Arm trotz Arbeit - mehr als 300.000 be­troffen    

Arbeiten, aber dennoch nicht „über die Runden kommen“ – das ist bittere Realität für über 330.000 Personen. Das sind rund 8 Prozent aller Erwerbstätigen in Österreich, so die Zahlen der Statistik Austria. Auch in einem "reichen" Land wie Österreich müssen damit viel zu viele Menschen trotz Arbeit in Armut leben. 

Das Phänomen "Working Poor" betrifft alle Altersgruppen von 18 bis 64 Jahre. Per Definition arbeiten die Betroffenen mehr als 6 Monate im Jahr, verdienen allerdings so wenig, dass ihr gesamtes Jahres-Haushaltseinkommen unter der sogenannten Armutsgefährdungsschwelle von aktuell 1.392 Euro pro Monat (zwölfmal pro Jahr bei einem Einpersonenhaushalt) liegt. 

Zahlen der Working Poor stark an­ge­stiegen 

In den vergangenen Jahren lag die Zahl der Working Poor bei rund 300.000 Personen. In den Jahren 2021 bis 2022 ist ihre Zahl überdurchschnittlich um rund 34.000 Menschen auf insgesamt 331.000 Working Poor gestiegen. Vor allem der Beschäftigungsanstieg von prekärer Arbeit hat zu diesem Zuwachs geführt. 

44.000 in Ober­österreich be­troffen

In Oberösterreich war der Anstieg im letzten Jahr wesentlich geringer als im übrigen Österreich. Aktuell sind rund 44.000 Menschen oder 6 Prozent der Erwerbstätigen in unserem Bundesland arm trotz Arbeit.    


Voll­zeit­arbeit reicht manch­mal nicht

Erschreckend ist auch der hohe Anteil an Vollzeitarbeitenden, die "Working Poor" sind: 190.000 Personen in Österreich oder rund 7 Prozent arbeiten Vollzeit und verdienen weniger als die Armutsgefährdungsschwelle. Auch Teilzeitarbeitende sind stark armutsgefährdet: Jede:r Zehnte zählt zur Gruppe der Working Poor.  

Allein­er­ziehende und Familien besonders ge­fährdet

Besonders gefährdet sind Alleinerziehende und Familien mit mindestens 3 Kindern. 27 Prozent der Alleinerziehenden sind Working Poor.
Aber auch 46.000 Familien mit mindestens 3 Kindern - also rund ein Fünftel dieser Familien - leben in Armut, obwohl gearbeitet wird. Das zu geringe Erwerbseinkommen schützt unzureichend vor Armut.

Gering Qualifizierte und Migranten in Working Poor-Jobs

Starken Einfluss auf die Armutsgefährdung bei Berufstätigkeit haben auch Bildungsgrad und Staatsbürgerschaft. 
Auffällig ist hier der hohe Anteil an Working Poor bei Menschen mit maximal Pflichtabschluss. 17 Prozent dieser Personengruppe sind von Armut trotz Arbeit betroffen. Bei einer höheren Ausbildung ist die Betroffenheit von Working Poor wesentlich geringer und liegt etwa bei einem Lehrabschluss bei rund 7 Prozent. 

Auch Nicht-Österreicher:innen sind mit 20 Prozent besonders stark von Working Poor betroffen. Bei Drittstaatsangehörigen ist sogar fast jede:r Dritte betroffen.  

Forderungen der AK Ober­österreich

  • Aktive Bekämpfung von „Working Poor“.

  • Kollektivvertraglicher Mindestlohn von 2.000 Euro brutto bei Vollzeit in allen Branchen.

  • Schaffung eines Rechtsanspruches auf Vollzeit für Teilzeitbeschäftigte, insbesondere wenn das Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter:innen sucht beziehungsweise ein Recht auf Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit.

  • Bedarfsgerechter Ausbau von Kinderbildungseinrichtungen, damit Frauen, insbesondere Alleinerziehende ihre Arbeitszeit erhöhen können.

  • Perspektiven für Menschen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen: Recht auf Übernahme für überlassene Arbeitnehmer:innen nach sechsmonatiger Überlassungsdauer.

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