20.09.2021

Kinder­armut muss aktiv be­kämpft werden

In Oberösterreich ist eine erschreckend hohe Anzahl an Kindern armutsgefährdet. Von Armutsgefährdung spricht man etwa bei einem Ein-Personen-Haushalt, der weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen gewichteten Medianeinkommens zur Verfügung hat - das sind aktuell 1.328 Euro netto pro Monat, zwölfmal pro Jahr. Armutsgefährdung wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus. Bei Kindern verursacht Armut zusätzliches Leid und ihre Talente können aufgrund der knappen Ressourcen der Eltern nicht entsprechend gefördert werden. Insbesondere schlechte Wohnverhältnisse waren während der Lockdown-Phasen eine große Belastung.

Kinder­armut durch Arbeits­losig­keit 

Wenn Eltern ihre Arbeit verlieren, hat das auch für ihre Kinder gravierende Folgen. In Oberösterreich leben aktuell rund 15.700 Kinder, deren Eltern entweder auf Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe angewiesen sind. Die Corona-Pandemie hat diese Zahl rasant ansteigen lassen. Rund 45 Prozent dieser Kinder leben in Haushalten mit Langzeitarbeitslosen beziehungsweise mit einem Notstandshilfe-Bezug. Mehr…

Arbeit schützt nicht vor Armut

Doch selbst die Erwerbstätigkeit von Eltern garantiert ihrem Nachwuchs keine sorgenfreie Kindheit und Jugend: Rund 37.000 Kinder leben in Oberösterreich in 23.000 Haushalten von sogenannten „Working Poor“, also 1,6 Kinder pro Haushalt. „Working Poor“ bezeichnet Personen, die trotz Erwerbstätigkeit armutsgefährdet sind. Deren Kinder leiden in allen Bereichen des Lebens massiv unter dem niedrigen Einkommen der Eltern. Mehr… 

Wohnungen sind zu klein

Armutsgefährdete Kinder leben auch vielfach in beengten Wohnverhältnissen – dies wurde speziell in der Corona-Pandemie für viele Familien zu einer Qual. In Oberösterreich können rund 13.400 Kinder und Jugendliche nur davon träumen ein eigenes Zimmer als Rückzugs-, Lern- und Spielort zu haben. Denn sie leben in zu kleinen Wohnungen, in denen weniger als 1 Zimmer für einen Erwachsenen und weniger als 1 Zimmer für je 2 Minderjährige zur Verfügung stehen. Wohnen stellt vor allem für Alleinerziehende eine enorme finanzielle Belastung dar. Ebenso ist ein Urlaub für rund 15.600 Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern nicht leistbar. Mehr…



„Es ist beschämend, dass hier keine ernsthaften Initiativen ergriffen werden, die die Eltern finanziell entlasten würden. Die Kinder müssen unverschuldet für die Versäumnisse der Politik geradestehen. Gleichzeitig werden ihnen die Chancen geraubt, ihren weiteren Lebensweg abseits der Armut zu bestreiten,“ bedauert Arbeiterkammer Oberösterreich Präsident Kalliauer.

Forderungen der Arbeiter­kammer Ober­österreich

Um Kinderarmut zu bekämpfen, fordert die Arbeiterkammer Oberösterreich:

  • Verbesserung von Einkommen und sozialen Transfers von Armutsbetroffenen
    • Einführung eines Mindestlohns von 1.700 Euro brutto bei Vollzeit
    • Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf mindestens 70 Prozent 
    • Erhöhung des Familienzuschlags beim Arbeitsmarktservice von 97 Cent täglich auf 2 Euro pro Tag
    • Sozialhilfe (insbesondere die Leistungen für Kinder) armutsfest machen! 

  • Corona-Tausender für Menschen, die uns durch die Krise gebracht haben

  • Die aktive Bekämpfung prekärer Arbeitsverhältnisse

  • Gerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen, um Frauenarmut nachhaltig zu beseitigen

  • Eine umfassende Aufwertung und bessere Bezahlung von Frauenjobs 

  • Ausbau von leistbaren und bedarfsgerechten Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder

  • Verbesserung des Pflegeangebotes

  • Ein Wohnbonus als Absetzbetrag beziehungsweise Steuergutschrift

  • Reformierung der Wohnbeihilfe durch verständliches Informationsmaterial für die Anspruchsberechtigten, Modernisierung der Wohnbeihilfe-Berechnung und Aufhebung diskriminierender Zugangshürden für Menschen aus Nicht-EWR-Ländern.

  • Ausbau des sozialen Wohnbaus

"Es ist be­schämend, dass hier keine ernst­haften Initiativen er­griffen werden, die die Eltern finanziell ent­lasten würden. Die Kinder müssen un­verschuldet für die Ver­säumnisse der Politik gerade­stehen."

Dr. Johann Kalliauer

AK Präsident

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