Über­stunden und lange Arbeits­zeit

Wird die Arbeitszeit en Gros verlängert, und bei der Überstundenvergütung gespart, hat dies gravierende Auswirkungen. Schwächung der kaufkräftigen Nachfrage, Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und Verschärfung der Arbeitslosigkeit wären die Folgen. Gerade in der ohnedies seit Jahren schwachen Entwicklung der Einkommen liegt hier der wesentliche Grund für die geringe Konsumnachfrage (siehe dazu auch Artikel unter Einkommensverteilung). Der im Gesetz vorgesehenen Arbeitszeit-Zuständigkeit der Kollektivvertragspartner und damit den Gewerkschaften auf Seite der Arbeitnehmer:innen, kommt eine besondere Verantwortung zu, damit die Arbeitszeit nicht einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer:innen flexibilisiert wird.

Längere Arbeits­zeit erhöht die Arbeits­losig­keit

Eine Arbeitszeitverlängerung muss sich angesichts der Arbeitslosigkeit negativ auf die Beschäftigung auswirken. Eine Ausdehnung der Arbeitszeit erhöht somit die Arbeitsbelastung der Beschäftigten, verringert die Jobchancen Erwerbsloser und erhöht die Arbeitslosigkeit, wie auch WIFO-Berechnungen bestätigen:

Durch eine Verlängerung der Jahresarbeitszeit um 10 Prozent wird die Zahl der Erwerbstätigen um 2,5 Prozent zurückgehen, die Arbeitslosenquote wird um 1,5 Prozent Prozentpunkte steigen (Ewald Walterskirchen, Mehr Beschäftigung durch Arbeitszeitverlängerung? in "Intervention", 1/2005).

Infolge der längeren Arbeitszeit werden weniger zusätzliche Beschäftigte eingestellt werden müssen, anders ausgedrückt: die gleiche Produktion kann mit weniger Beschäftigten erbracht werden.

Arbeits­zeit­ver­kürzung statt Über­stunden­berg!

Die steigende Arbeitsproduktivität reduziert Jahr für Jahr das für die Produktion benötigte Arbeitsvolumen. Zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen brauchen wir daher eine ausgewogenere Verteilung der Arbeitszeit und nicht eine Verlängerung. Aus sozial-, gesundheits- und beschäftigungspolitischen Gründen ist eine Verkürzung der Normalarbeitszeit pro Tag und pro Woche anzustreben. Der Anteil der Lohn- und Gehaltsbezieher:innen am Volkseinkommen darf dabei keinesfalls sinken, für Niedrigverdienende darf es zu keinen Einkommensverlusten kommen. Eine "unkontrollierte" Verkürzung wie in den letzten Jahren bedeutet nichts anderes als Massenarbeitslosigkeit, das heißt Null-Stunden-Arbeitszeit für Hunderttausende Menschen.

2023 leisteten rund 550.000 Arbeitnehmer:innen regelmäßig Überstunden beziehungsweise Mehrstunden, und zwar durchschnittlich 6,4 pro Woche, insgesamt 181 Millionen Stunden im Jahr (Quelle: Statistik Austria). Rein rechnerisch entspricht dies einem Arbeitskräftepotential von rund 90.000 Vollzeitarbeitsplätzen!

Un­be­zahlte Über­stunden kosten 2023 die Beschäftigten 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro

Mehr als ein Viertel der Überstunden wurden 2023 den Arbeitnehmer:innen nicht abgegolten, weder in Zeit noch in Geld. Der unbezahlte Anteil bei den Männern beträgt rund 25 Prozent, bei den Frauen 28 Prozent. Bewertet man diese Arbeit mit einem durchschnittlichen beziehungsweise mittleren Stundenlohn inklusive Zuschlag wurden den Arbeitnehmer:innen dadurch in Summe rund 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro vorenthalten. Umgelegt auf eine Vollzeit-Jahresarbeitszeit entspricht alleine der unbezahlte Teil der Über- und Mehrstunden etwa 27.000 Arbeitsplätzen, in Oberösterreich etwa 4.700.

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