Die Pension muss Armut verhindern
In Österreich sind 15 Prozent aller Haushalte mit Pensionseinkommen laut EU-SILC 2023 armutsgefährdet. Rund 20 Prozent aller Frauen über 65 Jahren sind einkommensarm. Wie kann das sein?
Österreich hat nach wie vor eines der besten Pensionssysteme. Die Pensionshöhe in Österreich ist, gemessen am vorhergehenden Bruttoeinkommen, etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Dies ist bemerkenswert, weil neben der vergleichsweisen guten Leistung auch die langfristige Finanzierung gegeben ist - wie Berechnungen der EU-Kommission zeigen. Trotzdem verhindert die Pension nicht immer Armut.
Ausgleichszulage für geringe Pensionen
Menschen mit zu geringer Pension haben Anspruch auf die sogenannte Ausgleichszulage. Ziel der Ausgleichszulage ist es, ein Mindesteinkommen zu sichern. 2025 liegt der Ausgleichszulagenrichtsatz für Alleinstehende bei 1.273,99 Euro (monatlich, 14-mal, brutto). Die Armutsschwelle beträgt jedoch 1.572 Euro (monatlich, 12-mal, netto) laut EU-SILC 2023.
Auch wenn mitbedacht wird, dass die Ausgleichszulage 14-mal pro Jahr ausgezahlt wird, liegt sie trotzdem um rund 160 Euro (netto; pro Monat) unter der Armutsschwelle. Die Ausgleichszulage reicht nicht aus, um Altersarmut zu beseitigen und eine Pension zu garantieren, die Armut verhindert.
Frauen besonders von Armut betroffen
Frauen haben im Vergleich zu den Männern geringere Pensionen: 2023 war die durchschnittliche Pension der Frauen mit 1.276 Euro pro Monat (alle Alterspensionen, alle PV-Träger) um rund 40 Prozent niedriger als die der Männer (2.044 Euro).
Somit beziehen sie häufiger eine Ausgleichszulage – rund 2 Drittel der Ausgleichszulagenbezieher:innen sind weiblich! Da die Ausgleichszulage unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt, sind Frauen besonders häufig von Altersarmut betroffen: Laut Erhebung von EU-SILC waren im Jahre 2023 an die 28 Prozent der alleinlebenden Frauen mit Pension armutsgefährdet.
Mehr Gleichstellung bringt bessere Pensionen
Hauptgrund für die geringen Pensionen von Frauen ist, dass Frauen noch immer den Großteil an unbezahlter Arbeit, wie Haus- und Sorgearbeit übernehmen. Dies ist auf eine Vielzahl von Gründen zurückzuführen:
- zu wenig oder nicht passende öffentliche Angebote für Kinderbildung und -betreuung und zu wenig mobile und stationäre Pflegeangebote für Ältere und Pflegebedürftige,
- hartnäckig bestehende konservative Geschlechtszuschreibungen,
- ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern.
Es ist kein Zufall, dass Oberösterreich Schlusslicht bei öffentlicher Kinderbildung und -betreuung ist und gleichzeitig einen der höchsten Gender Pay Gaps (2024: 45,4 Prozent) und die österreichweit höchste Teilzeitquote von Frauen aufweist (2024: rund 6 von 10 Frauen arbeiten in Teilzeit). All dies wirkt sich negativ auf die Höhe der Pension aus.
Maßnahmen gegen Altersarmut umsetzen
Damit Altersarmut endlich der Vergangenheit angehört, braucht es ein Bündel von verschiedenen Maßnahmen:
- Erhöhung der Ausgleichszulage auf zumindest die Höhe der Armutsschwelle.
- Erhalt und Stärkung des gesetzlichen Pensionssystems: Pensionen müssen existenz- und lebensstandardsichernd sein.
- Um Frauen existenzsichernde Pensionen zu garantieren, müssen für Kindererziehungs- und Pflegekarenzzeiten höhere Gutschriften auf das Pensionskonto gebucht werden. Diese Gutschrift muss sich am durchschnittlichen Einkommen von Arbeitnehmer:innen orientieren.
- Geschlechtsspezifische Ungleichheiten und Benachteiligungen in der Arbeitswelt müssen beseitigt werden.
- Rücknahme aller Verschlechterungen bei der Altersteilzeit. Die Abschaffung der Blockvariante beziehungsweise das Auslaufen des Förderbeitrags bis 2029 ist frauenfeindlich und diskriminiert Schichtarbeiter:innen.
- Mehr alternsgerechte Arbeitsbedingungen und Prävention.
- Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, braucht es einen massiven Ausbau der öffentlichen institutionellen Kinderbildung und -betreuung inklusive eines Rechtsanspruchs auf einen qualitätsvollen, kostenlosen Betreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr.
- Die Rücknahme der Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung in Oberösterreich.
- Bessere Arbeitsbedingungen und höhere Einkommen für die Beschäftigten in der Kinderbildung und -betreuung. Ein massiver Ausbau der professionellen Pflege in allen Bereichen.
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