Arbeitskräftemangel selbst verschuldet
Lohnraub, Ausbeutung, Perspektivenlosigkeit, Überstunden: der Arbeitskräftemangel in Gastronomie und Hotellerie ist hausgemacht!
Fazit der Untersuchung: Nur bessere Arbeitsbedingungen können einen Beitrag zur Lösung des beklagten Personalmangels leisten. Die Unternehmen haben es also zum Teil selbst in der Hand, ihre Probleme zu lösen.
Nahezu alle Befragten berichten davon, dass sie mit den Arbeitszeiten in der Branche unzufrieden sind. Geteilte Dienste, regelmäßige Wochenendarbeit, häufige Überstunden, zu kurze Ruhezeiten und die Erwartung der Arbeitgeber, ständig verfügbar zu sein, führen zu einer mangelhaften Work-Life-Balance, die die Lebensqualität der Befragten verschlechtert.
Die Entlohnung in der Branche wird angesichts der an die Beschäftigten gestellten Anforderungen – hinsichtlich der Arbeitszeiten, der Verantwortung, des Arbeits- und Zeitdrucks, der Sprachkenntnisse und anderer kommunikativer sowie sozialer Kompetenzen – als unangemessen bewertet. Erschwerend hinzu kommt, dass selbst die ohnehin niedrigen Löhne mitunter nicht zuverlässig ausbezahlt werden und – insbesondere im Service – Beschäftigte vom unsicheren Trinkgeld abhängig sind. Das Medianeinkommen liegt in der Gastronomie rund 40 Prozent unter dem oberösterreichischen Medianeinkommen.
Durch die Corona-Pandemie hat sich die ökonomische Situation vieler Beschäftigter verschärft. Zwei Drittel der Gastronomiebeschäftigten geben an, dass sie von ihrem Einkommen nicht oder nur schwer über die Runden kommen.
Die Drop-Out-Quote bei Lehrlingen ist in der Gastronomie höher als in sämtlichen anderen Branchen. Im Lehrberuf Restaurantfachmann/-frau liegt die Quote vorzeitiger Lehrabbrüche bei rund 34 Prozent. Inklusive negativen und nicht angetretenen Lehrabschlussprüfungen liegt die Drop-Out-Quote sogar bei 51 Prozent.
Die interviewten Lehrlinge berichten von schwierigen und zum Teil unzulässigen Ausbildungsbedingungen, die teilweise zu einem Branchenwechsel führten. Neben massiven Übertretungen von Jugendschutz- und Arbeitszeitbestimmungen wird deutlich, dass Lehrlinge häufig für ausbildungsfremde, meist niedrige Tätigkeiten im Betrieb, wie etwa Reinigungsarbeiten, herangezogen werden.
Die interviewten Migranten/-innen erzählen von Exklusionserfahrungen am Arbeitsmarkt aufgrund fehlender Sprachkenntnisse und in Österreich nicht anerkannter Ausbildungszertifikate sowie aufgrund von mangelndem Wissen über ihre Arbeitsrechte und den österreichischen Arbeitsmarkt. All diese Faktoren führen dazu, dass Migranten/-innen meist niedrig entlohnte, prekäre Positionen in der Branche einnehmen (etwa in Housekeeping und Küchenhilfe) und auch innerhalb der Betriebe häufig Ungleichbehandlung und Diskriminierung erfahren.
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