15.06.2022

25 Jahre Österreichischer Arbeits­klima Index: Die Menschen wollen kürzer arbeiten

Die Arbeitswelt ist im vergangenen Vierteljahrhundert digitaler, flexibler und diverser geworden. Die Modernisierung bringt eine zunehmende Spaltung mit sich. Während gut ausgebildete Berufsgruppen von den Flexibilisierungen profitieren und beruflich aufsteigen können, werden andere abgehängt. Das zeigt ein Blick auf die Entwicklungen des Arbeitsklima Index in den vergangenen 25 Jahren.

Besonders auffällig: Die Zahl der Menschen, die ihre Arbeitszeit verkürzen wollen, ist infolge der Pandemie stark gestiegen. Für AK-Präsident Andreas Stangl liegt daher auf der Hand: „Wenn Unternehmen Fachkräfte finden wollen, müssen sie flexibler werden und auf die Bedürfnisse der Beschäftigten mehr Rücksicht nehmen.“

Arbeits­zufrieden­heit im Sink­flug

Der Arbeitsklima Index startete vor 25 Jahren bei 100 Punkten. Ihren Höhepunkt erreichte die Arbeitszufriedenheit in den Jahren 2007 und 2008, als die Hochkonjunktur die Beschäftigten positiv stimmte und der Arbeitsklima Index auf nie wieder erreichte 112 Punkte stieg.

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie befindet sich der Index im Sinkflug. Mit 103 Punkten liegt er derzeit auf dem tiefsten Stand seit Herbst 1998. Der Optimismus für die wirtschaftliche Zukunft des Landes ist ebenfalls auf einem Tiefpunkt angelangt, insbesondere bei Arbeitern/-innen, Menschen mit geringer formaler Bildung, Leiharbeitern/-innen und Beschäftigten mit befristeten Arbeitsverhältnissen, die sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen.

Berufs­gruppen zu­nehmend ge­spalten

Die Modernisierung bringt eine zunehmende Spaltung mit sich. Während gut ausgebildete Berufsgruppen von den Flexibilisierungen profitieren und beruflich aufsteigen können, werden andere abgehängt. Vor allem Arbeiter/-innen in technischen Berufen, wie etwa Facharbeiter/-innen, Handwerker/-innen, Elektriker/-innen sowie Beschäftigte in Produktion oder Transport, oder Dienstleistungsberufen erleben berufliche Abstiege.

Prekäre Arbeit nimmt zu

Ende der 1990er Jahre arbeiteten 85 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit, heute sind es nur noch 70 Prozent. Mehr als 1,1 Millionen Menschen in Österreich arbeiten in Teilzeit, davon sind etwas mehr als 80 Prozent Frauen.

Die Zahl der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse hat sich mehr als verdoppelt, die Zahl der Leiharbeitsverhältnisse mehr als verfünffacht. Das hat zur Folge, dass immer mehr Menschen Erfahrungen mit prekären Jobs und Phasen der Arbeitslosigkeit machen müssen. Waren Ende des vergangenen Jahrhunderts noch 20 Prozent der Beschäftigten über 50 Jahre irgendwann in ihrem Leben arbeitslos, so sind es heute 44 Prozent.

Wunsch nach weniger Arbeit

Von 1997 und 2019 gaben jeweils zwischen 5 und 8 Prozent der Vollzeitbeschäftigten an, eigentlich lieber Teilzeit zu arbeiten. Dieser Anteil ist in den vergangenen beiden Jahren auf 20 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte der Vollzeitarbeitskräfte sagt, dass sie lieber weniger als die derzeit vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden leisten würden. 3 von 10 Teilzeitkräften möchten hingegen mehr Stunden arbeiten als vertraglich vereinbart.

Arbeits­druck macht zu schaffen

Im Durchschnitt möchten die Beschäftigten in Österreich ihre wöchentliche Arbeitszeit quer durch alle Branchen und Berufe um 2,6 Stunden verkürzen. Die durchschnittliche Wunscharbeitszeit der Männer ist 37,2 Stunden, jene der Frauen 32,2 Stunden. Gründe, die Arbeitszeit reduzieren zu wollen, sind psychischer Stress, Überstunden und überlange Arbeitszeiten sowie mangelnde Unterstützung durch die Führungskräfte.

An­sprüche haben sich ge­ändert

„Wenn Unternehmer klagen, dass sie keine geeigneten Fachkräfte finden, sollten sie sich die Ergebnisse des Arbeitsklima Index zu Herzen nehmen. Denn wenn sie flexibel genug sind, die Erwartungen der Beschäftigten an einen guten Arbeitgeber zu erfüllen, dann werden sie ihre Beschäftigten halten und bei der Personalsuche erfolgreich sein können“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Von den Rahmenbedingungen ihrer Arbeit würden sich viele heute etwas anderes als vor 25 Jahren erwarten, so Stangl, nämlich flexible Arbeitszeiten, mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten, wenn möglich 1 bis 2 Tage Home-Office, eine 4-Tage-Woche. Und das bei fairer Bezahlung, gerade in Zeiten massiver Teuerungen.

Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der seit 25 Jahren von IFES und SORA im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, gibt es hier.

Wenn Unter­nehmen Fach­kräfte finden wollen, müssen sie flexibler werden und auf die Bedürfnisse der Beschäftigten mehr Rück­sicht nehmen.

andreas stangl

AK-PRÄSIDENT

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