17.12.2025

Neue JKU-Studie zeigt: Für viele ist die Energie­wende nicht leistbar

Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat beim Energie-Institut der JKU Linz eine Studie in Auftrag gegeben, die erstmals umfassend zeigt, wie hoch die tatsächlichen Kosten für Heizungstausch, thermische Sanierung und den Umstieg auf E-Mobilität im Eigenheim sind und wie groß die Hürden für viele Haushalte ausfallen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Energiewende für zahlreiche Familien zu einer kaum oder nur schwer leistbaren Herausforderung wird.

Von Kosten besonders betroffen: Haus­halte im älteren Einfamilien­haus

Vor allem die hohen Anfangsinvestitionen stellen das größte Problem dar und sind für viele Menschen kaum oder nur schwer überwindbar. Besonders betroffen sind Haushalte ohne direkten Zugang zu einem Fernwärmenetz bzw. im älteren Einfamilienhaus.

Gleichzeitig zeigt sich, dass es keine einheitlichen Lösungen für alle Haushalte geben kann. Unterschiedliche Wohnsituationen, Gebäudetypen, Eigentumsverhältnisse, regionale Infrastrukturen und Einkommenslagen erfordern differenzierte, kontextbezogene und schrittweise Umrüstungspfade. Die derzeitigen Fördermöglichkeiten sind dabei nicht ausreichend, um die bestehenden Investitionslücken zu schließen und eine Energiewende für alle zu ermöglichen. AK-Präsident Andreas Stangl fordert hier eine Trendumkehr: „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie für alle leistbar ist, nicht nur für jene, die hohe Investitionen aus der eigenen Tasche vorfinanzieren können. Wir brauchen an die jeweiligen Gegebenheiten angepasste, sozial faire Rahmenbedingungen.“

Die politischen Rahmenbedingungen sind klar: Der Europäische Grüne Deal verpflichtet die Mitgliedsstaaten zur Dekarbonisierung des Verkehrs- und Gebäudesektors. Oberösterreich ist dabei ein Land der Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer. Rund 60 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer leben im Eigentum. Nur ein kleiner Teil der Haushalte kann sich umfassende Sanierungen oder ein neues E-Auto leisten. Die Fördersysteme sind häufig unübersichtlich, kompliziert und decken die tatsächlichen Kosten nur unzureichend ab. 

Die AK-Forderungen im Über­blick

  • Eine nach Wohnsituation differenzierende Förderpolitik, damit die Energiewende nicht zur sozialen Frage wird. Einkommensabhängige und treffsichere Förderungen sind notwendig, um den finanziellen Abstand zwischen Investitionskosten und tatsächlich leistbaren Eigenmitteln zu schließen. Das betrifft ausdrücklich nicht nur geringe Einkommen, sondern vor allem auch Haushalte mit mittleren Einkommen. Förderlücken sind insbesondere bei älteren Einfamilienhäusern am höchsten und sollten dementsprechend vom Fördersystem adressiert werden.
  • Einführung eines „Wohnbonus“ von bis zu 800 Euro pro Jahr als negativsteuerfähigen Absetzbetrag, um Haushalte langfristig zu entlasten.
  • die Direktverrechnung von Förderungen mit der ausführenden Firma, damit Familien die hohen Kosten nicht mehr gänzlich vorstrecken müssen.
  • der Ausbau der Fernwärme in dicht besiedelten Regionen soll vorrangig behandelt werden, da sie hier oft die kostengünstigste Lösung darstellt.
  • Zusätzlich sollen Energieberatungsstellen stärker beworben und ausgebaut werden, damit sie für möglichst viele Haushalte kostenfrei und regional verfügbar sind.

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Mag. Dr. Philipp Gerhartinger (Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik) und Andreas Stangl (AK Präsident)
Mag. Dr. Philipp Gerhartinger (Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik) und Andreas Stangl (AK Präsident) © Wolfgang Spitzbart, AK OÖ


"Die Energiewende kann nur gelingen, wenn sie für alle leistbar ist"

Ansreas Stangl

AK-Präsident

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