Der Arbeitsklima Index zeigt: Missstände im Gesundheitssystem belasten Patienten und Pflegekräfte
Langes Warten auf eine wichtige Operation oder im Wartezimmer trotz Termin und hohe Kosten für den Besuch bei Wahlärzt:innen sind für viele Menschen ein Problem. Besonders für jene, bei denen das Einkommen gerade so zum Leben reicht, wird die Gesundheit zur finanziellen Belastung. Aber auch die Pflegekräfte leiden. Sie sind stärkerem Arbeits- und Zeitdruck ausgesetzt als Beschäftigte in anderen Branchen. Überdurchschnittlich viele körperliche Belastungen tragen dazu bei, dass es für Pflegekräfte immer unwahrscheinlicher wird, bis zur Pension durchzuhalten. Das zeigen aktuelle Daten aus dem Österreichischen Arbeitsklima Index.
Befragungen zum Arbeitsklima Index haben vor allem die Arbeitszufriedenheit und Belastungen der österreichischen Beschäftigten im Fokus. Diesmal wurde zudem erfragt, wie Arbeitnehmer:innen zum österreichischen Gesundheitssystem stehen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Nur etwa die Hälfte zeigt sich zufrieden. Die Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung sinkt auch mit dem Einkommen. So sind jene zwei Drittel der Beschäftigten, die sehr gut von ihrem Einkommen leben können, auch (sehr) zufrieden mit dem Gesundheitssystem. Bei jenen, bei denen das Einkommen nicht ausreicht, ist es nur noch ein Viertel.
Ein Problem, das immer wieder zum Thema wird, sind die Wartezeiten. Ob Warten auf einen Termin bei Fachärzt:innen, Warten in der Krankenhaus-Ambulanz oder im Wartezimmer der Ordination. Die Hälfte aller Beschäftigten fühlt sich davon betroffen. Dicht gefolgt davon, dass Arztpraxen gar keine Termine vergeben, weil keine neuen Patient:innen aufgenommen werden können. „Diese Tendenzen zu einer Zwei-Klassen-Versorgung sind alarmierend. Es braucht ein faires, hochwertiges Gesundheitssystem für alle Menschen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.
Pflege: Sinnstiftend aber hohe Arbeitsbelastung
Nicht nur die Beschäftigten, die Leistungen aus dem Gesundheitssystem in Anspruch nehmen, sind unzufrieden. Auch diejenigen, die darin arbeiten, vor allem die Pflegekräfte, leiden unter Stress, körperlichen und psychischen Belastungen.
Sie spüren Arbeitsdruck (38 Prozent) und Zeitdruck (28 Prozent) deutlich mehr als andere Berufsgruppen (27 Prozent und 22 Prozent). Arbeitsdruck meint die Menge und Komplexität der Tätigkeiten, die zu erledigen sind. Zeitdruck bezieht sich auf den engen Zeitrahmen, in dem Aufgaben abgearbeitet werden müssen.
Auch körperliche Beschwerden, allen voran Rückenschmerzen und Muskelverspannungen (jeweils 85 Prozent) belasten Pflegekräfte stärker als andere (73 bzw. 78 Prozent). So ist es wenig überraschend, dass 59 Prozent der Beschäftigten in der Pflege nicht glauben, bis zur Pension durchzuhalten. In anderen Berufen liegt der Wert bei einem Drittel.
Was Pflegekräfte aber im Positiven auszeichnet, ist die große Sinnstiftung, die sie mit ihrem Beruf verbinden. 54 Prozent bewerten diese als hoch oder sehr hoch. Bei Beschäftigten in anderen Berufen sind es 34 Prozent.
Gute Versorgung braucht gute Arbeitsbedingungen
Damit eine gute gesundheitliche Versorgung gewährleistet werden kann, braucht es einen Ausbau der Kassenarztstellen. Außerdem müssen Wartezeiten reduziert werden. Gleichzeitig müssen aber auch die Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Sozialwesen verbessert werden. Verlässliche Dienstpläne und gesunde Arbeitszeitmodelle für weniger Stress wären ein Anfang. „Für die beste Versorgung im Gesundheitssystem braucht es auch eine gute Arbeitsqualität für die Beschäftigten“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.
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