Arbeitslose sind an Weiterbildung interessiert, so eine AK-Studie

Die Arbeiterkammer hat im Sommer 2016 10.000 arbeitslose Menschen in Oberösterreich befragt.  An der Befragung haben sich besonders Ältere und Langzeitarbeitslose beteiligt - eine besonders wichtige Gruppe  für die Arbeitsmarktpolitik. 

Die Ergebnisse kurzgefasst

Arbeitslose sind sehr interessiert an Umschulungen, um wieder einen Job zu bekommen. Mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) sind sie zufrieden, allerdings gibt es oft Probleme mit vermittelten Arbeitsplätzen: Diese sind oft nur schwer erreichbar. Kritik gibt es am Verhalten vieler Unternehmen, die auf Bewerbungen nicht reagieren.

AMS leistet gute Arbeit, hat aber zu wenig freie Stellen 

Generell sind die Arbeitslosen mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) zufrieden. Rund 83 Prozent der Befragten geben an, mit dem/der AMS-Berater/-in "sehr" oder "eher zufrieden" zu sein.

  • Im ersten Halbjahr 2016 konnte das AMS nur rund 60 Prozent der Befragten Stellen anbieten, was die Lage auf dem Arbeitsmarkt widerspiegelt.
  • Rund 40 Prozent der Befragten bewerteten angebotene Stellen als sehr oder eher unsicher.
  • Für rund 37 Prozent der Befragten waren angebotene Arbeitsplätze sehr oder eher schwer erreichbar.
  • Arbeitslose kritsierten, dass bei erfolglosen Bewerbungen häufig dem Unternehmen geglaubt wird. Nicht selten verhängt das AMS dann Sanktionen wie die Sperre des Arbeitslosengeldes.
  • Die Arbeitslosen fühlen sich in diesem Kampf um die Wahrheit in Bewerbungssituationen oft zu wenig wahrgenommen und unfair behandelt. Das ist umso problematischer, als eine WIFO-Studie belegt, dass mehr Sanktionen keine positive Wirkung haben.

Arbeitslose fühlen sich schlecht

Fast die Hälfte der Befragten schätzt ihren Gesundheitszustand als überhaupt nicht gut oder eher nicht gut ein. Nur rund ein Drittel der Befragten meint, gesundheitlich bis zum Regelpensionsalter arbeiten zu können.   

Bei Bewerbungen bekam mehr als die Hälfte der Befragten von keiner Firma oder nur von einigen wenigen Firmen eine Rückmeldung. Nur 7 Prozent der Befragten bekamen auf alle Bewerbungen eine Antwort.

Arbeitslose wünschen sich  Aus- und Weiterbildung

61 Prozent der Befragten geben an, grundsätzlich zu einer Umschulung bereit zu sein. 92 Prozent der unter 25- Jährigen Befragten und 74 Prozent der Gruppe zwischen 25 und 49 Jahren bekundeten ihre Bereitschaft zur Umschulung.

Lediglich bei den Arbeitslosen mit 50 und mehr Jahren sinkt die Umschulungsbereitschaft auf 44 Prozent. Hält man sich vor Augen, dass die Befragten aus dieser Gruppe immerhin mindestens zwei Drittel ihres Berufslebens absolviert haben, erscheint auch dieser Anteil relativ hoch. Die hohe Bereitschaft zeigt, dass das Bild der angeblich faulen und bildungsscheuen Arbeitslosen nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt.

Von jenen, die Bereitschaft zur Umschulung zeigen, berichteten 6 von 10, dass sie mit dem AMS bereits ein Gespräch über dieses Thema geführt hatten. Und mehr als ein Viertel (26 Prozent)  von jenen, die zu einer Umschulung bereits sind, haben vom AMS ein konkretes Umschulungsangebot bekommen. Dies verdeutlicht den Handlungsbedarf in der Arbeitsmarktpolitik.


Arbeitsmarktservice als Bildungsagentur

Die Arbeitsmarktpolitik muss die Bedürfnisse der Arbeitslosen ebenso berücksichtigen wie jene der Wirtschaft. Vor allem gelte es, langfristige Weiterbildungsmaßnahmen auszubauen. Das Arbeitsmarktservice müsse sich immer stärker zu einer Art „Bildungsagentur“ entwickeln. Auch müssten die Firmen ihre Rückmeldekultur bei Bewerbungen wesentlich verbessern.

Die Zuweisung in Leiharbeit und in prekäre Beschäftigungskonstellationen (etwa Teilzeitarbeit mit einem geringen Stundenausmaß) wird von den Betroffenen zu Recht kritisch bewertet. Eine Sanktionierung bei Nichtannahme einer prekären Beschäftigung ist daher zu überdenken.

Die Chancen von Älteren und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen auf dem Arbeitsmarkt müssen gezielt verbessert werden durch Ausweitung der Beschäftigungsförderung zum Beispiel in sozialökonomischen Betrieben, ein effektives Bonus-Malus-System zur Beschäftigung von Älteren sowie durch  Prävention, Gesundheitsförderung und Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit.

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