Kurze Voll­­zeit für alle Be­schäftigten: Die regel­­mäßige 4-Tage-Woche mit ver­­kürzter Arbeits­­zeit brächte viele Vor­­teile 

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Eine aus­gewogene Verteilung von Arbeit und Arbeitszeit fördert Gesundheit, bremst Arbeitslosigkeit und hat durch höhere gesamtwirtschaftliche Produktivität hohe Selbstfinanzierungseffekte.

Österreich, das Land mit Lang- und Viel­­arbeiter

Der Trend in Österreich ist zuletzt aber in Richtung längere Arbeitszeit (12-Stunden-Tag beziehungsweise 60-Stunden-Woche).  Mit den seit 2018 neuen Höchstarbeitszeiten pro Woche und Tag belegt Österreich aktuell den ersten Platz (gemeinsam mit Deutschland, den Niederlanden und Dänemark)

Gesetzlich zulässige Höchst-Arbeitszeit inkl. Überstunden (2022)
Gesetzlich zulässige Höchst-Arbeitszeit inkl. Überstunden (2022) © -, AK OÖ


Arbeits­­zeit­­ver­­kürzung: 4-Tage-Woche funktioniert

Die positiven Effekte einer generellen Arbeitszeitverkürzung beweist das weltweit größte Experiment in Island mit seiner Reduktion der Wochen-Voll-Arbeitszeit um rund ein Zehntel bis ein Achtel von 40 auf 35 beziehungsweise 36 Stunden für 1,3 Prozent seiner Erwerbsbevölkerung: Das auf Druck von Gewerkschaften und Zivilgesellschaft gestartete Experiment wurde zum Katapult für eine nunmehrige kollektive Arbeitszeitverkürzung. Beginnend mit ein paar Dutzend, ausgeweitet auf bis zu rund 3.000 Beschäftigte während des vierjährigen Experiments, konnten die isländischen Gewerkschaften in der privaten und öffentlichen Wirtschaft danach bis dato für 170.000 Gewerkschaftsmitglieder (rund 86 Prozent der 197.000 starken Erwerbsbevölkerung) eine effektive Arbeitszeitverkürzung beziehungsweise die Möglichkeit dazu ausverhandeln.

Das ist auch in Österreich möglich. Der öffentliche Dienst kann hier Vorreiter sein, vor allem im Gesundheitswesen mit häufigen zu langen Arbeitstagen besteht Bedarf für bessere Work-Life-Balance.

Wochen­­arbeits­­zeit ver­­kürzen

Wesentlich bei der 4-Tage-Woche ist ihre Verbindung mit einer verkürzten Wochenarbeitszeit. Andernfalls drohen 10-Stunden-Tage als Norm mit – vor allem gesundheitlich - negativen Folgen.

Damit es im Zuge einer Wochen-Arbeitszeitverkürzung zu keinem massiven Einkommens- und Kaufkraftverlust kommt, braucht es einen Ausgleich bei Lohn und Gehalt. Zudem muss das Personal aufgestockt werden, um den Arbeitsdruck möglichst gering zu halten. Dazu sollten die Dienstgeber verpflichtet werden.

Individuelle Modelle

Auch individuelle Modelle von kürzeren Arbeitszeiten sind vorteilhaft: sie erhöhen die Zeitsouveränität der Arbeitnehmer:innen.

Wahlmöglichkeiten – wie die vom ÖGB vorgeschlagene „Familienarbeitszeit“ (jedem Elternteil soll eine Geldleistung zustehen, wenn die Arbeitszeit in den ersten 4 Jahren des Kindes zwischen 28 und 32 Stunden beträgt) - oder generell mehr selbst­bestimmte Arbeitszeiten etwa bei Altersteilzeit, die noch mit einem Rechtsanspruch ausgestattet werden sollte, verbessern insgesamt die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und allen familiären und privaten Belangen.

Arbeits­­zeit­­ver­­kürzung ist Arbeits­­kräfte­magnet

Attraktive Arbeitszeiten sind auch der Schlüssel zur Gewinnung von neuen und Bindung von bestehenden Mitarbeiter:innen - vielerorts es gibt ja keinen Mangel an Arbeitskräften, sondern vielmehr Mangel an guten Einkommens- und Arbeits(zeit)bedingungen.

Betriebe, die innovative Arbeitszeitverkürzungsangebote machen, tragen zur Erhöhung der Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen bei und werden auch für Arbeitsuchende attraktiver.

Viele Firmen setzen bereits auf dieses Erfolgsrezept, darunter auch einige in Oberösterreich wie die ElektroFirma Elektro Kagerer (4-Tage-Woche mit auf 36 Stunden verringerter Wochenarbeitszeit).

Bekannter Vorreiter ist inzwischen die oberösterreichische Online-Marketing-Firma eMagnetix, die stufenweise die Arbeitszeit seit 2018 von 38,5 auf nunmehr 30 Stunden reduzierte - bei gleichem Entgelt!

Das explizite Ziel, die Attraktivität der Firma zu verbessern und die work-life-balance der Beschäftigten zu erhöhen, wurde eindrucksvoll erreicht, wie auch in einer wissenschaftlichen Evaluierung bestätigt wurde.

Wunsch nach ver­­kürzter Arbeits­­zeit

Österreich hat bei der Dauer der Arbeitszeit Spielraum, wenn die erreichten Produktivitätsfortschritte adäquat in Arbeitszeit-Verkürzungen und Lohn-Erhöhungen umgesetzt werden.

Zufriedenheit mit der Arbeitszeit
Zufriedenheit mit der Arbeitszeit © -, AKOÖ



Rund ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer:innen wünscht sich kürzere Arbeitswochen. Umgekehrt wollen viele Teilzeitbeschäftigte ihre Stunden aufstocken. Das belegt auch der Arbeitsklima Index.

Das fordert die AK

  • Recht auf regelmäßige 4-Tage-Woche: mit verkürzter Wochen-Arbeitszeit

  • "Familienarbeitszeit“: Förderung, wenn beide Elternteile zwischen 28 und 32 Stunden arbeiten

  • Leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche 

  • Ausbau der Rechtsansprüche auf veränderte beziehungsweise verkürzte Arbeitszeiten

  • Recht auf Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit

  • Rechtsanspruch auf Altersteilzeit 

  • Abbau und gerechte Bezahlung von Überstunden

  • Schluss mit der kalkulierten Personalknappheit: Überstunden sollen durch eine vom  Unternehmen zu zahlende Abgabe in Höhe von 1 Euro je geleisteter Über- oder Mehrarbeitsstunde teurer und somit unattraktiver werden

  • Strafen bei Nicht-Bezahlung von Überstunden

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