen, die sich in Jobsicherheit wiegen, waren es 32 Prozent.

DER ARBEITSKLIMA INDEX

Die Sicht der Beschäftigten wird in wirtschafts- und sozialpolitische Diskussionen viel zu wenig berücksichtigt. Auch, weil es vermeintlich zu wenig gesicherte Daten dazu gibt. Der österreichische Arbeitsklima Index liefert seit mehr als 15 Jahren diese Daten und ist so ein Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Er untersucht deren Einschätzung hinsichtlich Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen. Der Arbeitsklima Index erfasst die subjektive Dimension und erweitert so das Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft.

Die Berechnung des Arbeitsklima Index beruht auf vierteljährlichen Umfragen unter österreichischen Arbeitnehmern/-innen. Die Stichprobe von rund 4000 Befragten pro Jahr ist repräsentativ ausgewählt, so dass daraus relevante Schlüsse für die Befindlichkeit aller Arbeitnehmer/-innen gezogen werden können. Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet. Ergänzend gibt es Sonderauswertungen.

Daten online

Aktuelle Ergebnisse und Hintergrundinformationen finden Sie unter www.arbeitsklima.at. Dort steht nicht nur die umfangreiche Arbeitsklima Datenbank für Auswertungen zur Verfügung, sondern es ist auch möglich, innerhalb weniger Minuten online den persönlichen Zufriedenheitsindex am Arbeitsplatz berechnen. Ebenfalls online ist der Führungskräfte Monitor: Er beantwortet die Frage, wie es um die Arbeitszufriedenheit der österreichischen Führungskräfte steht.

MECHANIKER

Männerdomäne mit zufriedenen Mitarbeitern

Mechaniker sind zu 96 Prozent Männer. Sie schätzen ihre Aufstiegsmöglichkeiten und Arbeitsmarktchancen gut ein und sind mit dem Einkommen zufrieden.

Laut Lehrlingsstatistik der Wirtschafts-ammer zählt KFZ-Technik unter den Burschen nach wie vor zu den drei beliebtesten Lehrberufen in Österreich, jeder zehnte männliche Lehrling wird Mechaniker. Daher ist es kein Wunder, dass 96 Prozent aller Mechaniker männlich sind und dass 83 Prozent der befragten Mechaniker einen Lehrabschluss haben.

Nur 3 Prozent waren arbeitslos

Der Arbeitsklima Index von Mechanikern liegt bei 109 Punkten und damit um zwei Punkte über dem Durchschnitt aller Branchen und Berufe der letzten fünf Jahre. 58 Prozent sind mit ihren Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden (sonstige Berufe: 52 Prozent) und 63 Prozent sagen, dass sie im Fall eines Jobverlusts leicht wieder eine annehmbare Stelle finden - um 17 Prozent mehr als im Durchschnitt aller Berufsgruppen. Allerdings waren in den vergangenen zwölf Monaten ohnehin nur drei Prozent der Mechaniker von Arbeitslosigkeit betroffen. Unter allen Beschäftigten sind es 17 Prozent.

Zwei Drittel der Mechaniker sind mit ihrem Einkommen zufrieden. Im Durchschnitt aller Branchen sind es nur knapp über 60 Prozent. Dass das Einkommen gar nicht ausreicht, sagen nur zwei Prozent der Mechaniker.

Hohe Belastungen, aber wenig Angebote

Auch wenn Mechaniker mit ihrer Tätigkeit, dem Image ihres Berufes, ihren Chancen und mit dem Leben insgesamt zufriedener sind, darf nicht übersehen werden, dass die Arbeit als Mechaniker bzw. KFZ-Techniker mit erheblichen körperlichen Belastungen verbunden ist. Besonders Lärm, Hitze und Kälte, Staub und chemische Stoffe in den Autowerkstätten spielen eine gesundheitsgefährdende Rolle. Fast ein Viertel fühlt sich durch schlechte Gesundheitsbedingungen am Arbeitsplatz belastet - um elf Prozent mehr als im Durchschnitt aller Branchen. 18 Prozent fühlen sich durch Unfall- und Verletzungsgefahr belastet.

Und dennoch gibt es für Mechaniker kaum gesundheitsfördernde Angebote: Für drei Viertel aller Beschäftigten in diesem Beruf gibt es keinerlei Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit. Darum ist es auch wenig überraschend, dass 60 Prozent der Mechaniker maximal 35 Jahre alt sind und 39 Prozent aller Mechaniker sagen, dass es vermutlich unwahrscheinlich ist, bis zur Pension in dieser Tätigkeit zu bleiben. Und dennoch: Nur fünf Prozent der Mechaniker würden gerne den Job vollständig wechseln – das ist um die Hälfte weniger als unter allen Beschäftigten.

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