Mineralwasser im Test: 14 von 23 Produkten beinhalten fortpflanzungsgefährdende Ewigkeits-Chemikalie
Die AK Oberösterreich hat in Kooperation mit der Umweltorganisation GLOBAL2000 18 österreichische Mineral- und 5 Heilwässer auf die Ewigkeits-Chemikalie Trifluoracetat (TFA) untersucht. Nur 9 Produkte waren ohne Belastungen. Die Konzentrationen lagen jedoch unter den gesundheitlich relevanten Grenzwerten. Dennoch ist die gesetzliche Anforderung der „ursprünglichen Reinheit“, die Mineralwässer von herkömmlichem Leitungswasser unterscheidet, damit in Frage gestellt.
Testergebnis: TFA-Belastung im österreichischen Mineralwasser (10,8 MB)
Nur 9 Proben frei von TFA
Insgesamt wurden 18 Mineralwässer und 5 Heilwässer österreichischer Hersteller untersucht, darunter auch solche aus Tiefen von über 200 Metern. Die untersuchten Produkte stammen aus unterschiedlichen Regionen Österreichs: 6 aus der Steiermark, 6 aus Tirol, 4 aus dem Burgenland, je 2 aus Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg sowie 1 aus Kärnten. Lediglich 9 davon waren frei von der Ewigkeits-Chemikalie Trifluoracetat (TFA).
12 Proben über EU-Grenzwert
EU-weit existiert ein Grenzwert, der vorsorglich für sogenannte toxikologisch relevante Abbauprodukte von Pestiziden festgelegt wurde. Die in den untersuchten Wässern gemessenen Belastungen liegen in 2 Fällen unter diesem EU-Grenzwert und in 12 Fällen darüber. Im Vergleich mit TFA-Belastungen im Leitungswasser sind die in den Mineral- und Heilwässern gemessenen Konzentrationen im Schnitt niedriger.
Keine oder nur geringe TFA-Belastung finden sich tendenziell in sehr alten und tiefen Quellen, die von geologischen Barrieren gut geschützt sind. Faktoren, die zu einer Beimischung von jüngerem Grundwasser aus höheren Schichten führen, können – begünstigt durch intensive Landwirtschaft im Einzugsgebiet der Quellen – mitunter hohe TFA-Belastungen verursachen.
Was ist TFA und wie gefährlich ist es?
TFA ist ein extrem stabiles Zerfallsprodukt von PFAS-Pestiziden (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) die vor allem in der Landwirtschaft verwendet werden. Neben der Landwirtschaft (75 Prozent) gelten laut dem deutschen Umweltbundesamt auch fluorierte Gase aus der Kältetechnik (20 Prozent) sowie Emissionen aus kommunalen Kläranlagen und industriellen Einflüssen (5 Prozent) als Eintragsquellen. Toxikologisch wurde TFA lange Zeit insbesondere von PFAS-Herstellern als weitgehend unbedenklich dargestellt. Doch Anfang 2021 zeigte eine Studie an Kaninchen schwere Missbildungen an Föten, verursacht durch TFA. Vom Hersteller wurde in der Folge TFA gemäß EU-Chemikalienrecht als reproduktionstoxisch der Kategorie 2 eingestuft. Es steht also im Verdacht, die Fortpflanzung, auch beim Menschen, zu gefährden.
AK fordert dringende Eindämmung der Eintragsquellen
Die Untersuchungsergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit von Maßnahmen zum Schutz unseres Wassers. Es braucht ein Verbot von Pestiziden, die TFA freisetzen, um weitere Konzentrationen in unseren Wässern zu verhindern. Aktuell stehen vor allem Hersteller von Mineral- und Heilwässern vor einer Herausforderung, denn ein Wesensmerkmal von Mineralwasser ist die „ursprüngliche Reinheit“. Sie ist eine gesetzliche Anforderung, die Mineralwasser von herkömmlichem Leitungswasser unterscheidet.
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