Kranken­stände 2023 leicht zu­ge­nommen, aber weiter­hin auf niedrigem Niveau

Der Fehlzeitenreport 2024 des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) analysiert die krankheits- und unfallbedingten Fehlzeiten der unselbständig Beschäftigten in Österreich. Im Jahr 2023 betrug die durchschnittliche Anzahl der Krankenstandstage pro Beschäftigtem 15,4 Tage, was einen leichten Anstieg um einen halben Tag gegenüber 2022 bedeutet. 

Wie ist die Statistik zu lesen?

Die Krankenstandsstatistik erfasst immer Kalendertage. Die Statistiker:innen unterscheiden nicht zwischen Arbeits-, Werk- , Sonn- und Feiertagen. Demzufolge ist die Summe der ausgewiesenen Krankenstandstage größer als die der effektiv verloren gegangenen Arbeitstage. Kurze Krankenstände unter 3 Tage finden oft keinen Eingang in die Statistik, weil nicht alle Arbeitgeber:innen von ihren Beschäftigten Krankschreibungen für Kurzkrankenstände verlangen beziehungsweise diese Kurzkrankenstände nicht an die ÖGK gemeldet werden. 

Ursachen für Kranken­stände

Die häufigsten Ursachen für Krankenstände im Jahr 2023 waren Atemwegserkrankungen. Zudem nehmen langwierige psychische Erkrankungen zu und die Anzahl älterer Beschäftigter steigt. Mit steigendem Lebensalter dauern Krankenstände tendenziell länger, jedoch haben ältere Menschen insgesamt nicht mehr Krankenstandstage als jüngere.

Eine Sonderauswertung der Fehlzeiten von Lehrlingen und jungen Erwerbstätigen unter 30 Jahren zeigt, dass diese Gruppe relativ mehr Krankenstandsfälle aufweist, als ältere Erwerbstätige. Unter 30-Jährige haben häufigere Ausfallszeiten wegen Atemwegserkrankungen, Infektionserkrankungen und Verletzungen. Ihre durchschnittliche Krankheitsdauer ist allerdings kürzer.

Die Entwicklung der Krankenstände variiert auch nach Branchen. So sind beispielsweise in bestimmten Sektoren, wie beispielsweise im Gesundheits- und Sozialwesen, die Fehlzeiten höher als in anderen. Diese Unterschiede können auf verschiedene Arbeitsbedingungen, gesundheitliche Belastungen und Präventionsmaßnahmen zurückgeführt werden.

Präsentismus

Bereits jetzt gehen laut österreichischem Arbeitsklimaindex 6 von 10 Personen krank zur Arbeit. Das ist ein alarmierender Höchststand seit AKI-Erhebungsbeginn 2008. Die Gründe dafür reichen von einem tiefen Pflichtgefühl gegenüber Kolleg:innen (rund 55 Prozent), Angst dass die Arbeit liegen bleibt (rund 40 Prozent), keine Vertretung (32 Prozent) zu haben, bis hin zu Ängsten vor Kündigung und Arbeitsplatzverlust (rund 10 Prozent). Knapp 40 Prozent der Beschäftigten, die krank arbeiten sagen, dass es eher beziehungsweise sehr unwahrscheinlich ist, dass sie in ihrem Beruf bis zur Pension durchhalten werden. Bei den übrigen Beschäftigten sind es mit 28 Prozent deutlich weniger. 

Gründe für Präsentismus


Arbeit­geber ge­fordert

Häufig sind es gerade die Arbeitsbedingungen, die krank machen: Fast ein Drittel fühlt sich durch starken Zeitdruck belastet, mehr als ein Viertel gibt an, von ständigem Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung betroffen zu sein. Dramatisch sind die Auswirkungen von Zeitdruck und Arbeitsdruck auf die körperliche Gesundheit: Betroffene geben an, deutlich häufiger an Herzproblemen, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden und Schlafstörungen zu leiden. Während 46 Prozent der Beschäftigten ohne Zeitdruck über Kreislaufbeschwerden klagen, sind es bei jenen, die durch Zeitdruck belastet sind, 76 Prozent. Auch die psychische Gesundheit ist durch schlechte Arbeitsbedingungen in Gefahr: 63 Prozent der Personen mit starkem Zeitpunkt geben an unter Depressivität zu leiden (im Vergleich zu 47 Prozent ohne). Die Gestaltung von Arbeitsbedingungen sollte in den Fokus rücken, anstatt der Diskussion über Krankenstandstage.

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