16.04.2024

AK-OÖ-Präsident Stangl: Die Forderung des nieder­österreichischen IV-Chefs Ochsner nach Gratis­arbeit ist ab­zu­lehnen.

Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Niederösterreich Karl Ochsner forderte eine Verlängerung der regulären Arbeitszeit auf 41 Stunden. Aktuell beträgt die gesetzliche Normalarbeitszeit bei Vollzeit 40 Stunden, kollektivvertraglich in vielen Branchen deutlich weniger. Darüber hinaus gearbeitete Überstunden sind für das Unternehmen zuschlagspflichtig. Die Forderung ist daher Lohn- und Zeitraub. „Das ist ein Frontalangriff auf die Beschäftigten, dem Arbeiterkammer und Gewerkschaften entschieden entgegentreten werden. Offenbar glaubt der neue IV-Präsident, sich mit politischen Radikalpositionen profilieren zu müssen? Ein klassischer Fehlstart in seine neue Funktion, mit dem der Präsident sich selbst und seiner Organisation keinen Gefallen tut“, sagt der AK-Präsident.

Kein Beschäftigter würde sich das ge­fallen lassen

„Dass die Arbeitnehmer:innen regelmäßig noch mehr „gratis“ arbeiten sollen, ist natürlich völlig absurd und würde bei allen Beschäftigten auf erbitterten Widerstand stoßen. So etwas kann nur jemand fordern, der ohne ausgeprägtes Korrektiv tätig ist“, so der AK-Präsident. Vielmehr bräuchte es einen Dialog über eine Industriepolitik in Europa, die die digitale und ökologische Transformation im Sinne aller bewältigt.

Die Diagnose der Industriellen ist falsch

Beim oö. Zukunftsforum glänzte die Industriellenvereinigung am zweiten Tag mit Abwesenheit, um bei einem eigenen Symposium Standortbashing zu betreiben. Das hilft weder der Gesamtwirtschaft noch der Industrie. Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie leidet nicht, wie von Ochsner behauptet,  unter „stark steigenden Arbeitskosten und einer überbordenden Bürokratie“, sondern unter einer energiepreisgetriebenen Kostensteigerung, bei deren Eindämmung die Landes- und die Bundesregierung versagt haben. Wer schon bei der Diagnose der Problemursachen aus interessenpolitischer Verblendung so falsch liegt,  kommt natürlich auch zu falschen Lösungsansätzen. Nicht einmal der für interessenspolitische Sager bekannte IV Vorsitzende in OÖ hat sich eine solche Entgleisung erlaubt.

Schon jetzt wird ein Viertel der Über­stunden nicht be­zahlt

Von Vollzeitbeschäftigten Gratisarbeit zu verlangen und gleichzeitig von notwendigen Anreizen für Leistungsträger zu reden, ist ein Widerspruch in sich. Die Fakten: Im Jahr 2023 ist das gesamte Arbeitsstundenvolumen um ein Prozent gestiegen, darin enthalten sind 180,8 Millionen Über- und Mehrarbeitsstunden. Schon bisher wurde aber ein großer Teil dieser Mehrstunden nicht abgegolten, im Jahr 2023 mehr als ein Viertel!

Für kürzere Voll­zeit mit Lohn­aus­gleich

Wenn die Industrie zusätzliche Arbeitskräfte braucht, muss sie angemessene Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und Einkommen bieten. Firmen sollten die Arbeitszeitwünsche ihrer Mitarbeiter:innen ernstnehmen. Laut Erhebungen des Arbeitsklima Index wollen jene mit Überlangen Arbeitszeiten kürzer arbeiten und viele Teilzeitkräfte wollen Stunden aufstocken.
Zahlreiche internationale Beispiele zeigen, dass eine kürzere Vollzeit mit Lohnausgleich funktioniert. Attraktive Arbeitszeitmodelle mit verkürzter Wochenarbeitszeit sind ein Magnet für Arbeitskräfte, wie auch zahlreiche Firmenbeispiele in Österreich zeigen.

„Dass die Arbeit­nehmer:innen regel­mäßig noch mehr „gratis“ arbeiten sollen, ist natürlich völlig absurd und würde bei allen Beschäftigten auf er­bitterten Wider­stand stoßen. "

Andreas Stangl

AK-Präsident

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