26.05.2025

Höchste Zeit für eine effektive Bildungs­politik: Investitionen in früh­kindliche Bildung und Ganz­tags­schulen

Zu viele junge Menschen verlassen in Oberösterreich zu früh das Bildungssystem. Nur rund jede:r sechste 25- bis 29-Jährige hat einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. Und rund ein Viertel der 15- und 16-Jährigen kann am Ende der Pflichtschulzeit nicht sinnerfassend lesen. Die Folgen: Große Schwierigkeiten am weiteren Bildungsweg, schlecht bezahlte Arbeit, längere Phasen der Arbeitslosigkeit, wenig gesellschaftliche Teilhabe. Die Politik muss endlich wirksame Maßnahmen setzen, um das Bildungsniveau anzuheben. „Die Arbeiterkammer Oberösterreich steht als Partner bereit. Wir haben viele Vorschläge für eine sozial gerechte Bildungspolitik“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Angesichts wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen stehen zwei langfristige Ziele im Zentrum: Möglichst alle Jugendlichen sollen am Ende ihrer Pflichtschulzeit über die notwendigen Grundkompetenzen verfügen und der Anteil jener Personen, die über maximal einen Pflichtschulabschluss verfügen, muss reduziert werden. Es braucht daher verstärkte Initiativen, damit möglichst alle Jugendlichen eine Ausbildung abschließen und ebenso eine wirksame Sprachförderung ab dem Kindergarten.

Früh­kindliche Bildung von zentraler Be­deutung

Um Bildungsabbrüche zu verhindern und die Basis für einen erfolgreichen Bildungsweg zu legen, gilt es früh anzusetzen. Doch Österreich investiert im Vergleich zu den anderen EU-Ländern wesentlich weniger in die frühkindliche Bildung und in die Volksschule. In Oberösterreich gibt es nur für 6,4 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Platz in einer Krabbelstube oder einem Kindergarten, der Eltern auch eine Vollzeitarbeit ermöglicht. Für die Qualität der Bildungsarbeit im Kindergarten sowie für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ist die Gruppengröße von zentraler Bedeutung. Die schrittweise Reduktion der Gruppengröße wie sie auf Druck der Gewerkschaften bis 2028/29 vereinbart wurde, ist eine wichtige Maßnahme. Ergänzend dazu braucht es noch eine Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation, zudem braucht es mehr Ressourcen für die frühe sprachliche Förderung sowie Unterstützung und Angebote für die Beschäftigten.

AK-Chancen­index hilft, Mittel effizienter ein­zu­setzen

Der Bildungserfolg ist in Österreich nach wie vor eine Frage des sozialen Status der Eltern. Jene Schüler:innen, die am Ende der Volksschule nur schlecht lesen können, kommen zu zwei Drittel aus Familien mit niedrigem sozialen Status. Am Ende der Pflichtschulzeit schafft es nur jede:r zehnte Schüler:in aus Familien mit geringem sozialen Status in die hohe Kompetenzstufe. Um soziale Unterschiede aufzubrechen und Lernerfolge für alle Kinder sicherzustellen, müssen insbesondere Schulstandorte mit größeren Herausforderungen entsprechend ausgestattet werden. 

Schulen sollen Geld autonom ein­setzen können

Die AK Oberösterreich hat mit der Johannes-Kepler-Universität ein Modell entwickelt, wie Zusatzmittel für Schulen bedarfsorientiert zugewiesen werden können. Ausgehend vom Bildungshintergrund der Eltern, ihrem sozialen Status und der Alltagssprache werden die Ressourcen bedarfsorientiert verteilt. Die Standorte können diese dann autonom für Sprach- und Leseförderung oder soziale Arbeit einsetzen. Von diesem „AK-Chancenindex“ würden viele Schulen profitieren. „Die rasche Umsetzung des von der Bundesregierung angekündigten „Chancenbonus“ ist aus Sicht der AK Oberösterreich daher von besonderer Bedeutung", so AK-Präsident Stangl.

Echte Gantags­schulen aus­bauen

Eine weitere wichtige Säule für eine chancengerechte Schule ist das Angebot an ganztägigen Schulformen, insbesondere an echten Ganztagsschulen mit Unterrichts-, Bewegungs-, Förderungs- und Freizeitphasen. Hier braucht es in Oberösterreich ein Umdenken und einen flächendeckenden Ausbau. Denn im Schuljahr 2023/24 gab es nur 21 echte Ganztagsschulen in verschränkter Form. Das sind sogar um fünf weniger als im Schuljahr 2018/19.

Jede vierte Lehre wird nicht be­endet

Zu viele Lehren werden vorzeitig abgebrochen. Im Jahr 2023 wurde in Oberösterreich nahezu jedes vierte der 6.936 beendeten Lehrverhältnissen nicht erfolgreich abgeschlossen, das betraf 1.621 Jugendliche. Besonders hoch ist die Drop-Out-Quote im Bereich Tourismus und Freizeitwirtschaft (44 Prozent), im Bereich Banken und Versicherungen ist sie mit 14 Prozent am geringsten. 

Alles tun, um Bildungs­ab­brüche zu ver­meiden

Bildungspolitische Maßnahmen müssen sich darauf konzentrieren, einerseits präventiv Abbrüche zu verhindern und andererseits Möglichkeiten bieten, Abschlüsse nachholen oder in den Bildungsprozess wieder einsteigen zu können. Dazu braucht es stärkenorientierte Modelle der Qualifizierung. Ein Beispiel ist das erfolgreiche Sozialpartnermodell „Du kannst was“, bei dem in 26 Berufen bereits erworbene Kompetenzen für einen Berufsabschluss anerkannt werden.

„Es braucht mehr Angebote zur Berufs- und Bildungswegorientierung aber auch die Qualität in der Lehrausbildung muss sichergestellt werden“, so AK-Präsident Andreas Stangl.

Foto zum Herunter­laden

Mag. Dr. Laura Kepplinger (Abteilung Bildung und Kultur) und Andreas Stangl (AK-Präsident)
Mag. Dr. Laura Kepplinger (Abteilung Bildung und Kultur) und Andreas Stangl (AK-Präsident) © David Ruis, AK OÖ


Die rasche Um­setzung des von der Bundes­regierung an­ge­kündigten „Chancen­bonus“ ist aus unserer Sicht von besonderer Bedeutung.

Andreas Stangl

AK-Präsident

Jetzt kostenlosen AK Newsletter abonnieren!

Wir informieren Sie gerne regelmäßig über Aktuelles zum Thema Bildung und berufliches Weiterkommen. 

Downloads

Kontakt

Kontakt

Arbeiterkammer OÖ
Content Team
Volksgartenstraße 40
4020 Linz

TEL:      +43 50 6906 2182
E-MAIL: kommunikation@akooe.at

Folgen Sie uns auf twitter
Liken Sie uns auf Facebook


  • © 2025 AK Oberösterreich | Volksgartenstrasse 40 4020 Linz, +43 50 6906 0

  • Datenschutz
  • Impressum