Krisen, Inflation, Wirtschafts­ein­brüche: Junge Menschen brauchen ge­zielte Unter­stützung!

Junge Menschen zählten zu den Hauptbetroffenen der Corona-Krise. Nach einem merkbaren Rückgang der Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen nach Ende der Pandemie stieg die Jugendarbeitslosigkeit 2023 wieder deutlich an. Die Ursachen: eine rückgängige Wirtschaftsentwicklung und eine passive Arbeitsmarktpolitik.

Junge Menschen sind überdurchschnittlich von Wirtschaftseinbrüchen betroffen. Für Betriebe erscheinen die Kosten geringer, wenn sie jüngere Mitarbeiter:innen kündigen, da sie deren betriebs- und berufsspezifische Qualifizierung weniger investiert haben. Es gilt zudem in vielen Unternehmen das soziale Ordnungsprinzip: Als Letzter gekommen, als Erster gegangen. 

Junge Menschen, die neu in den Arbeitsmarkt eintreten, sind eher in ungeschützten Branchen mit hohem Arbeitslosigkeitsrisiko tätig. Im Vergleich zu anderen Altersgruppen haben junge Menschen in Österreich häufiger geringfügige oder befristete Beschäftigungsverhältnisse. Sie arbeiten häufiger in Branchen mit kurzen Kündigungsfristen und sind häufiger bei Arbeitskräfteüberlassungsfirmen angestellt.

Jugend­arbeits­losig­keit steigt weiter

Der Höchststand an Jugendarbeitslosigkeit – darunter fallen arbeitslose Jugendliche, Jugendliche in AMS-Schulungsmaßnahmen sowie lehrstellensuchende junge Menschen – wurde 2020 erreicht. Damals waren österreichweit beinahe 76.000 Jugendliche ohne Arbeit. Im vergangenen Jahr stieg die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen erstmals seit 3 Jahren wieder an. 2023 waren österreichweit 28.323 Jugendliche arbeitslos, 26.118 in Schulungsmaßnahmen und 6.630 auf Lehrstellensuche. 

Bezogen auf Oberösterreich gab es 3.969 arbeitslose Jugendliche, 3.241, die sich in Schulungsmaßnahmen befanden sowie 590 lehrstellensuchende Jugendliche. 

[Grafiken Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit absolut 2008 -2023, Ö und OÖ]


Lang­zeit­arbeits­losig­keit unter Jugendlichen während der Pandemie

Eine erhebliche Anzahl an Jugendlichen musste während der Pandemie die einschneidende Erfahrung der Langzeitarbeitslosigkeit durchleben. Aktuell ist der Stand an langzeitarbeitslosen Jugendlichen zwar niedriger, doch Langzeitarbeitslosigkeit hat längerfristig negative Auswirkungen auf die Arbeitsmarktintegration der Betroffenen. 

Junge Erwachsene besonders ge­fährdet

Eine Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass insbesondere die Gruppe der jungen Erwachsenen, also der 20- bis 24 Jährigen ein hohes Arbeitslosigkeitsrisiko aufweist. 2020 – am Höhepunkt der Pandemie – war mehr als jeder 10. junge Erwachsene arbeitslos. Der Vergleich der beiden Altersgruppen zeigt, dass die Arbeitslosenquote unter 20- bis 24 Jährigen mehr als doppelt so hoch ist, wie unter den 15- bis 19 Jährigen. 

Dies gilt für den österreichischen Arbeitsmarkt insgesamt wie auch für das Bundesland Oberösterreich. Dies zeigt, dass die in Österreich an die Ausbildungspflicht bis 18 anschließende Ausbildungsgarantie bis 25 in der derzeitigen Form nicht effektiv ist.

[Grafiken Arbeitslosenquoten junger Menschen, differenziert nach Alter, 2019,2020,2022,2023- Österreich und Oberösterreich]



AMS-Budget für Förderung von Jugend­beschäftigung aus­bauen

Es braucht mehr Budgetmittel für eine auf die Bedürfnisse von jungen Menschen ausgerichtete aktive Arbeitsmarktpolitik. Neben Angeboten zur Berufsorientierung muss auch dem Thema psychische Gesundheit von Jugendlichen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Das AMS-Förderbudget bleibt 2024 auf dem Niveau von 2023, ungeachtet der hohen Inflation. Viele Maßnahmen, die für Jugendliche wichtig wären, können so nicht umgesetzt werden. 

Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass Konjunktureinbrüche junge Beschäftigte stärker treffen als ältere Generationen. Umso wichtiger ist es nun, junge Menschen in Österreich nicht im Stich zu lassen.

Mit dem Blick auf die Prognosen über die zukünftige Konjunkturentwicklung braucht es einen nachhaltigen und flächendeckenden Ausbau der Unterstützungsmaßnahmen.

Auf­fang­netz für junge Generation

Jugendliche müssen besser und ernsthafter vor Inflation und Konjunktureinbrüchen geschützt werden, denn sie gehören nach wie vor zu den Hauptbetroffenen in Krisenzeiten. Das arbeitsmarktpolitische Budget für diese Zielgruppe muss deshalb rasch ausgeweitet werden. 

Aber auch Betriebe sind in ihrer sozialen Verantwortung gefordert. Sie sollen mehr Menschen zu Fachkräften ausbilden und auch Jugendlichen mit schlechten Noten eine Chance geben.

Wir fordern für junge Menschen

  • Kostenlose psychosoziale Angebote flächendeckend.
  • Qualitätssicherung in der dualen Lehrausbildung: Bei der betrieblichen Lehrstellenförderung weg vom Gießkannenprinzip hin zur Förderung von Betrieben, die sozial benachteiligten Jugendlichen eine Chance geben, niedrige Lehrabbruchsquoten haben und qualitätsvoll ausbilden.
  • Jugendliche in prekären Beschäftigungsverhältnissen müssen beim Übergang in stabile Arbeitsverhältnisse unterstützt werden.
  • Die Kürzung der Ausbildungsbeihilfe (= Lehrlingsentschädigung) für junge Erwachsene in überbetrieblichen Lehrausbildungen ist zurückzunehmen.
  • Umwandlung der Ausbildungspflicht bis 18 in eine echte Ausbildungsgarantie und Aufstockung der überbetrieblichen Lehrstellenangebote (Lehrwerkstätten).

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