Kaufkraftverlust gestoppt, Lebenskostenkrise bleibt
Die stark gestiegene Inflation und das damit einhergehende Versagen der Landes- und Bundesregierung haben Österreichs Arbeitnehmer:innen Kaufkraft geraubt. Die kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltssteigerungen haben den Kaufkraftverlust vorerst gestoppt. Doch viele Haushalte leiden noch unter den Kaufkraftverlusten der Vorjahre.
Inflation überdurchschnittlich
Der Vergleich mit anderen europäischen Ländern spricht Bände. Der allgemeine Preisanstieg 2021 bis 2024 ist in Österreich um drei Prozentpunkte höher als im Euroraum. Zudem ist die Energieteuerung um ein Fünftel höher und der Mietkostenanstieg doppelt so hoch als im Euroraum ausgefallen.
Über 40 Prozent haben Schwierigkeiten, Ausgaben zu decken
Die Inflation hat sich mit rund 3,8 Prozent im 1. Halbjahr 2024 deutlich verlangsamt. Doch die Höchstwerte ab 2021 haben Löhnen und Gehältern nachhaltig Kaufkraft geraubt. Ab 2024 ist ein Stopp des Kaufkraftverlustes und eine Umkehr des inflationären Umverteilungsprozesses gelungen. Trotz Zuwächsen beim Haushaltseinkommen erleiden viele Haushalte aber noch Verluste. Nicht zuletzt wegen fehlender Preisdeckel bei Energie und Wohnen sind die massiv gestiegenen Lebenskosten für viele unleistbar.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: im 1. Quartal 2024 hatten laut Statistik Austria 41,5 Prozent der Bevölkerung bzw. 2,7 Millionen Menschen Schwierigkeiten, mit ihrem Einkommen ihre laufenden Ausgaben zu bewältigen.
In 20 Jahren netto und real nur um etwa ein Prozent mehr
Die Verteilung der Arbeitseinkommen in Österreich ist insgesamt ungleicher geworden. Daher ist ein Durchschnittsverdienst 2022 real und brutto nur etwa gleich hoch bzw. niedrig wie vor 20 Jahren (- 0,2 %). Netto, nach Abzug von Steuern, ist die durchschnittliche Kaufkraft um 1,3 Prozent gestiegen.
Ähnlich mickrig hat sich das (Median-)Einkommen („Median“: je die Hälfte der Beschäftigten verdient mehr bzw. weniger als diesen Wert) entwickelt. Wer 2022 ein „mittleres“ Einkommen bezog, kann sich netto und real nur 1,4 Prozent mehr leisten als im Median 20 Jahre davor. Das am schlechtesten verdienende Einkommensviertel hatte 2022 real sogar um 0,4 Prozent weniger als die Vergleichsgruppe 2002. Das Viertel mit den höchsten Lohn- bzw. Gehaltseinkommen verdient netto um 2,5 Prozent mehr als jenes 20 Jahre zuvor. Weder Spitzengehälter, noch Managergagen und Gewinnausschüttungen sind in dieser Statistik enthalten.
Oberösterreich: 3.120 Euro mittleres Monatsentgelt im 1. Halbjahr 2024
Im ersten Halbjahr 2024 bezogen nur 7,1 Prozent der etwa 630.000 oberösterreichischen Arbeitnehmer:innen ein Monatsbruttoeinkommen über der Höchstbeitragsgrundlage von 6.060 Euro. Das mittlere (Median-)Einkommen in Oberösterreich betrug im ersten Halbjahr 2024 rund 3.120 Euro brutto. Männer verdienten im Median rund 3.630 Euro. Frauen mit rund 2.400 Euro um ein Drittel (34 Prozent) weniger:
Es gibt auch regionale Unterschiede: Die in Steyr-Stadt arbeitenden männlichen Angestellten erhalten mit rund 5.470 Euro (Median) die höchsten Bruttoentgelte, Arbeiterinnen in Freistadt mit brutto 1.622 Euro (Median) die niedrigsten:
Trotz Einkommenszuwächsen bleibt Kaufkraftverlust
Das oberösterreichische Median-Einkommen ist dank 2023 kollektivvertraglich errungener Lohn- und Gehaltssteigerungen nominell um kräftige rund acht Prozent höher als im Vorjahr. Aufgrund der seit Monaten zurückgehenden Teuerungswelle sind das real um rund vier Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 bleibt allerdings noch ein mittlerer Kaufkraftverlust von rund einem halben Prozent.
AK-Forderungen für ein leistbares Leben
Die Regierung hat es verabsäumt, in der Inflationskrise mittels echter Preis-Deckel für Wohnen, Energie und Grundnahrungsmittel einzugreifen. Die Konsequenzen des Durchwinkens der Inflation sind für die Menschen noch immer spürbar. Gerade in Zeiten eines Nachfragemangels und einer damit verbundenen schwächelnden Konjunktur, müssen durch Preisbegrenzungen und kaufkraftstärkende Maßnahmen Konsum und Wirtschaft angekurbelt werden.
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