Jugendliche sind in Krisen Erst-Betroffene

Junge Menschen gehören zu den Hauptbetroffenen der Corona-Krise. Kurzarbeit und der demografische Rückgang konnten eine noch dramatischere Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit vermeiden, dennoch wiederholte sich ein bekanntes Muster.

Junge Menschen sind überdurchschnittlich von Wirtschaftseinbrüchen betroffen. Für Betriebe erscheinen die Kosten geringer, wenn sie jüngere Mitarbeiter:innen kündigen, da sie in ihre betriebs- und berufsspezifische Qualifizierung weniger investiert haben.

Junge Menschen, die neu in den Arbeitsmarkt eintreten, sind eher in ungeschützten Branchen mit hohem Arbeitslosigkeitsrisiko tätig. Im Vergleich zu anderen Altersgruppen haben junge Menschen in Österreich häufiger geringfügige oder befristete Beschäftigungsverhältnisse. Sie arbeiten häufiger in Branchen mit kurzen Kündigungsfristen und sind häufiger bei Arbeitskräfteüberlassungsfirmen angestellt.

Pandemie macht viele Jugend­liche arbeits­los

Der Höchststand an Jugendarbeitslosigkeit wurde im April 2020 verzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt waren in Österreich 61.216 Jugendliche arbeitslos, 22.568 in Schulung und 8.311 auf Lehrstellensuche (sofort verfügbar). In Oberösterreich waren zu diesem Zeitpunkt 8.271 Jugendliche arbeitslos, 3.182 in Schulungen und 717 auf Lehrstellensuche. Seit März 2021 befinden sich die Zahlen zirka auf dem Niveau von vor der Pandemie und halten sich seither konstant.



Jugend­liche immer länger arbeits­los

Parallel entstand in der Pandemie jedoch ein neues Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit unter Jugendlichen. Im September 2020 stieg die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen mit einer Vormerkdauer zwischen 6 Monaten und 1 Jahr um ganze 6.824 (ein Plus von 1.285 Prozent zum Vorjahr) auf gesamt 7.355. Im März 2021 wurde ein weiterer Höchststand erreicht: 1.386 (ein Plus von 883 Prozent zum Vorjahr) arbeitslose Jugendliche mit einer Vormerkdauer von 1 Jahr oder länger.

Das stellt eine erhebliche Anzahl an Jugendlichen dar, die während der Pandemie einschneidende Erfahrungen der Langzeitarbeitslosigkeit gemacht haben. Aktuell ist der Stand an langzeitarbeitslosen Jugendlichen zwar niedriger, doch Langzeitarbeitslosigkeit hat längerfristig negative Auswirkungen auf die Arbeitsmarktintergration der Betroffenen. 

Vollbeschäf­tigung lässt auf sich war­ten

Die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen hat in Österreich speziell während dem Pandemiejahr 2020 einen extremen Anstieg erlebt – gerade die 20 – 24 Jährigen waren stärker betroffen als Personen anderer Altersgruppen. Wie die Grafik zeigt ist die Arbeitslosenquote im Jahr 2022 bereits wieder deutlich gesunken. Sowohl österreichweit als auch in Oberösterreich sind hier die Zahlen sogar niedriger als noch vor der Pandemie. Doch auch wenn sich der Arbeitsmarkt speziell im Jahr 2022 wieder erholt hat -- kann noch lange nicht von einer Vollbeschäftigung unter Jugendlichen gesprochen werden.



AMS-Budget: mehr statt weniger Geld

Besonders kritisch ist die geplante Kürzung des AMS-Budgets. Trotz weiterer Inflation soll das Budget für das AMS im Jahr 2023 um zirka 15 Prozent, also rund 200 Millionen Euro gekürzt werden. Diese Entscheidung ist bedenklich, da Konjunkturprognosen von negativen Entwicklungen und einer Stagflation ausgehen.

Die Vergangenheit hat bereits gezeigt, dass Konjunktureinbrüche junge Beschäftigte stärker treffen als ältere Generationen. Umso wichtiger ist es nun, junge Menschen in Österreich nicht im Stich zu lassen.

Mit dem Blick auf die Prognosen über die zukünftige Konjunkturentwicklung braucht es einen nachhaltigen und flächendeckenden Ausbau der Unterstützungsmaßnahmen anstatt gravierender Budgetkürzungen. Es ist dringend notwendig, die Kürzungen zurück zu nehmen, um arbeitslose Jugendliche weiter unterstützen zu können.

Auffang­netz für junge Gener­ation

Jugendliche müssen besser und ernsthafter vor Inflation und Konjunktureinbrüchen geschützt werden, denn sie gehören nach wie vor zu den Hauptbetroffenen in Krisenzeiten. Das arbeitsmarktpolitische Budget für diese Zielgruppe muss deshalb rasch ausgeweitet werden. 

Es gilt schnell zu handeln, da sich die junge Bevölkerung schon jetzt von der Politik abwendet und nicht vertreten fühlt. 9 von 10 aller befragten Jugendlichen in der SORA-Studie sehen ihre Bedürfnisse nicht ausreichend in den Covid-Maßnahmen berücksichtigt.

Wir fordern für junge Men­schen

  • Kostenlose psychosoziale Angebote müssen flächendeckend massiv ausgebaut werden.

  • Qualitätssicherung in der dualen Lehrausbildung: Bei der betrieblichen Lehrstellenförderung weg vom Gießkannenprinzip hin zur Förderung von Betrieben, die sozial benachteiligten Jugendlichen eine Chance geben, niedrige Lehrabbruchsquoten haben und qualitätsvoll ausbilden.

  • Schulungs-Angebot und überbetriebliche Lehrausbildungsplätze müssen präventiv und bedarfsgerecht aufgestockt werden.

  • Die Kürzung der Ausbildungsbeihilfe für junge Erwachsene in überbetrieblichen Lehrausbildungen ist zurückzunehmen.

  • Mehr Mitbestimmung von Jugendlichen. Bei der Taskforce für Jugendbeschäftigung der Bundesregierung waren weder Jugendorganisationen oder wissenschaftliche noch sozialpartnerschaftliche Experten/-innen eingebunden. Im Hinblick auf die Treffsicherheit und Teilnahmebereitschaft sowie zur Förderung der Demokratie wäre dies notwendig.

Jetzt kostenlosen AK Newsletter abonnieren!

Wir informieren Sie gerne regelmäßig über Aktuelles zum Thema Jugend. 


Downloads

Kontakt

Kontakt

Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik
TEL: +43 50 6906 2413
E-MAIL: wsg@akooe.at
  • © 2024 AK Oberösterreich | Volksgartenstrasse 40 4020 Linz, +43 50 6906 0

  • Datenschutz
  • Impressum