04.11.2025

Die Un­gleich­heiten im oö. Gesund­heits­system: Eine Befund­auf­nahme an­hand aktueller Daten      

Unser Gesundheitssystem gerät zunehmend unter Druck. Neben der Frage, wie eine ausreichende und effiziente medizinische Versorgung künftig gewährleistet werden kann, ist von großer Bedeutung, wer in welcher Form Zugang zu den Gesundheitsleistungen hat. Im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich hat ein Autorenteam der Abteilung für Gesundheitsökonomie der JKU Linz erstmals die Ungleichheiten im oö. Gesundheitssystem umfassend untersucht. 

Die Studie zeigt, dass es ungleichen Zugang zu Gesundheitsleistungen gibt, obwohl sich unser Sozialversicherungssystem am Solidarprinzip orientiert. Gleichzeitig zeigen die Daten einen deutlichen Rückgang der Ärztedichte in Oberösterreich, der vor allem Kassenpraxen betrifft. Ebenso reduziert sich die Anzahl der Krankenhausbetten in unserem Bundesland. Diese Veränderungen der Gesundheitsangebote stellt die AK-Mitglieder vor erhebliche Herausforderungen, wenn es um die Suche nach einem Hausarzt/einer Hausärztin, Facharztterminen, Krankschreibungen und Wartezeiten auf Operationen geht.

Gesund­heits­aus­gaben nach Ein­kommen 

Die Höhe der Gesundheitsausgaben variiert mit dem Einkommen. Die hohen Pro-Kopf-Ausgaben in den untersten Einkommensgruppen weisen auf einen schlechteren Gesundheitszustand beziehungsweise eine stärkere Belastung durch die Arbeitsbedingungen hin. Der Anstieg in den oberen Einkommensgruppen ist dagegen auf eine verstärkte Inanspruchnahme teurerer oder präventiver Gesundheitsleistungen zurückzuführen.

Arbeiter:innen haben deutlich höhere Gesundheitsausgaben als Angestellte (+10,7 Prozent). Bei den Ausgaben für Krankenhausaufenthalte beträgt der Unterschied 26,6 Prozent. Diese Unterschiede sind auf höhere und häufigere Ausgaben aufgrund von Krebserkankungen (Neubildungen), Krankheiten des Kreislaufsystems, Krankheiten des Verdauungssystems, Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sowie auf Verletzungen und Vergiftungen zurückzuführen. 

Geringes Ein­kommen, längere Wege

Die geografische Zugänglichkeit zu spezialisierter medizinischer Versorgung ist ein zentraler Punkt für die Gerechtigkeit im Gesundheitssystem. Die Studie sagt aus, dass Personen mit geringem Einkommen im Durchschnitt längere Wege in Kauf nehmen müssen, um Fachärzt:innen zu erreichen. Was die Erreichbarkeit von Mediziner:innen in der Primärversorgung (Allgemeinmedizin) betrifft, sind keine Unterschiede zu beobachten. 

Regionale Unterschiede gibt es bezüglich der Erreichbarkeit von Leistungsanbietern. So sind beispielsweise in den Bezirken mit höheren Lohnniveaus wie Steyr, Steyr-Land, Linz, Linz-Land und Urfahr-Umgebung die Distanzen zu gynäkologischen Praxen geringer. Die regionale Verteilung zeigt, dass städtische Bezirke wie Linz und Steyr eine höhere Ärztedichte (vor allem im fachärztlichen Bereich) und somit einen besseren Zugang zu medizinischen Leistungen aufweisen, während ländliche Regionen wie Schärding, Eferding, Vöcklabruck und Wels-Land schlechter versorgt sind. Im fachärztlichen Bereich ist in fast allen Bezirken ein Rückgang der Kassenpraxen in den Bereichen Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Zahnheilkunde zu verzeichnen. 

Die Forderungen der Arbeiter­kammer Ober­österreich

  • Es braucht eine gerechte, qualitative Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Oberösterreich.

  • Die aktuellen Ansätze zur Patientenlenkung „digital vor ambulant vor stationär“ müssen so gestaltet werden, dass sie niemanden vom Zugang zur medizinischen Versorgung ausschließen.

  • Planungsvorgaben im Regionalen Strukturplan Gesundheit müssen an die demografischen und regionalen Erfordernisse in Oberösterreich angepasst werden.

  • Die offenen Kassenstellen müssen dringend nachbesetzt und die Primärversorgungszentren ausgebaut werden. Dies soll auch durch die Schaffung eines Rechtsanspruches auf Versorgung durch eine:n Allgemeinmediziner:in sichergestellt werden.

  • Solange eine kassenärztliche Unterversorgung besteht, müssen die Versicherten den vollen Kassenarzttarif ersetzt bekommen, wenn sie zu einem Wahlarzt oder einer Wahlärztin ausweichen. 

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AK-Präsident Andreas Stangl und Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald J. Pruckner, Leiter der Abt. für Gesundheitsökonomie und Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftl. Fakultät, Johannes Kepler Universität Linz
AK-Präsident Andreas Stangl und Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerald J. Pruckner, Leiter der Abt. für Gesundheitsökonomie und Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftl. Fakultät, Johannes Kepler Universität Linz © Wolfgang Spitzbart, AK OÖ

Die geografische Zugänglich­keit zu spezialisierter medizinischer Ver­sorgung ist ein zentraler Punkt für die Gerechtig­keit im Gesund­heits­system.

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