PRESSEAUSSENDUNG vom 25.05.2023

Kurt Bayer bei der Voll­versammlung der AK Oberösterreich: Österreich braucht eine verbindliche Krisenstrategie

In seinem Referat bei der Vollversammlung der AK Ober­österreich kritisierte der Ökonom Kurt Bayer die Krisenpolitik der Bundesregierung scharf: Sie folge keiner Strategie, bestehe nur aus vielen teuren Ad-Hoc-Einzelmaßnahmen, sei verteilungsungerecht und blende Präventionsmaßnahmen völlig aus.

Erforderlich sei eine klare Strategie mit verbindlichen Umsetzungsplänen unter demokratischer Einbindung der Zivilgesellschaft und der konstruktiven Opposition. Sie müsse den Zusammenhang einzelner Krisenphänomene und die Verteilungswirkung aller Maßnahmen in den Blick nehmen. Nötig seien sowohl Eingriffe in versagende Märkte als auch verstärkte Förderungen für besonders verletzliche Personengruppen.

Bundes­regierung ohne Strategie

Kurt Bayer diagnostiziert mehrere aktuelle, zum Teil schon länger bestehende und einander überschneidende Krisen: Die Klima- und Umweltkrise, eine soziale Krise der Einkommens- und Vermögensverteilung, die noch nicht bewältigte Finanzkrise 2008, die Coronakrise und die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Energie- und Inflationskrise.

Eine wirksame Krisen­politik bestehe aus Förderungen und Regulierung, kurz- und langfristigen Maßnahmen, die volks- und einzelwirtschaftliche Folgen für Unternehmen und Haushalte berücksichtigen, und sie produziere Gewinner und Verlierer. Die österreichische Regierung führe dazu aber keine öffentliche Diskussion und habe keine erkennbare Strategie.  

Inflation in Österreich zu hoch

Mit 9,8 Prozent im April 2023 habe Österreich eine deutliche höhere Inflation als die Eurozone (7,0) und viele Nachbarländer. Zurückzuführen sei das unter anderem auf ein Steigen der Gewinnmargen. Haupttreiber der Inflation sind die Sektoren Energie/Wohnen, Nahrungsmittel und Verkehr. Die Inflation bleibe weiter hoch und werde sich erst 2024/25 abflachen.

Gießkannen­prinzip löst keine Probleme

Die aktuelle Krisen­bekämpfung der österreichischen Regierung bestehe fast nur aus Förderungen nach dem Gießkannenprinzip. Eine Diskussion, wer Hilfe am meisten benötigt und wie beziehungsweise von wem die hohen Förderungen von mehr als 50 Milliarden Euro bezahlt werden sollen, werde nicht geführt. Es gebe kaum Eingriffe in die Märkte und gar keine Präventionsmaßnahmen.

„Eine erfolgreiche Krisenpolitik benötigt eine sichtbare Strategie und eine um die Zivilgesellschaft erweiterte “Wirtschaftspolitische Aussprache“ à la Kreisky. Zur Ideenfindung und um eine breite Akzeptanz der Maßnahmen sicherzustellen, müssen alle konstruktiven Kräfte eingebunden werden“, sagte Bayer.

Bayer schlägt vor:

  • Verbindliche Umsetzungs­pläne
  • Die Beachtung des Zusammenhangs einzelner Krisenphänomene und deren Verteilungswirkung
  • Vorausschauende Prävention statt teurer Ad-Hoc-Maßnahmen
  • Markteingriffe bei Marktversagen und Förderungen für besonders verwundbare Personengruppen je nach Effizienz und Effektivität
  • Eingriffe in den Preismechanismus bei Energie, Nahr­ungsmitteln und Mieten
  • Die Einrichtung einer effektiven Preis­kommission zur Analyse und Erstellung von Politikvorschlägen
  • Eine effektive Wettbewerb­sbehörde mit erweitertem Auftrag in Richtung Analyse der  Preiskalkulation der Unternehmen
  • Die Abschöpfung von Supergewinnen und die Rückforderung von Überförderungen
  • Krisenvorsorge (etwa Gesundheit, Klimaanpassung, Preis/Wettbewerbsbehörden)
  • Eine Industriestrategie für Klima, Energie und Digitalisierung

Wer ist Kurt Bayer?

Dr. Kurt Bayer ist einer der renommiertesten österreichischen Ökonomen. Er war in seiner erfolgreichen nationalen und  internationalen Karriere unter anderem im Wirtschaftsforschungsinstitut, im Finanzministerium, im Wirtschafts- und Finanzausschuss der EU sowie in führenden Funktionen bei der OECD, der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung tätig. 

Mittlerweile emeritiert, ist Bayer weiterhin als Finanzexperte bei Attac engagiert und bringt als Gastautor für verschiedene Medien im In- und Ausland  immer wieder fort­schrittliche und arbeitnehmerorientierte wirtschaftspolitische Positionen in die öffentliche Debatte ein.     

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Dr. Kurt Bayer
Dr. Kurt Bayer © Wolfgang Spitzbart, AKOÖ


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