In Österreich ist der Bildungsweg schon früh vorgezeichnet
Kinder erhalten im österreichischen Bildungswesen nicht die nötige Förderung und Unterstützung. Das beginnt im Kindergarten und setzt sich in der Volksschule fort. Im Nationalen Bildungsbericht 2021 zeigt sich bei Volksschulkindern, dass die soziale Herkunft der Eltern, deren Bildungsstand, Einkommen, berufliche Position, Migrationsstatus und die Erstsprache eine entscheidende Rolle für den späteren Bildungserfolg der Kinder spielen.Die Folgen: Im österreichischen Bildungssystem entscheidet sich an 3 Punkten, wohin der weitere Bildungsweg führt: nach der Volksschule (beim Übertritt in die 5. Schulstufe), am Ende der 8. Schulstufe und am Ende der weiterführenden Schule.
Förderung ausbauen
Die im internationalen Vergleich sehr frühe Selektion belastet das österreichische Bildungswesen. Das Ziffernnotensystem erzeugt Druck auf Lehrkräfte, Stress bei den Eltern und hohen Lerndruck bei den Kindern. Es bleibt weniger Zeit für Förderung und sozialen Ausgleich.
In Oberösterreich ist die Übertrittsquote in die AHS mit 29,6 Prozent deutlich geringer als im österreichischen Durchschnitt (36,3 Prozent). Von 100 Kindern, deren Eltern maximal Pflichtschulabschluss haben, entscheiden sich nur 2,9 Prozent für ein Gymnasium. Umgekehrt gehen 76 Prozent der Kinder, deren Eltern ein hohes Einkommen haben, in eine AHS. In Oberösterreich schaffen 52 Prozent der jungen Frauen und nur 34,5 Prozent der jungen Männer einen Maturaabschluss.
Die Zahl junger Menschen in Österreich, die nach der Pflichtschule keine weitere Ausbildung mehr absolvieren, steigt an. Davon betroffen sind vor allem junge Männer: 18 Prozent der 25- bis 29-jährigen verfügen höchstens über einen Pflichtschulabschluss. Das schlägt sich in hoher Arbeitslosigkeit und geringem Einkommen nieder, mehr als ein Fünftel ist arbeitslos. Aber auch eine Lehrausbildung führt in vielen Branchen zu wenig stabilen Erwerbsbiografien. Schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Einkommen führen zu höherer Arbeitslosigkeit.
Lebenslanges Lernen - es fehlen Möglichkeiten
Während die Bildungsbereiche Schule, Hochschule und (duale) Berufsausbildung durch gesetzliche Vorgaben relativ klar geregelt sind, gibt es in Österreich kein einheitliches System der Weiterbildung. Ein systematischer Ausbau von Weiterbildung zur vierten Säule des Bildungssystems ist bis heute nicht erfolgt. Fakt ist: Je geringer das formale Bildungsniveau, desto geringer ist die Beteiligung an Weiterbildung.
Bildungsmonitor bietet Chancen
Der AK-Bildungsmonitor zeigt neue Herausforderungen durch aktuelle gesellschaftliche Veränderungen auf. Das Ziel, den Bildungsstand der Bevölkerung im Erwerbsalter anzuheben, wird nur im Bereich höherer Bildung erreicht. Wenn die Anstrengungen darauf konzentriert werden, in der kommenden Generation den Anteil der Pflichtschulabsolvent:innen zugunsten mittlerer Ausbildungen um die Hälfte zu reduzieren, dann können wir die Fachkräftelücke schließen.
Unsere Forderungen im Überblick
- Rechtsanspruch auf einen kostenlosen Platz in einer Betreuungseinrichtung ab dem zweiten Lebensjahr
- Rechtsanspruch auf den Besuch einer kostenlosen Ganztagsschule
- Qualitätssicherung und Verbesserung in der betrieblichen Lehrausbildung
- Bildungsabbrüche müssen mit aller Kraft verhindert werden
- Das System des Lebenslangen Lernens muss auf neue Beine gestellt werden
Downloads
Bildungschancen fairteilen (AK Wien) (1,2 MB)
Selektion, Dropout und früher Bildungsabbruch (Institut für höhere Studien Wien) (0,7 MB)
Deutschförderklassen an der VS 1120, Deckergasse 1 (AK Wien) (0,8 MB)
Deutschförderklassen. Was bedeuten sie wirklich? (AK Wien) (0,4 MB)
Vererbung von Bildungschancen (2018 - Dezember; Statistik Austria) (0,5 MB)
Vererbung von Teilhabechancen (2018 - August; Statistik Austria) (0,5 MB)
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