Arbeitslose Frauen extrem von Armut bedroht – es braucht eine gendergerechte Reform der Arbeitslosenversicherung
Das Arbeitslosengeld liegt in Österreich bei beiden Geschlechtern deutlich unter der Armutsgefährdungsschwelle von derzeit 1.371 Euro. Männer beziehen durchschnittlich 1.159 Euro und Frauen ein durchschnittlich noch geringeres Arbeitslosengeld mit 958 Euro.
In Oberösterreich ist der Unterschied zwischen den durchschnittlichen AMS-Bezügen von Frauen mit 931 Euro und Männern mit 1.189 (im Jahresdurchschnitt 2021) noch stärker. Der Grund dafür sind die niedrigeren Erwerbseinkommen von Frauen.
Höheres Arbeitslosengeld ist nur ein Anfang
Mit einer Nettoersatzrate von derzeit 55 Prozent liegt Österreich unter dem OECD-Durchschnitt. Eine Erhöhung der Nettoersatzrate auf mindestens 70 Prozent würde viele Arbeitslose aus der Armutsgefährdung holen. Es zeigt sich, dass Frauen aber in einem geringeren Ausmaß von dieser Maßnahme profitieren würden.
Daher bedarf es folgender Maßnahmen, um die Arbeitslosenversicherung gendergerecht zu reformieren:
- Erhöhung der maximalen Begrenzung des Ergänzungsbetrags für Personen mit einem Arbeitslosengeld unter dem Ausgleichszulagenrichtsatz, sodass sie auf mindestens 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens kommen beziehungsweise auf mindestens 90 Prozent des letzten Nettoeinkommens bei Personen unter dem Ausgleichszulagenrichtsatz mit Familienzuschuss
- Erhöhung des Familienzuschusses, der seit über 20 Jahren (!) nicht angepasst wurde, auf mindestens 2 Euro pro Tag und Kind.
- Sofortige Anhebung der Richtsätze der Sozialhilfe über die Armutsgefährdungs-Schwelle von aktuell 1.371 Euro.
- Das Arbeitslosengeld muss zeitlich verlängert werden, unabhängig vom Alter. Statt derzeit 20- bis 30 muss die mögliche Bezugsdauer auf zumindest 39 Wochen erhöht werden.
- Keine Verschärfungen hinsichtlich Wegzeiten und Zumutbarkeitskriterien
- Flächendeckender Ausbau qualitätsvoller Kinderbetreuung und -bildung und Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag
- Ausbau der öffentlichen Pflege- und Betreuungseinrichtungen
- Ausbau des öffentlichen Verkehrs insbesondere in ländlichen Regionen
- Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit! Gesellschaftliche und ökonomische Aufwertung von klassischen Frauenbranchen und – berufen.