9.12.2025

Gesundheitsversorgung in Oberösterreich: AK zieht Bilanz und zeigt, wo dringend gehandelt werden muss

Die AK OÖ hat eine Vielzahl an Daten zum Gesundheitssystem in unserem Bundesland analysiert. Die Bilanz daraus ist ernüchternd. Es gibt strukturelle Probleme, die Beschäftigte ans Limit bringen, Patient:innen werden mit einer Unterversorgung, langen Wartezeiten und hohen Kosten konfrontiert.

"Wir sind laufend mit Problemen im Gesundheitsbereich konfrontiert. Hier müssen die Entscheidungsträger rasch handeln, das System steht an der Kippe", sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Das trifft insbesondere auf die Landespolitik und auf die ÖGK zu, die seit der Kassenfusion 2018 nicht mehr in der Lage ist, die Probleme der Versicherten zufriedenstellend zu lösen. 

Zu lange weggesehen

Die Verantwortlichen der Gesundheitspolitik haben zu lange weggesehen. Das zeigt sich auch an der Verfügbarkeit der Daten. Hier mangelt es an Transparenz und leichter Einsehbarkeit. Die AK OÖ hat daher ein Dashboard entwickelt, wo sowohl Strukturdaten des Gesundheitssystems als auch die Sichtweisen von Beschäftigten und Versicherten dargestellt werden.

Hier geht's zum Dashboard:

zum AK OÖ-Gesundheits-Dashboard


Tatsache ist: Oberösterreich liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 75 Ärzt:innen auf 100.000 Einwohner:innen. In unserem Bundesland kamen im Jahr 2023 nur mehr rund 67 Kassenärzt:innen auf 100.000 Einwohner:innen. „Das ist der schlechteste Wert im Vergleich zu allen anderen Bundesländern“, so Präsident Stangl. Auch der Blick auf die offenen Arztstellen in Oberösterreich ist alarmierend. Waren es 2018 noch 19 offene Stellen, so hat sich die Zahl seit der Kassenfusion mehr als verdoppelt. Mit Stand 1. Juli 2025 sind 47 offene Kassenarztstellen zu verzeichnen, alleine 32 davon betreffen die Allgemeinmedizin.   

Positive Entwicklung

Eine positive Entwicklung zeigt sich hingegen bei den Primärversorgungseinheiten (PVE). Mit Oktober 2025 sind oberösterreichweit bereits 19 PV-Modelle in Betrieb und weitere stehen kurz vor dem Start. Im Regionalen Strukturplan Gesundheit (RSG) sind bis 2030 noch weitere 14 PVE in Oberösterreich geplant. Im spitalsambulanten Bereich lag Oberösterreich 2023 mit 39 Ärzt:innen auf 100:000 Einwohner:innen im Bundesländervergleich im unteren Mittelfeld und damit deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt von rund 47 Ärzt:innen.

Österreich hatte einmal eines der besten Gesundheitssyteme der Welt mit hoher Zufriedenheit der Versicherten. Das ist leider durch die Politikversäumnisse der vergangenen Jahre nicht mehr der Fall. Aktuell sind nur mehr 44 Prozent der AK-Mitglieder in Oberösterreich mit dem Gesundheitssystem zufrieden. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Verschlechterung um drei Prozentpunkte.

Wartezeiten sind große Belastung

Vor allem die Wartezeiten sind für die Patient:innen eine große Belastung. Eine Studie des Instituts für höhere Studien (IHS) zu diesem Thema macht ungleiche Behandlungen deutlich. Vorreihungen wurden wissenschaftlich nachgewiesen. 8,3 Prozent der Patient:innen in Österreich bekamen das Angebot, ihre Wartezeit durch einen Besuch in der Privatpraxis oder durch eine informelle Zahlung (5,1 Prozent der Patient:innen) zu verkürzen. Insgesamt erreichte 10,9 Prozent zumindest eines dieser Angebote für eine schnellere Behandlung. 

Forderungen der Arbeiterkammer Oberösterreich

  • Es braucht eine gerechte, qualitative Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Oberösterreich.
  • Die offenen Kassenstellen müssen dringend nachbesetzt und die Primärversorgungszentren weiter ausgebaut werden. Es muss ein Rechtsanspruch geschaffen werden, der die Versorgung durch eine:n Allgemeinmediziner:in sicherstellt.
  • Solange eine kassenärztliche Unterversorgung besteht, müssen die Versicherten den vollen Kassenarzttarif ersetzt bekommen, wenn sie zu einem Wahlarzt oder einer Wahlärztin ausweichen.
  • Wartezeiten auf Leistungen der öffentlichen Gesundheitsversorgung müssen in allen Bereichen drastisch reduziert werden. Es braucht vor allem eine faire und transparente Terminvergabe bei geplanten Operationen.
  • Bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Pflegebereich müssen geschaffen werden. Dazu gehören gesunde Arbeitszeit-Modelle, ausreichend Kolleg:innen in allen Bereichen und verlässliche Dienstpläne.
  • Weitere Umsetzung der Ausbildungsoffensive: Es braucht eine existenzsichernde Absicherung für alle, die eine Aus- und Weiterbildung im Gesundheits- und Pflegebereich machen. Anstellungsmodelle während der Ausbildung sind zu forcieren.
  • Verbindliche Personalberechnungsmodelle für den gesamten Gesundheits- und Pflegebereich.
  • Die Arbeitnehmer:innen müssen als Versicherte in der ÖGK wieder die klare Mehrheit bekommen, es müssen wieder Menschen aus der Gruppe der Versicherten für die Versicherten und deren Angehörigen im Gesundheitswesen eintreten. Es muss regional gewährleistet werden, dass die Beiträge der Versicherten dort verwaltet werden, wo die Versicherten arbeiten und leben. 
Dennis Tamesberger (Abteilung Wirtschafts-, Gesellschafts- und Gleichstellungspolitik) und Andreas Stangl (AK Präsident)
Dennis Tamesberger (Abteilung Wirtschafts-, Gesellschafts- und Gleichstellungspolitik) und Andreas Stangl (AK Präsident) © Wolfgang Spitzbart, AK OÖ
 

"Wir sind laufend mit Problemen im Gesundheitsbereich konfrontiert. Hier müssen die Entscheidungsträger rasch handeln, das System steht an der Kippe"

andreas stangl

AK-Präsident

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