AK-Jugend-Dialogtreffen: Wie geht es jungen Menschen in Zeiten multipler Krisen?
COVID-19-Pandemie, Klimakrise, russischer Angriffskrieg auf die Ukraine und explodierende Lebenserhaltungskosten: Die vergangenen Jahre waren herausfordernd. Jugendliche mussten auf vieles verzichten und waren oftmals isoliert. Wie geht es den jungen Menschen? Welche Zukunftsperspektiven, Hoffnungen und Wünsche haben sie und wie gelingt der Start in die Arbeitswelt? Die AK Oberösterreich lud zu 6 Jugend-Dialogtreffen, um diese Fragen zu diskutieren. 181 Jugendarbeiter/-innen aus verschiedenen Organisationen und Projekten folgten der Einladung.
Bezirkstour der Jugendkoordinatoren
Die Jugend-Koordinatoren/-innen der Arbeiterkammer Oberösterreich tourten von Oktober bis Dezember durch Oberösterreich, um sich einer konkreten Frage zu widmen: Corona-Krise, Ukraine-Krieg, bedrohte Umwelt, steigende Preise – welche Perspektive haben Jugendliche in Zeiten wie diesen? Bei insgesamt 6 Jugend-Dialogtreffen in den AK-Bezirksstellen kamen 181 Experten/-innen zusammen, die mit Jugendlichen in arbeitsmarktpolitischen Angeboten am Übergang von der Schule zur Arbeitswelt arbeiten. Sie unterstützen junge Menschen dabei, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sie wissen, wo der Schuh drückt und was die Jugendlichen beschäftigt.
Beziehungsarbeit ist Schlüssel
Vor allem die COVID-19-Krise hat bei den Jugendlichen Spuren hinterlassen und führte oftmals zu Perspektivenlosigkeit. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der Jugend-Dialogtreffen. Bei manchen mündeten die Sorgen und Ängste in Depressionen. Die Jugendarbeiter/-innen stellen außerdem fest, dass die Anzahl an Jugendlichen mit Suizidgedanken steigt. Niederschwellige Therapieangebote seien laut den Experten/-innen das Um und Auf.
Der Schlüssel, um einen Zugang zu den Jugendlichen zu finden und sie zu unterstützen, sei Beziehungsarbeit. Ein Teilnehmer des Jugend-Dialog Treffens in Traun schildert: „Es tut den Jugendlichen gut, wenn man eine Beziehung mit ihnen aufbauen kann, ohne gleich Erwartungen an sie zu stellen. Allerdings gibt es Grenzen, wo es notwendig ist, dass man professionelle Unterstützung hinzuholt.“ Zudem bräuchten auch Eltern gezielte Unterstützungsangebote, wenn sie ihren Kindern selbst nicht mehr weiterhelfen können.
Politiker/-innen sollen sich selbst Bild machen
An die Politik haben die Jugendarbeiter/-innen eine konkrete Botschaft: Entscheidungsträger/-innen sollten sich die Angebote selbst ansehen und ins direkte Gespräch mit den Jugendlichen kommen, um sich ein Bild zu machen.
AK-Präsident Andreas Stangl steht auf der Seite der Beschäftigten und plädiert: „Das Land Oberösterreich muss mehr Geld in die Hand nehmen und in die Zukunft der Jugendlichen investieren. Die jungen Menschen können eine gute Zukunft vor sich haben. Mit einem Beruf, der zu ihnen passt und sozialer Absicherung. Ihnen die nötige Starthilfe und Rückhalt zu geben, ist eine gewinnbringende Investition für alle.“
Um Jugendliche besser unterstützen zu können, braucht es aus Sicht der Arbeiterkammer:
- Kostenlose psychosoziale Angebote müssen flächendeckend massiv ausgebaut werden. Die Versorgung aller psychisch belasteten und kranken Menschen muss stationär und ambulant sichergestellt werden. Psychotherapie und Sozialarbeit vor Ort (etwa an Schulen oder in Lehrbetrieben) kann präventiv viel dazu beitragen, dass Probleme frühzeitig erkannt und Unterstützung geboten wird. Die Finanzierung wäre über die bei der Kassenreform versprochene Patientenmilliarde denkbar.
- Ausbau sozialraumorientierter, aufsuchender Jugendarbeit, um Jugendliche zu motivieren, die Ausbildung fortzusetzen.
- Eine zentrale, niederschwellig nutzbare, gut beworbene Beratungsstelle, die an alle vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten vermittelt, würde die Inanspruchnahme erleichtern. Außerdem könnte damit der Bedarf zentral erhoben werden.
- Freifahrt und „Jugendticket-Netz“ für alle Jugendlichen in Ausbildung – auch für jene, die sich in Produktionsschulen, Berufsorientierungskursen und Stabilisierungsprojekten befinden.
- Verstärkte Angebote zur Berufs- und Bildungswegorientierung.
- Qualitätssicherung in der dualen Lehrausbildung: Bei der betrieblichen Lehrstellenförderung braucht es eine Förderschiene für Betriebe, die sozial benachteiligten Jugendlichen eine Chance geben, niedrige Lehrabbruchsquoten haben und qualitätsvoll ausbilden. Die betriebliche Lehrstellenförderung könnte z.B. auch präventive psychosoziale Angebote im Betrieb fördern.
- Kostenloses Nachholen von Lehrabschlüssen sowie die Übernahme der Kosten für die Prüfungsgebühren im zweiten Bildungsweg und – analog zur Regelung für Lehrlinge – auch für allfällige Wiederholungsprüfungen. Vorbereitungsunterlagen für die Prüfung sollen generell kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
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