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Obwohl der Arbeitsklima Index zeigt, dass Betriebsräte/-innen oft zu mehr Zufriedenheit im Beruf beitragen, gibt es vor allem in kleineren Betrieben immer seltener Betriebsräte/-innen.
Nur 48 Prozent der Beschäftigten geben im Arbeitsklima Index 2013 an, dass es in hrem Betrieb einen Betriebsrat bzw. eine Personalvertretung gibt. Dieser Anteil ist in zehn Jahren um 15 Prozentpunkte gesunken.
Seit 2003 ist der Anteil an Beschäftigten, die einen Betriebsrat haben, in Niederösterreich am stärksten gesunken (minus 35 Prozent), gefolgt von Vorarlberg ( minus 30 Prozent), Salzburg (minus 22 Prozent) und Wien (minus 20 Prozent). Kaum gesunken ist dieser Anteil hingegen in Kärnten und Oberösterreich (je minus zwei Prozent). In Tirol ist er sogar leicht gestiegen (plus zwei Prozent).
In kleineren und mittleren Unternehmen hat sich der Anteil an Beschäftigten mit Betriebsrat bzw. Personalvertretung in den letzten zehn Jahren am stärksten reduziert. In Unternehmen mit fünf bis 19 Mitarbeitern/-innen um die Hälfte (von 14 auf sieben Prozent), in Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern/-innen um 12 Prozentpunkte auf derzeit 40 Prozent. Während der Anteil an Beschäftigten mit Betriebsrat im öffentlichen Bereich sogar steigt, ist er in privaten Betrieben innerhalb der letzten fünf Jahre kontinuierlich von 47 auf 39 Prozent zurückgegangen.
Betriebsräte/-innen haben in manchen Aspekten positive Wirkungen. So sind fast drei Viertel der Beschäftigten in privaten Unternehmen mit Betriebsrat mit ihren echten als Arbeitnehmer/-innen zufrieden, aber nur 67 Prozent der Beschäftigten ohne Betriebsrat. 65 Prozent der Arbeitnehmer/-innen mit Betriebsrat sind mit dem Einkommen zufrieden – gegenüber 56 Prozent in Betrieben ohne Betriebsrat. Auffallend: In Privatbetrieben mit Betriebsrat gibt es fast doppelt so häufig zumindest eine gesundheitsfördernde Maßnahme (40 zu 22 Prozent).
Nur acht Prozent der Kellner/-innen und anderer Beschäftigter im Gastgewerbe sowie der Friseure/-innen und Kosmetiker/-innen geben an, sich an einen Betriebsrat wenden zu können. Beschäftigte im Fremdenverkehr, in der Land- und Forstwirtschaft, im Einzelhandel und in unternehmensnahen Dienstleistungen haben am seltensten einen Betriebsrat. Hingegen geben 91 Prozent der Polizisten und der Beschäftigten in der öffentlichen Sicherheit an, einen Betriebsrat als Ansprechperson zu haben. Bei Lehrern/-innen und Pflegebediensteten sind es jeweils 84 Prozent, bei Bankangestellten 81 Prozent.
Dr. Johann Kalliauer, Präsident der AK Oberösterreich
Die wachsende Anzahl an Beschäftigten ohne Betriebsrat vor allem in kleinen und mittleren Betrieben ist besorgniserregend. Anscheinend halten viele Unternehmer/-innen innerbetriebliche Vertretung und Mitbestimmung der Beschäftigten für entbehrlich. Dabei zeigen die Zahlen des Österreichischen Arbeitsklima Index viele positive Aspekte, die ein Betriebsrat mit sich bringt: Beschäftigte, die in ihrem Betrieb einen Betriebsrat haben, sind mit ihren Rechten als Arbeitnehmer/-in zufriedener. Die Einkommenszufriedenheit liegt in privaten Unternehmen mit Betriebsrat deutlich höher. Dasselbe gilt für die Zufriedenheit mit der sozialen Einstellung des Betriebs gegenüber der Belegschaft. Zufriedenere Mitarbeiter/-innen sind motivierter, wovon auch die Unternehmen profitieren. Noch ein Aspekt: Unternehmer/-innen reden immer wieder über betriebliche Gesundheitsförderung. Der Arbeitsklima Index zeigt einmal mehr, was wirklich Sache ist: Motor für die Gesundheitsförderung der Beschäftigten sind zu einem großen Teil die Betriebsrätinnen und Betriebsräte.
Trotz – vor allem psychisch-seelischer – Belastungen liegt der Arbeitsklima Index der in der Krankenpflege beschäftigten Frauen und Männer bei 115 Punkten.
Damit liegen die Krankenpflegekräfte und medizinisch-technischen Assistenten/-nnen sechs Punkte über dem Arbeitsklima Index-Durchschnitt von 109 Punkten – trotz hoher Teilzeitquote und oft schwierigen Arbeitsbedingungen.
Womit konkret Beschäftigte in der Krankenpflege und medizinisch-technische Assistenten/-innen zufriedener sind, zeigen die Subdimensionen:
Auch mit ihrem Einkommen sind Krankenpflegebeschäftigte deutlich zufriedener: 79 Prozent sind sehr oder ziemlich zufrieden, aber nur 56 Prozent der sonstigen Beschäftigten. Nur sechs Prozent geben an, nicht mit ihrem Einkommen auszukommen - erstaunlich wenig angesichts der hohen Teilzeitquote. Im Median verdienen Pflegebedienstete in Teilzeit 975 Euro netto monatlich, sonstige Beschäftigte im Schnitt 825 Euro. Vollzeitbeschäftigte Pflegebedienstete verdienen im Median 1725 Euro netto pro Monat, Beschäftigte in sonstige Berufen 1425 Euro.
Der Anteil der Krankenpflegebeschäftigten und medizinischtechnischen Assistenten/-innen mit höherer Bildung ist seit 2010 deutlich gestiegen.
Die Beschäftigten in der Krankenpflege und den medizinisch-technischen Berufen sind überwiegend weiblich (77 Prozent). Ein Drittel dieser Beschäftigten arbeitet Teilzeit (unter 35 Stunden pro Woche) gegenüber einem Viertel der Arbeitnehmer/-innen in sonstigen Berufen. Auffallend ist der Anstieg des Bildungsniveaus.
Der Anteil der Krankenpflegebeschäftigten und medizinisch-technischen Assistenten/-innen mit Studienabschluss ist seit 2010 von sieben auf jetzt 27 Prozent gestiegen. Das liegt vor allem an den steigenden Ansprüchen in diesem Job und dem Fachhochschul-Studium „Gesundheits- und Krankenpflege“. Weiters haben 20 Prozent der in diesem Bereich Arbeitenden Matura, 42 Prozent verfügen über einen Fach-, Handels- oder Mittelschulabschluss. Unter 25-Jährige sind in diesen Berufen selten (acht Prozent), was vor allem mit der Dauer der Ausbildung zusammenhängt.
Die meisten Kategorien, die im Arbeitsklima Index für Krankenpflege- und medizinisch-technische Berufe erhoben werden, zeichnen ein positives Bild. Es gibt aber auch Bereiche, in denen Krankenpfleger/-innen ihre Situation kritischer einschätzen als Beschäftigte in sonstigen Berufen: 26 Prozent sagen, sie seien durch Zeitdruck belastet (gegenüber 18 Prozent der sonstigen Beschäftigten), 32 Prozent bezeichnen ihre Arbeit als seelisch-psychisch belastend (gegenüber zehn Prozent). Immerhin 14 Prozent fühlen sich durch technische und/oder organisatorische Veränderungen belastet (gegenüber sieben Prozent).
Wirtschafts- und sozialpolitische Diskussionen sind voll mit Zahlen und Werten, die oft auf Abbau des Sozialstaates und weniger Verteilungsgerechtigkeit abzielen. Der Österreichische Arbeitsklima Index ist ein Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus der Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Er untersucht deren Einschätzung hinsichtlich Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen. Im Gegensatz zu üblichen Kennzahlen der wirtschaftlichen Entwicklung erfasst der Arbeitsklima Index die subjektive Dimension und erweitert das Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft.
Die Berechnung des Arbeitsklima Index beruht auf vierteljährlichen Umfragen unter österreichischen Arbeitnehmern/-innen. Die Stichprobe von rund 4000 Befragten pro Jahr ist repräsentativ ausgewählt, so dass daraus relevante Schlüsse für die Befindlichkeit aller Arbeitnehmer/-innen gezogen werden können. Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet. Ergänzend gibt es Sonderauswertungen.
Aktuelle Ergebnisse und Hintergrundinformationen finden Sie unter www.arbeitsklima.at. Dort steht nicht nur die umfangreiche Arbeitsklima Datenbank für Auswertungen zur Verfügung, sondern es ist auch möglich, innerhalb weniger Minuten online den persönlichen Zufriedenheitsindex am Arbeitsplatz berechnen. Ebenfalls online ist der Führungskräfte Monitor: Er beantwortet die Frage, wie es um die Arbeitszufriedenheit der österreichischen Führungskräfte steht.
Ein Viertel der teilzeitbeschäftigten Frauen würde gerne mehr arbeiten. Bei jüngeren Frauen bis 25 Jahre wünscht sich das sogar mehr als jede Dritte.
Frauen erzielen in den Teilindizes „Gesellschaft“ (63 zu 62 Punkte), „Betrieb“ (74 zu 72) und „Arbeit“ (78 zu 76) leicht höhere Werte. Einzig im Bereich „Erwartungen“ bezüglich Karriere- und Arbeitsmarktchancen sind Frauen etwas pessimistischer als Männer (55 zu 57 Punkte). Und mit dem Einkommen sind Frauen weniger zufrieden als Männer (52 zu 56 Prozent). Teilzeitarbeit bremst die Frauen.
Seit Jahren zeigt auch der Arbeitsklima Index, dass Frauen deutlich häufiger Teilzeit arbeiten als Männer. Das liegt auch daran, dass vor allem Frauen Beruf und Kinderbetreuungspflichten vereinbaren müssen. Aktuell sind laut Arbeitsklima Index 42 Prozent aller weiblichen Beschäftigten teilzeitbeschäftigt. Bei Frauen mit Kindern liegt der Anteil sogar bei 60 Prozent. Bei der Frage zu der derzeitigen vertraglich vereinbarten Arbeitszeit und zur gewünschten Arbeitszeit zeigt sich, dass ein Viertel aller Frauen in Teilzeit gerne mehr Stunden als vertraglich vereinbart arbeiten würden.
Die genauere Analyse zeigt, dass 26 Prozent der Frauen, die eine sehr niedrige vertragliche Arbeitszeit haben (weniger als 12 Stunden wöchentlich), gerne mehr arbeiten möchten. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der jüngeren Frauen bis 25 Jahre, die Teilzeit arbeiten, wollen mehr Stunden in der Woche zu arbeiten.
Ist Teilzeitarbeit für Frauen das große Hindernis, das Karrieren bremst, höhere Einkommen verhindert und später eine niedrige Pension verursacht? Ja, wenn Teilzeitjobs viele Jahre lang gemacht werden.
Kinderbetreuung und Altenpflege zu Hause sind meistens die Hauptgründe für Teilzeitjobs. Viele Frauen sind auch froh, einen solchen zu haben. Aber längerfristig betrachtet, wird diese Form der Arbeit für Frauen zum Problem. Denn während vor allem Frauen Kinder betreuen und ältere oder kranke Verwandte zu Hause pflegen, klettern die Kollegen/-innen in Vollzeit inzwischen die Karriereleiter nach oben. Sie steigern so ihre Einkommen, was ihnen im derzeitigen System später höhere Pensionen bringen wird.
Viele Frauen wollen nur vorübergehend Teilzeit arbeiten. Doch viel zu oft werden keine Vollzeitstellen geboten und diese Frauen hängen fest. In Deutschland soll das Recht auf Vollzeit gesetzlich verankert werden. Ein positiver Lösungsansatz, der vielen Frauen helfen kann, der Teilzeitfalle zu entrinnen.
Arbeitsklima Index November 2013
Charts von IFES und SORA
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