28.02.2024

Kekse für Kinder im AK-Check: Zucker­fallen schon für Babys, kein Ver­lass auf Alters­empfehlungen

Die Konsumentenschützer:innen der Arbeiterkammer Oberösterreich haben 66 Kekse, deren Aufmachung sich gezielt an Kinder richtet, unter die Lupe genommen. Zahlreiche dieser Produkte zeichnen sich vor allem durch einen hohen Zuckergehalt aus. So mancher getestete Babykeks enthält mehr Zucker als vergleichbare Produkte für andere Altersgruppen oder ohne Altersangaben.

Zugesetzter Zucker kann die frühkindliche Geschmacksprägung negativ beeinflussen und im späteren Leben zu Fehlernährung sowie ernährungsbedingten Erkrankungen wie Karies, Übergewicht oder Fettleibigkeit führen. Nichtsdestotrotz tummelt sich in den Supermarktregalen jede Menge Süßes für Kinder. Alleine in der Kategorie „Kekse“ fanden die Konsumentenschützer:innen 66 Produkte, deren Aufschrift, Verpackung oder Platzierung sich gezielt an Babys beziehungsweise Kinder richtet. Die Kosten dafür: 0,69 bis 5,63 Euro pro 100 Gramm.

Testergebnis: Kinderkekse (4,8 MB)

Viele Baby-Kekse enthalten Zucker

12 der getesteten Kekse werden von den Herstellern dezidiert für Kinder unter einem Jahr beworben. Laut der österreichischen Beikostempfehlungen sollte im gesamten ersten Lebensjahr auf zugesetzten Zucker verzichtet werden. Doch ein Blick auf die Zutatenverzeichnisse zeigt: Bei 3 Produkten ist klassischer Haushaltszucker zugesetzt, in den restlichen Keksen versteckt sich freier Zucker in Form diverser Saftkonzentrate oder Reissirup. Die Keks-Stangen von Bebivita enthalten mit über 20 Prozent Zucker sogar etwa gleich viel wie herkömmliche Butterkekse. 3 Produkte beinhalten zudem noch Aromastoffe. Auch diese haben in Babykost nichts zu suchen. 

Klein-Kinder als spezielle Ziel­gruppe

Nach dem ersten Geburtstag muss der Zuckerkonsum nicht mehr ganz so drastisch eingeschränkt werden. Laut WHO-Empfehlungen dürfen Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren bis zu 30 Gramm freien Zucker pro Tag aufnehmen. Für 4- bis 6-Jährige sind es circa 35 Gramm. Im Test sind 7 Erzeugnisse für Kleinkinder ab 12 beziehungsweise 15 Monaten ausgelobt und beinhalten knapp 10 bis 16 Prozent Zucker. 10 weitere Produkte sind laut Herstellerangaben speziell für 3- bis 4-Jährige konzipiert und bestehen zu 13 Prozent bis etwa einem Drittel aus Zucker. 37 weitere Produkte richten sich durch Design oder Regalplatzierung ebenso an Kinder, verfügen aber über keine Altersempfehlung. Ihr Gesamtzuckergehalt schwankt zwischen akzeptablen 13 und bedenklichen 39 Prozent. Konsumieren 4- bis 6-Jährige eine Portion der süßesten Varianten, nehmen sie damit mehr als ein Viertel der maximal empfohlenen Zuckermenge auf.

Lebens­mittel­kenn­zeichnung ist notwendig

Viele Eltern möchten für ihre Kinder nur das Beste und vertrauen den teils irreführenden Werbebotschaften und den kindgerechten Produktaufmachungen. Nur ein kritischer Blick auf die Nährwerttabelle oder Zutatenliste verrät, dass Babykekse teilweise mehr Zucker enthalten als vergleichbare andere Produkte. Die AK-Konsumentenschützer:innen fordern daher schon seit langem eine Lebensmittelkennzeichnung auf der Produktvorderseite, die auch ohne Ernährungs-Expertise schnell und leicht verständlich ist.

Irre­führende Angaben er­kennen

Angaben wie „ohne Zuckerzusatz" sind zwar gesetzlich geregelt, bedeuten aber lediglich, dass keine Mono- sowie Disaccharide (etwa Frucht- oder Haushaltszucker) oder süßende Zutaten wie etwa Fruchtsirup oder Honig zugesetzt wurden. Dennoch können auch diese Produkte einen hohen Zuckergehalt aufweisen. Oft verwenden die Hersteller Alternativen wie Fruchtsaftkonzentrate, Dattelpaste oder Trockenobst. Doch auch Fruchtzucker ist, entgegen der landläufigen Annahme, in hohen Mengen nicht gesünder als Haushaltszucker.

TIPP

Ein Blick auf die Nährwerttabelle lohnt sich. Dort wird der Gesamtgehalt an natürlich enthaltenem sowie zugesetztem Zucker angegeben.

Zucker ver­steckt sich hinter vielen Namen

Nicht immer lassen die Bezeichnungen der Zutaten automatisch auf Zucker schließen, denn Hersteller verwenden auch andere Zuckerarten oder süßende Zutaten, die für Konsument:innen oft schwer als Zucker erkennbar sind. Folgende Zutaten und Begriffe können zum Zucker- und Energiegehalt beitragen:

  • Saccharose (Rohr-, Kristall-, Rüben- oder Haushaltszucker)
  • Glukose(-sirup), Traubenzucker, Dextrose
  • Fruktose(-sirup), Fruchtzucker
  • Oligofructose
  • Laktose (Milchzucker)
  • Maltose (Malzzucker)
  • Invertzuckersirup
  • Molkenpulver, Süßmolkenpulver
  • Maltodextrin(e), Dextrine
  • Honig
  • Ahornsirup
  • Mais-/Reissirup
  • Agavendicksaft
  • Konzentrierte Fruchtsäfte
  • Dattelpaste oder Trockenobst/-früchte

Richtiges Naschen will ge­lernt sein

Kinder sollten erst so spät wie möglich mit Haushaltszucker konfrontiert werden. Ein generelles Naschverbot muss dabei nicht ausgesprochen werden. Süße Knabbereien sollten allerdings als etwas Besonders gelten und nicht zur Belohnung, als Pausenfüller, Trostpflaster oder gar zum Stillen von Hunger eingesetzt werden.

Zahlreiche Kekse für Kinder enthalten viel Zucker oder nur ver­meintlich gesündere Alternativen. Gerade für Babys und kleine Kinder sollte es diese süßen Knabbereien nur als Besonderheiten geben.

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