Arm trotz Arbeit: Wenn das Einkommen aus Vollzeitarbeit nicht zum Leben reicht
Einkommen und soziale Sicherheit sind in Österreich ungleich verteilt. Während 61 Prozent der Beschäftigten mit ihrem Einkommen zufrieden sind, reicht es für sechs Prozent nicht zum Leben. Besonders betroffen sind Personen mit Pflichtschulabschluss, Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund sowie Beschäftigte im Tourismus und im Handel. Rund 120.000 Menschen zählen zu den Working Poor. Sie arbeiten Vollzeit, kommen aber mit ihrem Einkommen trotzdem nicht über die Runden. Das zeigt der Österreichische Arbeitsklima Index.
Eine aktuelle Auswertung des Arbeitsklima Index zeigt, dass finanzielle Unsicherheit direkte Auswirkungen auf Gesundheit und das Wohlbefinden hat. Wer kaum mit seinem Einkommen auskommt, leidet häufiger unter Stress und bewertet die eigene Gesundheit schlechter. Auch die Zukunftsperspektiven sind trüb: Nur ein Drittel der Beschäftigten glaubt, später mit der Pension gut über die Runden zu kommen.
Bildung, Branche und Geschlecht als zentrale Faktoren
Die Daten zeigen einen Zusammenhang zwischen Bildungsgrad und Einkommenszufriedenheit. 2024 waren 61 Prozent der Beschäftigten mit ihrem Einkommen zufrieden, doch nur 50 Prozent jener mit maximal Pflichtschulabschluss. Beschäftigte mit höherer Bildung liegen mit 62 Prozent deutlich darüber.
Auch branchenspezifische Unterschiede sind markant: In der öffentlichen Verwaltung sind 69 Prozent zufrieden, in der Industrie 63 Prozent, im Tourismus jedoch nur 45 Prozent.
Hinzu kommen geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer äußern sich zu 63 Prozent zu-frieden, Frauen zu 57 Prozent. Besonders groß ist das Gefälle bei Menschen mit Migrationshintergrund: 56 Prozent der Männer, aber nur 47 Prozent der Frauen sind mit ihrem Einkommen zufrieden.
Kein Auskommen mit dem Einkommen trotz Vollzeit
Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (54 Prozent) gibt an, mit dem Einkommen gut auszukommen. Für 40 Prozent reicht es nur knapp, sechs Prozent schaffen es nicht über die Runden zu kommen. Besonders betroffen sind Hilfsarbeiter:innen und Beschäftigte im Tourismus. Frauen sind häufiger von finanziellen Engpässen betroffen als Männer.
Besonders besorgniserregend ist die Gruppe der Working Poor. Rund 120.000 Menschen arbeiten Vollzeit und können dennoch ihre Ausgaben nicht decken. Überdurchschnittlich be-troffen sind Personen mit maximal Pflichtschulabschluss, Menschen mit Migrationshinter-grund und junge Beschäftigte zwischen 16 und 25 Jahren. Sie müssen oft mehrere Tätigkei-ten gleichzeitig ausüben. „Wenn die Erwerbsarbeit keinen sicheren Lebensunterhalt bietet, wird das tägliche Leben zur Herausforderung“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.
Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert daher:
- Wirksame Inflationsbekämpfung bei Energie, Mieten und Lebensmitteln.
- Rechtsanspruch auf Qualifizierung und Schaffung eines umfassenden Qualifizierungsgeldes, das arbeitssuchenden und weiterbildungswilligen Arbeitnehmer:innen auch länger dauernde Aus- und Weiterbildungen ermöglicht.
- Kostenfreies Nachholen von Lehrabschlüssen sowie Übernahme der Kosten für am zweiten Bildungsweg anfallende Prüfungsgebühren.
- Kostenlose, qualitätsgesicherte Kompetenzfeststellung und bundesweite Umsetzung des erfolgreichen Sozialpartner-Modells „Du kannst was!“ zur Anerkennung von im Berufsle-ben erworbenen Kompetenzen auf einen Lehrabschluss.
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