20.08.2024

Arbeits­klima Index: Junge Beschäftigte sind stark be­lastet und un­zu­frieden

Junge Beschäftigte starten oft unter prekären Bedingungen ins Berufsleben. Befristete Arbeitsverträge, Überlassung durch Leiharbeitsfirmen und geringfügige Anstellungen sind keine Seltenheit. Es darf daher nicht überraschen, dass besonders junge Menschen im Berufsleben unglücklich und stark belastet sind. Das zeigt eine aktuelle Sonderwertung des Arbeitsklima Index.

Mehr als die Hälfte der jungen Beschäftigten arbeiten unter atypischen Bedingungen. Sie haben also einen befristeten Arbeitsvertrag, sind über eine Leiharbeitsfirma angestellt, arbeiten Teilzeit oder gar nur geringfügig. Und ihre Zahl steigt: 2019 arbeiteten 55 Prozenten der jungen Arbeitnehmer:innen atypisch, heute sind es schon 58 Prozent.  

Die Arbeitskräfteerhebung (ÖSTAT) hat ergeben, dass 18 Prozent der 15- bis 25-Jährigen, die nicht in einer Lehrausbildung sind, ein unbefristetes Arbeitsverhältnis haben. Das sind fast vier Mal so viele Beschäftigte als bei jenen über 25 Jahren. „Besonders junge Beschäftigte brauchen mehr Sicherheit in ihrem Arbeitsleben. Deshalb müssen strengere Regeln bei der Arbeitskräfteüberlassung für unter 18-Jährige eingeführt werden“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. 

Belastet und mit dem Leben un­zu­frieden

Die Zufriedenheit mit dem Leben hat bei jungen Beschäftigten in den letzten Jahren deutlich abgenommen. 2019 gaben noch gut 9 von 10 Befragten an,  dass sie mit ihrem Leben zufrieden sind. 2023 waren es nur noch gut 7 von 10. Auch die Zufriedenheit mit der Beziehung zu den Kolleg:innen im Betrieb ist von 85 Prozent auf 68 Prozent zurückgegangen. Damit einher geht auch ein Rückgang bei der Berufszufriedenheit von über 20 Prozentpunkten auf 60 Prozent. Heute sagen nur noch knapp 50 Prozent der jungen Arbeitnehmer:innen, dass sie noch einmal in ihrem jetzigen Betrieb zu arbeiten anfangen würden, 2019 waren es fast drei Viertel. „Die Arbeitgeber sind gefordert, für junge Beschäftigte gute Arbeitsbedingungen zu schaffen. Denn nur wenn wir die Jungen mit an Bord nehmen, wird der wirtschaftliche Erfolg und Wohlstand in Österreich gesichert“, sagt der AK-Präsident.  

Auch das Auskommen mit dem Einkommen wird für junge Beschäftigte immer schwieriger. 28 Prozent können es sich nicht leisten, in den Urlaub zu fahren und 16 Prozent haben Sorge, dass sie sich in einem halben Jahr die Miete nicht mehr leisten können. So ist auch die Zahl derjenigen, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, in den letzten Jahren gestiegen. Vor der Pandemie kamen 6 von 10 Beschäftigte ohne finanzielle Unterstützung über die Runden. Heute sind es 60 Prozent, die Hilfe brauchen.

Psychische Gesund­heit ver­schlechtert sich

Alarmierend ist auch ein Blick auf die psychische Gesundheit der jungen Beschäftigten. 57 Prozent geben an, dass es ihnen schwerfällt, nach Dienstschluss abschalten zu können. Im Jahr 2019 waren es nur 29 Prozent. Immer mehr Junge fühlen sich außerdem gereizt, klagen über Depressivität und haben ein Gefühl der Arbeitsunlust, das sich nicht abschütteln lässt. 

Die AK Ober­österreich fordert daher:

  • Verbot der Arbeitskräfteüberlassung und befristeter Arbeitsverhältnisse für unter 18-Jährige, sofern keine sachliche Begründung vorliegt (zum Beispiel Karenzvertretung, Ferialarbeit).

  • Ausbau der psychosozialen Unterstützung an Berufsschulen. Einrichtung von Anlaufstellen mit Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen für alle Berufsschüler:innen.

  • Außerdem die Abschaffung von befristeten Mietverträgen. So kann den jungen Beschäftigten zumindest ein Teil der Unsicherheiten im Leben genommen werden. 

Nur wenn wir auch die Jungen mit an Bord haben, bleibt auch in Zukunft der wirtschaftliche Erfolg und Wohl­stand in Österreich ge­sichert.

AK-Präsident

Andreas Stangl

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