Kinder­betreuung: Ober­österreich bleibt weiter Schluss­licht

Beim öffentlichen Kinderbetreuungsangebot in Oberösterreich sind seit Jahren massive Lücken und strukturelle Schwächen sichtbar. 

Für viele erwerbstätige Eltern bedeutet dies einen Drahtseilakt zwischen Beruf und Familie. Dabei ist beste Kinderbetreuung und -bildung durchaus möglich – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das ist derzeit nicht der Fall. Im Gegenteil: Oberösterreich liegt im Bundesländervergleich in vielen Bereichen der institutionellen Kinderbetreuung ganz hinten.

Kinder­betreuung - Angebot reicht nicht

In Oberösterreich gibt es seit Jahren enormen Aufholbedarf bei der institutionellen Kinderbetreuung: 

Bei der generellen Betreuungsquote für Kinder unter 3 Jahren nimmt Oberösterreich im Bundesländer-Vergleich ebenso abgeschlagen den letzten Platz ein wie beim Anteil jener Plätze, die Eltern problemlos eine Vollzeitarbeit ermöglichen (VIF-Plätze).

Nur für 22,3 Prozent der betroffenen Kinder gibt es überhaupt ein Angebot. Gerade einmal für 6,4 Prozent der Unter-3-Jährigen und lediglich für 37,1 Prozent der 3- bis 6-Jährigen stehen VIF-konforme Betreuungsplätze zur Verfügung

Vollzeittaugliche Betreuungsplätze: Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Ein Blick auf die letzten Jahre zeigt, dass sich die politischen Entscheidungsträger:innen in Oberösterreich nach wie vor vor allem auf den Ausbau der Halbtagsbetreuung für Unter-Dreijährige konzentrieren. In Oberösterreich wird lediglich für 6,4 Prozent der Unter-Dreijährigen eine ganztägige Betreuung angeboten. Die Zahl der ganztägigen Betreuungsplätze für diese Altersgruppe ist in den letzten fünf Jahren von 4,4 Prozent im Jahr 2019 auf lediglich 6,4 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Damit liegt Oberösterreich weit hinter dem Bundesschnitt von 20,7 Prozent und im Bundesländervergleich an letzter Stelle. Selbst das eher konservative Vorarlberg bietet mit 23,7 Prozent deutlich mehr Plätze für unter Dreijährige an.

Bei den Drei- bis Sechsjährigen haben nur 54,3 Prozent in Österreich Zugang zu einem VIF-konformen Kinderbetreuungsplatz. Die Verfügbarkeit variiert stark zwischen den Bundesländern:

  • Wien führt mit großem Abstand: In der Bundeshauptstadt stehen für 82,8 Prozent der 3- bis 6-Jährigen VIF-konforme Betreuungsplätze zur Verfügung – das sind 28,5 Prozentpunkte über dem österreichweiten Durchschnitt.
  • Burgenland und Vorarlberg im Spitzenfeld: Burgenland erreicht eine Quote von 71,5 Prozent (+17,2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt), während Vorarlberg mit 59,2 Prozent ebenfalls gut abschneidet.
  • Kärnten und Niederösterreich unter dem Schnitt: Kärnten (38,5 Prozent) und Niederösterreich (51,8 Prozent) liegen unter dem Bundeschnitt von 54,3 Prozent.
  • Oberösterreich bleibt Schlusslicht: Mit nur 37,1 Prozent VIF-konformen Plätzen belegt Österreich den letzten Platz, 17,2 Prozentpunkte unter dem österreichischen Durchschnitt.

Die Zahlen zeigen, dass der Ausbau von vollzeittauglichen Kinderbetreuungsplätzen nicht in allen Bundesländern gleich schnell voranschreitet. Besonders in Oberösterreich und Kärnten besteht weiterhin großer Nachholbedarf.

Ober­österreich am letzten Platz

Auch hinsichtlich der Öffnungszeiten und Schließtage hinkt Oberösterreich deutlich hinterher, und das als Industriebundesland. 

Die starren und oft zu kurzen Öffnungszeiten machen berufstätigen Eltern das Leben schwer. In Oberösterreich hat rund die Hälfte der Kindertagesheime weniger als 8 Stunden täglich geöffnet, 6 von 10 schließen sogar vor 16 Uhr. 

Während in Niederösterreich immerhin 58 Prozent der Kindertagesheime mehr als 9 Stunden pro Tag geöffnet haben, sind es in Oberösterreich nur 28 Prozent – das bedeutet auch in dieser Kategorie österreichweit den letzten Platz. Die Landespolitik ist entsprechend gefordert.

Barcelona-Ziele

Im Jahr 2002 einigte sich der Europäische Rat auf die sogenannten Barcelona-Ziele. Damit sollten bis 2010 bezahlbare und hochwertige Betreuungsangebote für Kinder aller Altersgruppen sichergestellt werden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und Frauenarmut zu bekämpfen. 2022 hat die EU die Barcelona-Ziele nachgebessert und säumige Länder wie Österreich stärker in die Pflicht genommen.

So sollen die EU-Länder nun bis 2030 eine Betreuungsquote von 45 Prozent bei unter Dreijährigen und 96 Prozent bei Drei- bis Sechsjährigen erreichen. Für Länder wie Österreich, die die Ziele von 2002 noch nicht erreicht haben, wurden moderatere Zielwerte vereinbart. So soll die Betreuungsquote der unter Dreijährigen in Österreich in den nächsten Jahren um mindestens 45 Prozent erhöht werden.

Oberösterreich gehört zu den Nachzüglern beim Erreichen der gemeinsamen Ziele. Besonders bei den Unter-Dreijährigen fehlen in Oberösterreich zur Erreichung des Ziels über 3.800 Plätze (ohne Tageseltern fehlen 4.892 Plätze). Zwar ist das Betreuungsangebot für Drei- bis Sechsjährige deutlich besser, dennoch fehlen auch hier über 483 Kindergartenplätze (ohne Tageseltern fehlen 654 Plätze), auf die insbesondere berufstätigen Eltern dringend angewiesen sind.

Arbeitsbedingungen verbessern - AK Forderungen

Das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen, die Eltern Vollzeitarbeit ermöglichen, muss dringend und deutlich ausgebaut und der Elternbeitrag für die Nachmittagsbetreuung ab dem 30. Lebensmonat wieder zurückgenommen werden. 

Zudem brauche es Verbesserungen beim Personalschlüssel sowie einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Betreuungseinrichtung ab dem 2. Lebensjahr bis zum Ende der 8. Schulstufe. 

Auch ein zweites verpflichtendes kostenloses Kindergartenjahr und ein flächendeckendes Ganztagsschulangebot würde viele Eltern entlasten. 

Schließlich müssen Gemeinden bei der Sommerbetreuung finanziell unterstützt und eine Ausbildungsoffensive auf allen Ebenen gestartet werden.

Links

Kontakt

Kontakt

Arbeiterkammer OÖ
Frauen- und Gleich­stellungs­politik

TEL:      +43 50 6906 2142
E-MAIL: frauen@akooe.at

Das könnte Sie auch interessieren

AK Kinderbetreuungsatlas 2023

AKOÖ Kinder­betreuungs­atlas

Die aktuelle Kinder­betreuungs­situation in den ober­österreichischen Gemeinden.

Lehrerin hilft Schülerin

AK fordert Ganztags­schule

Die AK fordert Ganztags­schulen als Standard­form für alle 6- bis 14-Jährigen.

  • © 2025 AK Oberösterreich | Volksgartenstrasse 40 4020 Linz, +43 50 6906 0

  • Datenschutz
  • Impressum