Jägermayrhof
Jägermayrhof © -, Privatsammlung J. Gstöttenmayer

Jägermayrhof: Ein Haus mit Geschichte

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat Ende der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Jägermayrhof ihr Bildungshaus eingerichtet. Sie nutzt seither einen Ort mit bewegter Geschichte, der nicht zuletzt im Kampf gegen den Austrofaschismus eine wichtige Rolle spielte.

Die Gast­wirtschaft am Freinberg

Der Jägermayrhof befindet sich auf geschichtsträchtigem Boden. Schon in vorgeschichtlicher Zeit dürfte das Areal besiedelt gewesen sein, in keltischer Zeit soll dort eine Fluchtburg existiert haben.

Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert zeigen ein Forsthaus, aus dem sich schließlich die Gastwirtschaft "Jägermayrhof" entwickelte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das "Jägermayrhäusl" im Jahr 1741 (Verkauf an das Stift Wilhering). Die Gastwirtschaft diente im 18. und 19. Jahrhundert als beliebtes Ausflugsziel vor den Toren der Stadt Linz. Sogar Franz Schubert soll sich lobend über das "gute Bier" im Jägermayrhof geäußert haben.

Die denkmalgeschützte Altbaustruktur erhielt der Jägermayrhof im Rahmen eines Neubaus in den Jahren 1912 und 1913. Die Liegenschaft gehörte damals dem Besitzer der Brauerei Schwechater, Anton Dreher.

Dramatischer Kampf um die Demokratie

Eine erste wichtige Rolle in der Geschichte der Arbeiterbewegung spielte der Jägermayrhof im Bürgerkrieg des Jahres 1934. Als im Februar ein blutiger Bürgerkrieg ausbricht, halten auf dem Freinberg rund 100 Angehörige des sozialdemokratischen Schutzbunds den Angriffen der austrofaschistischen Exekutive stand. Durch massiven Beschuss mit Minenwerfern fällt der Jägermayrhof in die Hände der Regierungstruppen, die selbst auf den Freinberg 5 Tote zu beklagen haben.

Der Jägermayrhof wird zu einem Symbol des Widerstands gegen die austrofaschistische Diktatur. Der erst 19-jährige Widerstandskämpfer Franz Mayer verliert hier sein Leben im Kampf für die Demokratie.  

AK übernimmt das Bildungshaus

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Gastwirtschaft im Jägermayrhof nicht mehr so recht in Gang, das Haus diente einige Zeit sogar als Flüchtlingslager. Die Stadt Linz übergab es schließlich 1957 an die Arbeiterkammer, im Jahr 1959 wurde mit der Bildungsarbeit begonnen. In den folgenden Jahren wurde der Jägermayrhof mehrmals adaptiert: Nach den Umbauten der 50er Jahren folgten Zu- und Umbauten in den 1970er Jahren, Ende der 1980er Jahre und eine größere Adaptierung in den Jahren 1999/2000.

Ende 2013 traf die Arbeiterkammer Oberösterreich die Entscheidung, den Jägermayrhof einer Generalüberholung zu unterziehen. Im Herbst 2014 erfolge der Umzug ins Ausweichquartier in der Linzer Industriezeile. Von Frühjahr 2015 bis Sommer 2016 wurde nach Plänen des Architektenehepaars Dornstädter generalsaniert und umgebaut.

Umfangreiches Bildungs- und Kultur­angebot

Die Arbeiterkammer nutzt den Jägermayrhof als Bildungs-, Beratungs-, Tagungs-, Konferenz- und Kulturzentrum. Seit 1959 wurden mehr als eine halbe Million Besucher/-innen gezählt, alleine seit 2001 waren es mehr als 200.000.

Handke, Bernhard und Qualtinger

Seit Beginn der 70er Jahre ist der Jägermayrhof ein Platz für zeitgenössische Kunst und Kultur. Unter anderem fanden Autoren wie Thomas Bernhard, Peter Handke oder Alois Brandstetter dort ihr Publikum, unvergessliche Höhepunkte des Kabaretts gab es unter anderem mit Helmut Qualtinger.

Literatur der Arbeits­welt

Die Arbeiterkammer setzte im Jägermayrhof aber auch kreative Akzente. Um Arbeitnehmer/-innen und ihre Lebenswelt zum Thema zu machen, wurde im Herbst 1975 ein Förderungspreis für Literatur zur Arbeitswelt ausgeschrieben. An der Spitze der Jury stand niemand geringerer als der deutsche "Arbeiterdichter" Max von der Grün, der Preis war mit 15.000 Schilling dotiert. Zu den ersten Preisträgern zählte Helmut Zenker, der später mit "Kottan" Furore machte. Die "Literatur der Arbeitswelt" ging schließlich im Jahr 2000 im AK-Buchpreis auf.

Ort für Wissen­schaft 

Zu den Kernaufgaben des Jägermayrhofs zählt Bildungsarbeit. Neben dem umfangreichen Angebot für Betriebsräte und Gewerkschafter wurden stets auch hochkarätig besetzte Tagungen und Konferenzen abgehalten. International bekannte Namen wie der Historiker Eric Hobsbawm, der Ökonom Elmar Altvater oder der Sozialphilosoph Oskar Negt finden sich in den Gästelisten.

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Kontakt

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