NS-Zeitzeugin und mehr als 300 Jugendliche bei AK-Symposium: Mit Demokratie und Zivilcourage gegen Hetze und Hass!
Mehr als 300 Schüler/-innen und Lehrer/-innen folgten der Einladung der Arbeiterkammer Oberösterreich zum 12. Hermann-Langbein-Symposium in der AK Linz. Gebannt und mitunter emotional bewegt hörten sie der 91-jährigen Zeitzeugin Anna Hackl aus Schwertberg zu, die von der grausamen „Hasenjagd“ im Mühlviertel und über die angsterfüllten Monate berichtete, in denen ihre Familie 2 russische KZ-Geflohene in ihrem Haus versteckte.
Schüler/-innen performen bei Symposium
5 Schulen (aus Linz, Wels, Steyr, Leonding und Pettenbach) beteiligten sich aktiv mit berührenden Beiträgen, in denen sie sich kritisch mit dem Nationalsozialismus und der Frage auseinandersetzten, was jede/-r Einzelne beitragen kann, um gefährlichen politischen Strömungen entgegenzutreten. Der einhellige Tenor: Nicht wegschauen, wenn Unrecht passiert!
Engagement für Demokratie
Die Eröffnungsfeier, die traditionell im Kongresssaal der Arbeiterkammer in Linz stattfindet, bildet alljährlich den Auftakt für die einwöchige österreichweite Fortbildung für Lehrer/-innen.
Mit dem Projekt „Mein Engagement für Demokratie“ stellte die AK den 5 teilnehmenden Schulklassen das Buch „Der Boxer. Die wahre Geschichte des Hertzko Haft“ von Reinhard Kleist zur Verfügung und lud sie zur Beschäftigung damit ein.
Der polnische Jude wurde mit 16 Jahren ins Konzentrationslager deportiert und dort – zur Belustigung der Nationalsozialisten – zum Boxkämpfer ausgebildet. Er kämpfte tagtäglich um sein Leben. Nach seiner Flucht in die USA wurde er dort als „Harry Haft“ berühmt.
Theater gegen Unterdrückung
Eine andere kreative Kunstform wählte die 4AKM der HLW Steyr: In 5 Theaterszenen, in denen sie stumm und ausschließlich mit Schildern auf die Bühne traten, behandelten sie (zum Teil in Zeitsprüngen) die Themen Unterdrückung der Frauen in der Gesellschaft, Entgleisungen und fragwürdige Entscheidungen von österreichischen Politikern/-innen im Fernsehen, Freiheitsberaubung und die Frage nach demokratischem Handeln. Einen ganzen Monat hat die Klasse daran gearbeitet.
Die Schüler/-innen der 4a der MMS Leonding gestalteten Bilder und versahen diese mit Sprechblasen zu den Themen Nationalsozialismus und Demokratie. „Mensch ist Mensch. Egal, welche Hautfarbe oder Religion“, „Vielfalt stärkt unsere Gesellschaft“ oder „Demokratie ist Verantwortung – übernimm deine Rolle!“ waren etwa zu lesen. „So etwas wie den Nationalsozialismus darf es nie wieder geben. Wir haben viele verschiedene Kulturen in unserer Klasse und wir lernen alle etwas voneinander“, so eine Schülerin.
Filmprojekt zu Nationalsozialismus und Demokratie
Einen Film produzierte die 4c der TSMS Pettenbach. Darin fassten sie wichtige Informationen zum Nationalsozialismus zusammen, spielten die Brutalität in Konzentrationslagern nach und interviewten sogar Bürgermeister, einen Mitarbeiter des Gemeindeamts und eine Zeitzeugin über die Zeit des Nationalsozialismus in Pettenbach und Umgebung. Außerdem führten sie Interviews zum Thema Demokratie. „Dieses Thema ist auch uns wichtig, bei uns gibt es zum Beispiel ein Klassenparlament jede Woche“, erzählte eine Schülerin.
Jugend fordert mehr Gehör in Politik
Ebenso ein Video drehte die 5a des Akademischen Gymnasiums Linz. In verschiedenen Szenen wurden einerseits in Anlehnung an das Buch „Der Boxer“ Kampfszenen nachgespielt, andererseits Interviews zu Fragen nach Demokratie, Pressefreiheit, Gleichberechtigung und freier Meinungsäußerung geführt. Eine Schülerin appellierte an die Politiker/-innen: „Dass wir wählen dürfen ist wichtig, aber wir wollen noch mehr gefragt und gehört werden bei politischen Entscheidungen.“
Wachsam gegen Ausgrenzung bleiben
Sichtlich berührt von den Beiträgen der Schüler/-innen war die Zeitzeugin Anna Hackl. „Es war eine schlimme Zeit und ich wünsche euch, dass ihr so etwas nie erlebt. Seid wachsam und vorsichtig“, so die 91-Jährige.
AK-Vizepräsident Josef Madlmayr betonte die Wichtigkeit, sich auch heute noch mit dem Thema Nationalsozialismus auseinanderzusetzen: „Das menschenverachtende Gedankengut der Nationalsozialisten hat durch einen ganz einfachen Mechanismus funktioniert, indem systematisch bestimmte Bevölkerungsgruppen abgewertet und gegenseitig ausgespielt wurden. Diesen Mechanismus gibt es leider heute auch noch vielfach. Umso wichtiger ist es, dass junge Menschen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung erkennen und ermutigt werden, dagegen aufzutreten.“
Hermann-Langbein-Symposium
Das jährlich stattfindende Symposium ist nach dem Widerstandskämpfer und Auschwitz-Überlebenden Prof. Hermann Langbein (1912-1995) benannt. 1980 wurde das Symposium von Langbein selbst gegründet. Mittlerweile besteht das Hermann-Langbein-Symposium länger als alle anderen Veranstaltungen der Lehrerfortbildung in Österreich. In der Arbeiterkammer Linz findet es seit 2012 statt.Fotos zum Download
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