WILDES GEDENKEN
Wann
07.05. - 09.05.2025
-
Wo
Kunstuniversität Linz | 5. Stock Hörsaal C & D
Hauptplatz 6
4020 Linz
Veranstalter:
Kunstuniversität Linz in Kooperation mit AK-Kultur
Nicht-institutionalisiertes Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus
Die Tagung anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus beschäftigt sich mit einer Gedenkform, die bislang wenig beachtet und erforscht ist: das Wilde Gedenken. Wildes Gedenken meint ein Gedenken, das weder eingehegt noch institutionalisiert ist. Wildes Gedenken umfasst sowohl Gedenkzeichen von zivilgesellschaftlichen Initiativen und/oder Einzelpersonen als auch Markierungen durch Pflanzen oder in der Landschaft.
Gemeint sind also individuelle Formen des Gedenkens wie das Niederlegen von Blumen, Steinen und Tafeln, mittels derer problematische Orte sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig werden mit dem Wilden Gedenken aber auch Praktiken des Unsichtbar-Machens thematisiert wie ungepflegte oder verwilderte Massengräber oder Orte, die durch Bauschutt- und Müllablagerungen unkenntlich, mit Hecken und Beerensträuchern überpflanzt und damit unzugänglich gemacht werden.
Jenseits dieser durch Menschen gestaltet Orte lassen sich unter dem Wilden Gedenken auch materielle, chemische und physische Reaktionen oder Veränderungen der Wiesen, Flüsse und Wälder fassen, die aufgrund der Tötungen an spezifischen Orten entstehen wie veränderte Wegführungen, veränderter Wuchs oder Färbung von Pflanzen.
Mit der Thematisierung Wilden Gedenkens geht die Möglichkeit einher, auf Personen und Opfergruppen aufmerksam zu machen, die bislang nicht oder kaum in die Erinnerungskultur einbezogen worden sind. Dementsprechend gehen Praktiken Wilden Gedenkens der Gründung von Gedenkstätten vielfach voraus, werden aber auch innerhalb etablierter Gedenkstätten weiterverfolgt. Sind Gedenkstätten erst institutionalisiert, mangelt es aber oft an Raum für diese Ausdrucksweisen. Dass es ein ausgeprägtes Bedürfnis der Besucher:innen gibt, Teil des Gedenkrituals zu sein, zeigt sich daran, dass Blumen, Steine, Gedenktafeln, Fotografien, aber auch Kritzeleien u.ä. an etablierten Gedenkorten wild hinterlassen werden.
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