Krankenstände 2024 bleiben auf niedrigem Niveau - krank arbeiten nimmt zu
Der Fehlzeitenreport 2025 des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) analysiert die krankheits- und unfallbedingten Fehlzeiten der unselbständig Beschäftigten in Österreich. Im Jahr 2024 betrug die durchschnittliche Anzahl der Krankenstandstage pro Beschäftigtem 15,1 Tage, was einen leichten Rückgang gegenüber dem Jahr 2023 bedeutet.
Wie ist die Statistik zu lesen?
Die Krankenstandsstatistik erfasst immer Kalendertage. Hier wird nicht unterschieden zwischen Arbeits-, Werk- , Sonn- und Feiertagen. Demzufolge ist die Summe der ausgewiesenen Krankenstandstage größer als die der effektiv verloren gegangenen Arbeitstage. Kurze Krankenstände unter 3 Tage finden oft keinen Eingang in die Statistik, weil nicht alle Arbeitgeber:innen von ihren Beschäftigten Krankschreibungen für Kurzkrankenstände verlangen beziehungsweise diese Kurzkrankenstände nicht an die ÖGK gemeldet werden.Krankenstände im Überblick
In Österreich schwankten die Krankenstandstage pro Kopf in den vergangenen Jahren zwar leicht, ein langfristiger Anstieg der Fehlzeiten lässt sich aber nicht erkennen. Im Gegenteil, erst seit 2022 beginnen die Krankenstandstage wieder leicht zu steigen. Der Höchstwert an Krankenstandstagen wurde 1980 mit 17,4 Tagen verzeichnet, der niedrigste Wert wurde 2006 mit 12 Tagen erreicht. Bis zum Jahr 2021 pendelten die Krankenstandstage um die 13 Tage.
Die Hälfte aller Krankenstandsfälle in Österreich ist auf Atemwegserkrankungen und Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems zurückzuführen. Ältere Menschen sind nicht öfter in Krankenstand als Jüngere, dafür aber länger.
Besonders Branchen, in denen die körperliche und psychische Belastung hoch ausfällt, sind auch die Krankenstände höher – wie im Bergbau (17,0 Tage in OÖ 2024), in der Versorgung und Abfallentsorgung (18,7 Tage) oder auch im Gesundheits- und Sozialwesen (16,5 Tage). Am höchsten sind die Fehlzeiten mit 22,3 Tagen in der Arbeitskräfteüberlassung, was die schwierigen Arbeitsbedingungen dieser Branche verdeutlicht.
Präsentismus
Laut AK-Arbeitsklimaindex gehen 6 von 10 der Beschäftigten in Oberösterreich krank in die Arbeit. Ein alarmierender Trend, der sich seit 2015 mehr als verdoppelt hat!
Die Gründe dafür reichen von einem tiefen Pflichtgefühl gegenüber Kolleg:innen (rund 57 Prozent), Arbeit die sonst liegen bleibt (rund 39 Prozent), keine Vertretung (39 Prozent) zu haben, bis hin zu Ängsten vor Kündigung und Arbeitsplatzverlust (rund 6 Prozent).
Hohe Arbeitsbelastung macht krank
Häufig sind es gerade die Arbeitsbedingungen, die krank machen: Mehr als ein Viertel aller Arbeitnehmer:innen in Oberösterreich fühlt sich durch starken Zeitdruck belastet, mehr als ein Fünftel gibt an, von ständigem Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung betroffen zu sein. Dramatisch sind die Auswirkungen von Zeitdruck und Arbeitsdruck auf die körperliche Gesundheit: Betroffene geben an, deutlich häufiger an Herzproblemen, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden und Schlafstörungen zu leiden. Auch die psychische Gesundheit ist durch schlechte Arbeitsbedingungen in Gefahr: Rund 68 Prozent der Personen mit starkem Zeitdruckgeben an, unter Depressivität zu leiden (im Vergleich zu 43 Prozent ohne).
Hohe Arbeitsbelastung ist neben der Verursachung gesundheitlicher Beschwerden auch treibender Faktor, krank in die Arbeit zu kommen. Mehr als 85 Prozent der oberösterreichischen Beschäftigten, die durch starken Zeitdruck belastet sind, gehen krank in die Arbeit.
Langfristige Folgen für die Gesundheit
Die Folgen des Präsentismus sind deutlich spürbar. Jede:r Fünfte war dadurch länger krank als notwendig. Gravierende Folgen zeigen sich in Form eines Rückfalls bei rund 11 Prozent und weitere rund 12 Prozent hatten später mit stärkeren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Es zeigt sich, dass krank in die Arbeit zu gehen neben kurzfristigen Folgen auch langfristige Auswirkung auf die Gesundheit hat.
Die zunehmende Tendenz, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen ist ein ernst zu nehmendes Problem. Die Gestaltung von Arbeitsbedingungen sowie ein stärkeres Bewusstsein für Präsentismus sollten in den Fokus rücken, nicht die Diskussion über Krankenstandstage.
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