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Eine Vermögenssteuer für die Reichsten bringt mehrere Milliarden Euro. Das belegt eine neue Berechnung der Johannes-Kepler-Universität Linz. Je nach Modell wären die reichsten 4 bis 7 Prozent der österreichischen Bevölkerung betroffen. Ihr Steuerbeitrag könnte zur Finanzierung wichtiger Aufgaben, etwa der Pflege, sowie zur weiteren Senkung der Lohnsteuer eingesetzt werden.
Auf Basis der bereits präsentierten Studie „Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich“ der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU), in Auftrag gegeben von den Arbeiterkammern Wien und Oberösterreich, wurde auch die praktische Verwendung der berechneten Daten zur Vermögenssituation in Österreich untersucht.
Auf Basis dieser Daten, welche die bisher unzureichende Erfassung am oberen Rand der Reichtumsverteilung korrigieren, wurden die Aufkommen aus verschiedenen Vermögenssteuermodellen mit unterschiedlichen Freibeträgen und Steuersätzen berechnet. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass es theoretisch zu „Ausweicheffekten“ kommen kann, also Vermögen ins Ausland verschoben werden könnte. Selbst bei unrealistisch hohen Ausweichreaktionen kommt noch immer ein erhebliches Steueraufkommen zustande. Denn der Großteil des Privatvermögens besteht aus Groß-Immobilien und kann sich der Besteuerung daher gar nicht entziehen.
Beispielsweise wäre bei einem Modell mit einem Freibetrag von 1 Million Euro sowie Steuersätzen von 0,7 Prozent (zwischen einer und zwei Millionen Euro), einem Prozent (zwischen zwei und drei Millionen Euro) und 1,5 Prozent (ab drei Millionen Euro) mit einem Aufkommen von 5,7 Milliarden Euro zu rechnen!
Quelle: JKU Linz (Ferschli / Kapeller / Schütz / Wildauer), November 2017
Käme ein Modell mit einem Freibetrag von 1 Million Euro zur Anwendung, würde die Steuer nur 4 bis 5 Prozent der Haushalte in Österreich treffen. Erst innerhalb dieser Gruppe verfügt ein Haushalt im Schnitt über ein Großvermögen von mehr als 1 Million Euro netto:
Quelle: JKU Linz (Ferschli / Kapeller / Schütz / Wildauer), „Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich“, September 2017; Das Netto-Vermögen ist das Brutto-Vermögen [Finanzvermögen (Sparbücher, Aktienpakete …) plus Sachvermögen (Villen, Autos, Flugzeuge, Häuser ...)] abzüglich von Krediten.
Wegen des immensen, in wenigen Händen konzentrierten Privatreichtums hat Österreich einen großen Spielraum für eine gerechtere Besteuerung. Das gilt auch im internationalen Vergleich, in dem unser Land beim Aufkommen vermögensbezogener Steuern weit hinten liegt. In Relation zum gesamten Steueraufkommen tragen vermögensbezogene Steuern in Österreich nur zu 1,3 Prozent bei, im OECD-Schnitt sind es 5,6 Prozent. In so wirtschaftsliberalen Staaten wie Großbritannien oder den USA haben Vermögenssteuern mit mehr als einem Zehntel des Steueraufkommens ein starkes Gewicht:
Quelle: OECD, vorläufige Daten, online Oktober 2017; Vermögenssteuern = Erbschaftssteuern, Grund- bzw. Grunderwerbssteuern, Kapitalverkehrssteuern, Bodenwertabgabe; *Wert 2014
Obwohl das gesamte 1,3 Billionen schwere Privatvermögen in Österreich riesig ist, wird es kaum als Steuereinnahmequelle genutzt. Eine Vermögenssteuer für Reiche ist ein fairer Beitrag und führt zu mehr Steuergerechtigkeit.
Deshalb fordert die AK Oberösterreich zur Finanzierung wichtiger Aufgaben und zur weiteren Senkung der Lohnsteuer die Einführung einer Vermögenssteuer ab einer Million Euro, die Wiedereinführung einer reformierten Erbschaftssteuer mit einem hohen Freibetrag, der sicherstellt, dass im Laufe eines Arbeitnehmerlebens Erspartes steuerfrei weitervererbt werden kann sowie die Abstimmung von vermögensbezogenen Steuern auf EU-Ebene.
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