12-Stunden-Tag: Faktencheck zum Abänderungsantrag
Wie schaut das Gesetz wirklich aus? Der Arbeitgeber kann jederzeit legal Überstunden bis zu 12 Stunden täglich und 60 Stunden wöchentlich anordnen.
Aus arbeitswissenschaftlicher Sicht ist klar belegt, dass die Ausweitung der täglichen und wöchentlichen Höchstarbeitszeit einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat. Außerdem trifft die Gesetzesänderung, die am 1. September 2018 in Kraft tritt, nicht die Wünsche der Österreicherinnen und Österreicher.
Laut einer aktuellen Studie (Eurofound, 2017) liegt die durchschnittliche Wunscharbeitszeit bei 31 Stunden pro Woche - dahinter steckt ein klarer Wunsch für die Verkürzung der aktuellen Arbeitszeit.
60 Stunden pro Woche treffen also nicht die Bedürfnisse der Arbeitnehmer/-innen, sondern stehen im Widerspruch zu ihnen.
Nach 12 Stunden Arbeit plus An- und Abreiseweg bleibt nicht nur wenig Zeit für Freizeit und Familie, sondern es bleibt auch zu wenig Zeit für die Erholung. Besonders deutlich wird dies nach 2 aufeinanderfolgenden 12-Stunden-Arbeitstagen: Man benötigt 3 Ruhetage, um sich wieder vollständig zu erholen. Bei einer 60-Stunden-Woche ist ausreichend Erholung praktisch unmöglich.
Nach 2 Tagen an denen Sie 12 Stunden arbeiten, benötigen Sie 3 freie Tage, um sich vollständig zu erholen!
Die Folgen für die Gesundheit sind bei überlangen Arbeitszeiten weitreichend: Sowohl körperliche Beschwerden als auch psychische Beeinträchtigungen werden von jenen, die länger als 45 Stunden pro Woche arbeiten, deutlich öfter berichtet als von jenen, die unter 40 Stunden pro Woche arbeiten.
Wenn Sie mehr als 45 Stunden pro Woche arbeiten, ist das Risiko deutlich höher, dass Sie unter körperlichen oder psychischen Beschwerden (wie Rückenschmerzen oder Schlafstörungen) leiden.
Arbeitsmedizinische Studien zeigen eindeutige, welche gesundheitlichen Folgen überlange Arbeitszeiten langfristig haben.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Schlaganfall erleiden, ist dreimal so hoch, wenn Sie regelmäßig 55 Stunden oder mehr arbeiten, als wenn Sie zwischen 35 und 40 Stunden wöchentlich arbeiten.
Eine Folge der Erschöpfung und Ermüdung betrifft auch indirekt die Gesundheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Das Unfallrisiko steigt mit der Länge der Arbeitszeit. Aus medizinischer Sicht ist das eine logische Folge bei einem 12-Stunden-Tag, denn nach spätestens 10 Stunden erleben Menschen einen Leistungsknick, der neben schlechterer Leistung auch zu einer erhöhten Unfallgefahr führen kann. Man kann davon ausgehen, dass das Risiko für einen Arbeitsunfall in der zwölften Arbeitsstunde etwa doppelt so hoch ist wie in der achten Arbeitsstunde.
Das erhöhte Unfallrisiko endet allerdings nicht mit dem Arbeitstag, auch der Nachhauseweg ist nach einem 12-Stunden-Tag gefährlicher als nach einem 8-Stunden-Tag - vor allem für alle, die selbst ein Fahrzeug lenken müssen.
Das Risiko, dass Sie einen Arbeitsunfall haben, ist in der zwölften Arbeitsstunde etwa doppelt so hoch wie in der achten Arbeitsstunde. Die erhöhte Unfallgefahr betrifft auch den Nachhauseweg.
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A&W Blog von Bettina Csoka
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