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In welchen Berufsgruppen sind die Österreicher/-innen am zufriedensten? Den höchsten Indexwert und damit eine Top-3-Platzierung erreichen Büroangestellte ohne Kundenkontakt (118), Geschäftsführer/-innen (117) und Bankangestellte (116). Am anderen Ende der Skala sind Bauarbeiter/-innen (94), Berufskraftfahrer/-innen (97) und Reinigungskräfte (96) zu finden – sie sind am wenigsten zufrieden.
Was zeichnet nun einen guten Job aus? Die Werte der folgenden Subdimensionen der einzelnen Berufe geben darüber gut Auskunft.
Die signifikantesten Unterschiede zeigen sich bei körperlichen Belastungen: In der Kategorie "Physischer Stress“ erreichen Bauarbeiter/-innen einen Wert von 58 Punkten, Berufsfahrer/-innen 39 Punkte und Reinigungskräfte immer noch 20 Punkte. Bei den besten Berufen hingegen liegt der Wert nur bei 4 bis 8 Punkten. Alarmierend: Rund die Hälfte der Bauarbeiter/-innen fühlt sich durch schlechte Gesundheitsbedingungen sowie Unfall- und Verletzungsgefahr ziemlich oder stark belastet!
Auch sehr auffällig ist die Belastung aufgrund fehlender sozialer Einbindung: Acht Prozent der Bauarbeiter/-innen, sieben Prozent der Reinigungskräfte und 16 Prozent der Berufsfahrer/-innen leiden in ihrem Beruf unter Einsamkeit und Isolation, aber nur ein Prozent der Bank- und Büroangestellten bzw. Geschäftsführer/-innen.
Gute Jobs werden auch durch die Vorgesetzten geprägt: Mit dem Führungsstil sind 84 Prozent der Büroangestellten, aber lediglich 59 Prozent der Bauarbeiter/-innen zufrieden. Auch die subjektiven Zukunftsperspektiven gestalten sich höchst unterschiedlich. Zwischen zwei Drittel und drei Viertel in den Top-3-Berufen sind mit ihren Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten zufrieden – aber gerade etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten in den Jobs mit niedriger Zufriedenheit.
Selbst für Unternehmensberater/-innen ist die Frage, ob sich Beschäftigte vorstellen können, noch einmal in der gleichen Firma anzufangen, ein guter Indikator für das Betriebsklima. Für mehr als 80
Prozent der Büro- und Bankangestellten und Geschäftsführer/-innen ist das sehr gut vorstellbar. Trist schaut es hingegen in der umgekehrten Gruppe aus: 37 Prozent der Berufsfahrer/-innen, 48 Prozent der Reinigungskräfte und sogar mehr als die Hälfte der Bauarbeiter/-innen sagen: Selber Betrieb, nein danke!
Dr. Johann Kalliauer, Präsident der AK Oberösterreich
Die Ergebnisse des Arbeitsklima Index werden auch durch Daten der OÖ. Gebietskrankenkasse bestätigt: Leiharbeit ist ungesund. Der Grund dafür: Fast jeder zehnte Krankengeldfall in Oberösterreich (9,7 Prozent) entfällt auf die Leasingbranche, obwohl nur 3,9 Prozent der Beschäftigten in dieser Sparte arbeiten. Leiharbeitnehmer/-innen leiden verstärkt unter krank machenden Arbeitsbedingungen. Dass es in keiner anderen Sparte so viele Krankengeldfälle gibt, hat aber einen anderen Grund: Arbeitgeber/-innen drängend die Arbeitnehmer/-innen im Krankenstand häufig zur einvernehmlichen Auflösung des Arbeitsverhältnisses oder nur Selbstkündigung. Dadurch drücken sich die Leasingfirmen vor der Entgeltfortzahlungspflicht und wälzen die Kosten auf die Allgemeinheit ab. Auch die Zahl der Krankenstandstage bei den Leasingbeschäftigten ist alarmierend: Knapp sechs Prozent aller Krankenstände in Oberösterreich entfielen im vergangenen Jahr auf Leiharbeiter/-innen. Außerdem müssen sie aufgrund von psychischen Erkrankungen deutlich öfter bzw. länger behandelt werden als fest angestellte Arbeiter/-innen.
Trotz Schwankungen bleibt die Zahl der Leiharbeiter hoch. Image und Arbeitszufriedenheit aber sind beunruhigend, das zeigt sich auch im Arbeitsklima Index.
2012 arbeiteten in Österreich 78.414 Leiharbeitskräfte, um 3.631 mehr (+ 4,9 Prozent) als 2011. Die meisten der überlassenen Arbeitskräfte waren 2012 in den beiden Sparten Gewerbe – Handwerk – Dienstleistung (29.382) sowie Industrie (29.046) beschäftigt. Leiharbeit wird dabei gerne als „Sprungbrett“ in eine reguläre Beschäftigung hervorgehoben, gleichzeitig besteht die Befürchtung, dass durch Leiharbeit die Normalbeschäftigung außerhalb des Zeitarbeitssektors verdrängt wird.
Der Arbeitsklima Index zeigt nun: Leiharbeit ist einerseits für viele Beschäftigte ein „notwendiges Übel“, birgt aber andererseits enorme Belastungen für die betroffenen Arbeitnehmer/-innen.
Deshalb darf es auch nicht verwundern, dass Leiharbeiter/-innen einen deutlich niedrigeren Wert im Arbeitsklima Index haben als der Durchschnitt der anderen Beschäftigten. Während dieser für die Jahre 2011 bis 2013 bei 108 Punkten liegt, haben Leiharbeiter/-innen nur einen Wert von 87 – um drastische 21 Punkte weniger!
Vor allem in den zwei Teilindizes „Gesellschaft“ und „Erwartungen“ liegen die Werte um mehr als 15 Punkte unter denen der übrigen Beschäftigten. Das heißt: Leiharbeiter/-innen sind klar unzufriedener mit ihren Rechten, mit ihrer sozialen Position, mit ihren Aufstiegschancen und mit ihren Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Ein noch schlimmeres Bild zeigt sich, wenn man sich die Subdimensionen der Arbeitszufriedenheit ansieht: In allen Bereichen sind Leiharbeiter/-innen entweder unzufriedener, pessimistischer oder stärker belastet.
Besonders kritisch ist die Einstellung von Leiharbeitern/-innen gegenüber der wirtschaftlichen und privaten Zukunft (Karrierechancen), aber auch der enorm belastende physische Stress. Die Folge:
Die Lebenszufriedenheit sinkt, aktuell ist nicht einmal die Hälfte der Betroffenen (48 Prozent) mit ihrem Leben zufrieden!
Erschreckend: Die Unfallgefahr bei Leiharbeit ist doppelt so hoch wie im Rest der Arbeitswelt - und die Gesundheitsbedingungen sind drei mal so schlecht.
33 Prozent der Leiharbeiter/-innen geben an, dass sie durch einen kontinuierlichen Arbeitsdruck ohne die Möglichkeit von Pausen stark oder ziemlich belastet sind. Besonders die körperlichen Belastungen treffen Leiharbeiter/-innen – 40 Prozent arbeiten in Industrie und Gewerbe, also in Berufen wie zum Beispiel Fabrik- oder Bauarbeiter/-in.
Mehr als ein Viertel der Betroffenen fühlt sich sehr oder ziemlich Unfall- und Verletzungsgefahren
ausgesetzt, das ist mehr als doppelt so viel wie der Durchschnitt aller Beschäftigten. Gut ein Drittel (32 Prozent) leidet unter schlechten gesundheitlichen Bedingungen am Arbeitsplatz. Das ist drei Mal so viel wie im Durchschnitt aller anderen Arbeitnehmer/-innen.
Diese starken körperlichen Belastungen führen zu einer äußerst pessimistischen Zukunftseinschätzung: Nur jede/-r Zehnte hält es für sehr wahrscheinlich, bis 65 die jetzige Arbeit ausführen zu können. Fast zwei Drittel (62 Prozent) halten dies jedoch für unwahrscheinlich. Zum Vergleich: Bei allen anderen Beschäftigten liegt dieser Wert deutlich darunter, nämlich bei 45 Prozent.
Nicht nur der Ausblick in die „ferne“ Zukunft gestaltet sich oft negativ, auch die kurz- bis mittelfristige berufliche Einschätzung: Nicht einmal jede/-r fünfte Leiharbeiter/-in möchte "unbedingt" wieder im selben Betrieb arbeiten – bei allen anderen Arbeitnehmern/-innen ist dieser Wert im Durchschnitt fast doppelt so hoch. Diese pessimistische Grundstimmung gilt auch für Job-Alternativen: Nur 27 Prozent glauben, dass sie sehr leicht oder leicht eine neue Stelle finden würden. Bei allen anderen Beschäftigten sind das immerhin 47 Prozent.
Dabei wäre der Wunsch nach Veränderung vorhanden: 28 Prozent würden gerne die Firma wechseln, 18 Prozent den Beruf. Den eigenen Arbeitsplatz hält übrigens nicht einmal jede zweite Leiharbeitskraft für sicher.
Wirtschafts- und sozialpolitische Diskussionen sind voll mit Zahlen und Werten, die oft auf Abbau des Sozialstaates und weniger Verteilungsgerechtigkeit abzielen. Der Österreichische Arbeitsklima Index ist ein Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Wandel aus der Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Er untersucht deren Einschätzung hinsichtlich Gesellschaft, Betrieb, Arbeit und Erwartungen. Im Gegensatz zu üblichen Kennzahlen der wirtschaftlichen Entwicklung erfasst der Arbeitsklima Index die subjektive Dimension und erweitert das Wissen über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Folgen für die Gesellschaft.
Die Berechnung des Arbeitsklima Index beruht auf vierteljährlichen Umfragen unter österreichischen Arbeitnehmern/-innen. Die Stichprobe von rund 4000 Befragten pro Jahr ist repräsentativ ausgewählt, so dass daraus relevante Schlüsse für die Befindlichkeit aller Arbeitnehmer/-innen gezogen werden können. Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet. Ergänzend gibt es Sonderauswertungen.
Aktuelle Ergebnisse und Hintergrundinformationen finden Sie unter www.arbeitsklima.at. Dort steht nicht nur die umfangreiche Arbeitsklima Datenbank für Auswertungen zur Verfügung, sondern es ist auch möglich, innerhalb weniger Minuten online den persönlichen Zufriedenheitsindex am Arbeitsplatz berechnen. Ebenfalls online ist der Führungskräfte Monitor: Er beantwortet die Frage, wie es um die Arbeitszufriedenheit der österreichischen Führungskräfte steht.
Die subjektive Empfindung der Menschen, ob sie mit ihrem Einkommen auskommen, deckt sich mit den Einkommensdaten von Statistik Austria. 46.000 Arbeitnehmer/-innen sind alleine in Oberösterreich sogenannte „working poor“. Das heißt, ihr Haushaltseinkommen liegt inklusive etwaiger Sozialleistungen bei maximal 12.800 Euro im Jahr (Ein-Personen-Haushalt). Armut trotz Arbeit ist beschämend. Die Menschen brauchen eine Arbeit, von der sie leben können - die AK fordert deshalb 1500 Euro Mindestlohn brutto bei Vollzeit sowie Investitionen in Bildung, Qualifikation und Betreuungsplätze.
„Working poor“ sind Personen im Erwerbsalter (18 bis 64 Jahre), deren Haushaltseinkommen inklusive etwaiger Sozialleistungen trotz Erwerbstätigkeit unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Diese beträgt derzeit in Österreich bei einem Ein-Personen-Haushalt monatlich 1.066 Euro netto, zwölfmal pro Jahr. Laut einer aktuellen Bundesländererhebung von Statistik Austria sind
46.000 oberösterreichische Arbeitnehmer/-innen arm trotz Arbeit.
„Working poor“ sind in der Öffentlichkeit – trotz der vielen Betroffenen – kaum ein Thema. Und schon gar nicht diskutiert werden die vielfältigen Ursachen dafür.
Gewerkschaften und AK weisen schon lange darauf hin: mmer weniger kommen mit ihrem gesamten Einkommen aus. Der Arbeitsklima Index bestätigt das.
Die Zahl der Beschäftigten, die mit ihrem Einkommen gerade über die Runde kommen oder für die es gar nicht mehr reicht, steigt dramatisch an. Vor fünf Jahren waren das 50 Prozent – jetzt sind es
bereits 62 Prozent. Ein Alarmsignal: Die Einkommensschere geht immer weiter auseinander, der Riss in der Gesellschaft wird immer größer.
Mit Abstand am schlechtesten kommen Reinigungskräfte mit ihrem Einkommen durch: Für fast 22 Prozent reicht dieses gar nicht aus, für weitere 55 Prozent geht es sich knapp aus.
Die Berufe, in denen zumindest für jede Zehnte/jeden Zehnten das Einkommen nicht reicht, sind tendenziell weiblich dominiert: Gastgewerbe, Friseur- und Kosmetikgewerbe, Kinderbetreuung, Einzelhandel sowie Gastronomie und Tourismus. Beschäftigte, die ein knappes Einkommen
haben, sind sehr oft auf finanzielle Hilfe angewiesen: ein Drittel auf Unterstützung durch Partner/- in, 14 Prozent durch Eltern und 13 Prozent seitens der öffentlichen Hand.
Die Folgen sind weniger Lebens- und Einkommenszufriedenheit, weniger Zufriedenheit mit der sozialen Position und eine geringere soziale Absicherung.
Arbeitsklima Index 2013 - August
Charts von IFES und SORA
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